Lisa Marie Kellermayr, Ärztin
Die oberösterreichische Ärztin Lisa-Maria Kellermayr erhielt aus der Szene der Corona-Kritiker und Impfgegner Hassnachrichten und teils auch Morddrohungen. Diese sind nach wie vor online abrufbar: Kellermayr selbst hatte sie vor ihrem Suizid im Vorjahr veröffentlicht.
Foto: Hermann Wakolbinger

Fast ein Jahr ist vergangen, seit die oberösterreichische Ärztin Lisa-Maria Kellermayr verstorben ist. Sie war unter anderem im Netz aus der Szene von Gegnern der Corona-Maßnahmen sowie von Covid-Impfgegnern massiv bedroht worden, was sie in eine schwere Krise schlittern ließ, die letztlich mit ihrem Suizid endete.

Die Ermittlungen der Behörden wegen der Hassmails und expliziten Morddrohungen waren zunächst eingestellt worden. Mitte Jänner 2023 gab die Staatsanwaltschaft Berlin bekannt, dass es nicht gelungen sei, die zwei Berliner zu identifizieren, die die Hassmails an Kellermayr geschickt haben sollen. Die Berliner Behörde hatte die Amtshandlung von der Staatsanwaltschaft Wels, die wegen des Verdachts der Bedrohung ermittelte, übernommen.

Nun hat die Staatsanwaltschaft in Berlin ihre Akten aus dem Fall Kellermayr an die Behörde in Würzburg geschickt, wie es in einer Stellungnahme gegenüber dem STANDARD hieß. In diese Stadt in Bayern führt eine weitere Spur: Dort soll ein Anwalt Drohnachrichten erhalten haben, die vom selben Absender stammen könnten. Aktuell wird in Würzburg eine Zusammenführung der Verfahren geprüft. "Über die Übernahme wurde von uns bislang nicht entschieden", teilte Thorsten Seebach, Sprecher der Staatsanwaltschaft Würzburg, auf Anfrage mit. Ausgelöst wurden die Ermittlungen durch eine "Puls 4"-Recherche.

Auch Staatsanwaltschaften in München und Wels ermitteln

In München laufen seit längerem Ermittlungen gegen einen Verdächtigen. Diese dauern noch an, da nach Auskunft der dortigen Staatsanwaltschaft eine große Datenmenge auszuwerten ist. Eine Ausweitung der Verdachtslage auf weitere Personen steht in München nicht im Raum. Zudem ist laut einem Sprecher noch unklar, ob überhaupt Anklage erhoben wird.

Die Informationen der deutschen Behörden liegen auch der Staatsanwaltschaft Wels vor. Sie würden derzeit geprüft, "was sicher noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird", sagt eine Sprecherin. Ermittelt werde gegen vier Männer. Vor Herbst sei nicht mit einem Ergebnis zu rechnen.

Kellermayr fühlte sich vor ihrem Suizid nicht ausreichend von den Behörden unterstützt. Eine Bitte um Polizeischutz wurde abgewiesen, sowohl die Polizei als auch die Standesvertretung der Medizinerin warfen ihr vor, sich in die Öffentlichkeit zu drängen. Kellermayr veröffentlichte auch Hassnachrichten und Morddrohungen, die sie erhielt, auf ihrer Website. Diese sind bis heute online. (spri, muz, krud, 20.7.2023)