"Schon vor zehn Jahren hat das Burgenland den Punkt erreicht, an dem bei günstigen Verhältnissen mehr Strom produziert als verbraucht wurde – nicht zuletzt aufgrund unserer Vorreiterrolle im Bereich der Windenergie", sagte der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) Anfang Juli in Zurndorf im Zuge der Feierlichkeiten zum 25-jährigen Bestehen des dortigen Windparks. 1998 wurden dort sechs 500-Kilowatt-Windräder errichtet, die inzwischen durch solche mit zwei und mehr Megawatt Leistung ausgetauscht wurden. Zudem wurde der Windpark auf 19 Windkraftanlagen ausgebaut.

Mehrere Windräder
Im Burgenland wird künftig überschüssige Wind- und Sonnenenergie in Zurndorf in Wasserstoff umgewandelt. Eine erste Großspeicherbatterie steht bereits in Zurndorf.
APA/ROBERT JAEGER

Ebenfalls in Zurndorf wird ein Elektrolyseur zur Gewinnung von grünem Wasserstoff errichtet, der den dort erzeugten Strom nutzen wird. Die Anlage, die Burgenland Energie und Verbund gemeinsam im Burgenland errichten, wird in mehreren Stufen gebaut. Ab 2026 ist geplant, 9.000 Tonnen grünen Wasserstoff pro Jahr zu produzieren. In der Vollausbaustufe bis 2030 werden es jährlich 40.000 Tonnen sein. Damit würde man 400.000 Tonnen CO2-Emissionen jährlich einsparen. Ab 2026 wird von dort über eine noch zu errichtende Wasserstoffpipeline, den H2-Kollektor Ost, grüner Wasserstoff vom Burgenland zur OMV nach Schwechat und nach Wien-Simmering transportiert werden.

Für den H2-Kollektor Ost werden 56 Kilometer neue Stahlrohre verlegt, aber auch vier Kilometer einer alten Erdgasleitung genutzt. Den Wasserstoff aus dem Burgenland wird in Wien die Industrie nutzen, und er soll Treibstoff für Wasserstoffbusse sein. Die OMV in Schwechat plant, damit ebenfalls Treibstoffe – etwa für Flugzeuge – zu erzeugen.

Gleichzeitig mit dem Bau der Wasserstoffleitungen wurde angedacht, auch einen Zufluss von der Donau zum Neusiedler See zu verlegen. Derzeit gilt aber eine Zuleitung von Wasser über ein Hebewerk beim Einserkanal als die wahrscheinlichste Variante – auch wenn es dafür die Zustimmung der Ungarn braucht. Da die Ungarn aber schon für die Verzögerungen bei der Zuleitung aus der Moson-Donau verantwortlich gemacht werden, denkt man im Burgenland auch über eine innerösterreichische Lösung nach.

Ein Container der auf einer Seite offen ist, und in dem eine Batterie untergebracht ist.
Die Enthüllung der Solid-Flow-Batterie in Schattendorf durch Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ), die aktuell noch in einem Container untergebracht ist.
Burgenland Energie

Eigene Wege geht das Burgenland in einem weiteren Bereich, den überschüssigen Wind- und Solarstrom zu nutzen. Man speichert ihn in der "ersten betriebsbereiten organischen Solid-Flow-Batterie der Welt", wie es die Burgenland Energie beschreibt. Solid-Flow-Batterien speichern die elektrische Energie in nahezu unbegrenzt verfügbaren Elektrolyten, verwenden keine umweltgefährdenden Materialien, sind nachhaltig und – da nicht brennbar – sehr sicher zu betreiben, heißt es vonseiten der Burgenland Energie. Der Großspeicher, der ohne Lithium und Kobalt auskommt, ist in einem 40-Fuß-Container untergebracht und steht im 2023 errichteten hybriden Solar- und Windpark Schattendorf, der eine Gesamtleistung von 15 Megawatt hat. Insgesamt sollen solche Speicher mit einer Gesamtkapazität von bis zu 300 MWh im Burgenland errichtet werden. (Guido Gluschitsch, 21.7.2023)