Pita Limjaroenrat
Thailand ist am Scheideweg: Pita Limjaroenrat wurde erneut eine Kandidatur als Regierungschef verwehrt.
EPA/Rungroj Yongrit

Es sind turbulente Tage in Bangkok. Nach dem überraschenden Wahlsieg der progressiven Move-Forward-Partei (MFP) im Mai stemmt sich das Establishment der Generäle und Königstreuen dagegen, dass der junge Polit-Shootingstar Pita Limjaroenrat von der MFP im Parlament tatsächlich zum Regierungschef gewählt wird – und dies mit Erfolg.

Die Turbulenzen zeigen deutlich: Thailand ist am Scheideweg. Viele Thais wollen weg von der militärisch-royalen Allmacht, die im konfliktträchtigen Paartanz mit mächtigen Politclans seit Jahrzehnten das Land prägt. Move Forward und dessen Sieg waren etwas genuin Neues in einem Land, das zwischen Militärmacht und Clanpolitik hin- und herwaberte.

Doch noch ist dieser Weg verschlossen, bleibt Thailand im militärischen Erbe festgefahren. Das politische Establishment verhindert, dass ein progressiver Wahlsieger an die Macht kommt. Das ist nicht nur verheerend im Land selbst, sondern strahlt auch über die Landesgrenzen aus. Autokraten und Diktatoren, etwa die Militärjunta in Myanmar, fühlen sich bestätigt und beflügelt: Sie schielen immer wieder nach Bangkok, um zu lernen, wie man eine international tolerierte Pseudodemokratie betreibt.

Doch in Thailand hat sich etwas verändert. Die junge Generation hat Protesterfahrung und ist bereits organisiert. Sie wird sich nicht einfach mundtot machen lassen. Zu hoffen bleibt, dass der Konflikt nicht in Gewalt eskaliert. (Anna Sawerthal, 19.7.2023)