41 Jahre ist es her, dass Margaret Thatcher britische Kriegsschiffe vor die Küste Argentiniens schickte, um auf den Falklandinseln das britische Kolonialerbe zu verteidigen. Neun Jahre zuvor war das ehemalige Empire der Europäischen Gemeinschaft beigetreten. London gewann den Krieg, in Argentinien musste die Militärjunta daraufhin weichen, und dennoch ist das Thema im südamerikanischen Staat hochemotional. Argentinien verabschiedete 1994, trotz der Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen, eine neue Verfassung, in der das britische Überseegebiet mit innerer Autonomie als Teil einer argentinischen Provinz gesehen wird.

Und wie so oft bei Grenz- und Territorialstreitigkeiten spielt die Sprache bzw. Namensgebung eine bedeutende Rolle. Sprich: Orientiert man sich am britischen Namen Falkland Islands (Falklandinseln) oder den auf spanisch gebräuchlichen Islas Malvinas (Malwinen).

Argentinische Soldaten vor einer Karte der Falklandinseln/Malwinen.
EPA

Als Großbritannien noch Teil der EU war, gab es keinerlei Debatte, dass selbstverständlich der London gefällige Name verwendet würde. Dafür sorgten die britischen MEPs, Kommissare und Verwaltungsmitarbeiterinnen und notfalls die britischen Botschafterinnen und Botschafter bei der EU.

Kein EU-Mitglied mehr

Als in der vergangenen Woche die EU-Spitzen zu einem Gipfel mit Vertretern der Staaten Lateinamerikas und der Karibik (CELAC) zusammenkamen und eine Deklaration verabschiedeten, äußerten britische Diplomaten plötzlich ihren Protest. An Ratspräsident Charles Michel gerichtet verlangte London, die Position der EU-27 zu "klären". Auch Premier Rishi Sunak sprach von einer "bedauerlichen Wortwahl", bekräftigte das Recht der Inselbewohner, über ihr eigenes Schicksal zu bestimmen, und erinnerte an das Referendum von 2013. Und auch die Regierung der Falklandinseln/Malwinen protestierte.

Die "Islas Malvinas" hatten es nämlich in die gemeinsame Erklärung geschafft – wenn auch nur gemeinsam mit den Falklandinseln. In der entsprechenden Passage heißt es: "Was die Frage der Souveränität über die Islas Malvinas/Falklandinseln betrifft, so nahm die Europäische Union die historische Position von CELAC zur Kenntnis, die auf der Bedeutung des Dialogs und der Achtung des Völkerrechts bei der friedlichen Lösung von Streitigkeiten beruht."

Ein EU-Vertreter sagte der "Financial Times" nur, dass man schwer Statements im Auftrag Londons abgeben oder abändern könne. Es sei schließlich von den 27 EU-Staaten und den CELAC-Staaten so angenommen worden. Buenos Aires hatte zu jener Zeit bereits von einem "diplomatischen Triumph" gesprochen. Das südamerikanische Land drängt seit 2016 auf Gespräche mit London. "Wären sie noch in der EU, hätten sie ja dagegen etwas unternehmen können", hieß es vom EU-Vertreter nur knapp.

EU beruhigt

Peter Stano, Sprecher des Europäischen Auswärtigen Dienstes, versuchte zu kalmieren und sagte, dass sich "die Position und Sicht der EU-Mitgliedsstaaten bezüglich der Falklandinseln/Malwinen nicht geändert" habe, weil es weder einen Ratsbeschluss noch eine Diskussion über die Sache gegeben habe.

Tatsächlich dürfte es aber das erste Mal gewesen sein, dass die EU eine Deklaration mit dem entsprechenden Wording verabschiedet hat. 32 der 33 CELAC-Staaten stimmten übrigens zu, das Russland-nahe Nicaragua nur deshalb nicht, weil es seinerseits mit dem Wording zum Ukrainekrieg nicht glücklich war. (Fabian Sommavilla, 27.7.2023)