Mann schiebt Wagen voller Pakete
Der Onlinehandel boomt, und die Logistikerinnen und Logistiker kommen immer mehr an ihre Grenzen.
Heribert Corn

Nach den enormen Zuwächsen während der Corona-Pandemie gab es auch im vergangenen Jahr wieder ein Plus: 2022 wurden rund 355,3 Millionen Packerln in Österreich befördert, wie Daten der Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH (RTR) zeigen. Im Vergleich zu 2021 bedeutet das einen Zuwachs von 4,7 Prozent.

Um dem anhaltend hohen Paketaufkommen Herr zu werden, fordern Logistiker bessere Rahmenbedingungen und Impulse seitens der Politik. Die Inflation, höhere Anforderungen rund um Nachhaltigkeit und fehlende Arbeitskräfte würden die Unternehmen herausfordern, sagte Oliver Wagner, Geschäftsführer des Zentralverbands Spedition und Logistik in einer Aussendung. Den Beruf des Paketzustellers auf die Liste der Mangelberufe (siehe Infobox) aufzunehmen sei daher ein "Gebot der Stunde".

Die Attraktivität der Branche am Arbeitsmarkt müsse gehoben werden, damit leichter neue Mitarbeitende gefunden werden können. Neben der Listung als Mangelberuf plädiert der Zentralverband zudem dafür, dass die Transportpartner der Paketdienstleister selbst stärker ihre offenen Stellen beim AMS melden.

Österreichweites Gütesiegel

Auch Qualitätssiegel sollen den Beruf attraktiver machen und so bei der Personalfindung helfen. Im Sinne der Maximierung von Qualität, Transparenz und Nachhaltigkeit in der Speditions- und Logistikbranche tritt Wagner für eine bundesweite Zertifizierungsoffensive ein: "Möglichst viele Kleintransporteure sollen die Anforderungen eines österreichweit gültigen Gütesiegels als Qualitätszeichen führen können." Damit könne auch "ungerechtfertigten Bedenken in der medialen Öffentlichkeit" – beispielsweise rund um die Nichtleistung von Sozialversicherungsabgaben – entgegengetreten werden.

In den vergangenen Monaten gab es immer wieder schwere Vorwürfe gegen den Paketdienstleister DPD. Vorgeworfen wurden dem Unternehmen in Medienberichten unter anderem schlechte Arbeitsbedingungen für die Zustellerinnen und Zusteller, ausstehende Gehälter, Lohndumping und Sozialbetrug.

Neben dem Arbeitskräftemangel sind auch steigender Kostendruck, Nachhaltigkeit und Transparenz bei der Zustellung Themen, bei denen der Verband politischen Handlungsbedarf sieht. Wagner baut unter anderem auf "Impulse seitens der Politik", was die Ladeinfrastruktur im Land angeht. (APA, red, 27.7.2023)