Jagger
Mick Jagger in Aktion, irgendwie legendär!
APA/HANS KLAUS TECHT

Wenn Mick Jagger heute den 80. Geburtstag feiert, beglückwünschen Millionen Fans ihn als Jungbrunnen. Zwar ist nicht einmal Jagger die ewige Jugend gegeben, aber er hat diesen Lebensabschnitt für sich und viele andere über Jahrzehnte hinausgezögert, eine Haltung über das biologische Alter gestellt: Rock ’n’ Roll.

Video: Rolling-Stones-Sänger Mick Jagger wird am Mittwoch 80 Jahre alt.
AFP

Jagger wurde als Sänger der Rolling Stones zum Inbegriff des Rockstars. Das ist nicht einmal in jungen Jahren eine Disziplin von besonderer Würde, im Gegenteil, aber er sch… – pfeift auf diese, was wiederum der Renitenz zuarbeitet, die er verkörpert.

Der Sexgott

Jagger ist einer, der gibt, aber auch nimmt und fordert. Elvis Presley mag vor ihm mit den Hüften gekreist haben, doch er und die Stones haben das von Elvis in den 1950ern gelegte Feuer in den 1960ern neu entfacht. Während Elvis in Hollywood geistfreie Singsang- und Liebeskomödien drehte, zog Jagger als neuer Sexgott mit Keith und Co durch die Konzerthallen, säte und fuhr die Ernte ein. Und zwar mit einer kulturellen Aneignung feinster Sorte.

Denn die Stones wollten eigentlich bloß die beste Bluesband von England werden, wie Richards in seiner Biografie Life schreibt. Doch sie haben über das Ziel hinausgeschossen, und wie.

Ordentlich Geld verdient

Der Erfolg auf der Insel ermöglichte den Rolling Stones den Weg nach Amerika, wo sie mit ihrer von dort importierten Musik ein Revival mit auslösten und mit ihren Coverversionen dafür sorgten, dass manch ein schwarzer Musiker zum ersten Mal in seinem Leben ordentlich Geld verdiente. Jagger und die Stones brachten diese in den Juke Joints des US-Südens geborene Musik in die Stadien. Mick war Stimme, Gesicht und die riskante dicke Lippe dieses Phänomens.

Mit ihm als Frontmann wurden die Rolling Stones Weltstars, Jagger von einer zuerst polizeilich verfolgten Unperson letztlich gar von der Queen in den Adelsstand hochgesäbelt. Der am 26. Juli 1943 nahe London Geborene besaß zwar nie den ramponierten Charme seines Lebensmenschen Keith Richards, aber er besaß die Stimme und die Bühnenvirilität, um zu dessen Riffs die notwendigen Zeilen zu singen. Ein Song wie Let’s Spend The Night Together stand letztlich nicht nur für kurzfristige Freude, sondern für ihr gemeinsames Wirken bei tausenden Auftritten.

Hängebacken

Selbst heute, mit hängenden Backen und anderen Malen eines Lebensstils, den er mit erfunden hat, kommt ihm in diesem Fach keiner nahe. Und wenn, dann war er früher dran – eine Segnung des Alters.

Jagger und die Stones zählen zum Weltkulturerbe. Da kann man schon einmal die Bodenhaftung verlieren. Als er in den 1980ern dachte, er wäre ohne Keith und Co besser dran, Sir-mäßiger unterwegs und erfolgreicher, lernte er auf die harte Tour, dass dem nicht so war.

Leider weigert sich der achtfache Vater beharrlich, eine Biografie zu schreiben, also wird seine Sicht auf sein Leben ein Geheimnis bleiben. Sein Geburtstag aber ist keines. Möge die Zeit noch lange auf seiner Seite sein. (Karl Fluch, 26.7.2023)