The Batman
Robert Pattinson in "The Batman". Beachten Sie die Schwarzschattierungen.
imago images/Picturelux

Manche fragen sich vor dem Kinobesuch von Oppenheimer womöglich, ob sie den Film wirklich verstehen werden. Nicht nur inhaltlich angesichts des Quantenmechanik-Fachjargon und Regisseur Christopher Nolans verschachtelter Erzählweise, sondern in Hinsicht auf die akustische Klarheit des Dialogs. Erst vor drei Jahren hatte der Regisseur mit Tenet Kritik auf sich gezogen, da man ohne Untertitel kaum etwas verstehen konnte.

An der Technik kann es nicht liegen. Wie der Kinotechniker Julian Hammerler festhält, habe sich diese über die letzten Jahre hinweg sogar verbessert. Gerade bei Nolan liegen die Abstriche an seiner Philosophie: "Wir haben beschlossen, dass wir keine Filme für Substandard-Kinos mehr mischen", erklärte er bereits 2017 in einem Interview. Oppenheimer kann weltweit nur in einer Handvoll Kinos in dem beabsichtigten Format gespielt werden. Denn wie viele Imax-Kinos mit 70-mm-Analogfilmprojektoren gibt es tatsächlich?

Weltkarte Imax Oppenheimer
Vorkommen von 70-mm-Imax-Kinos weltweit laut der "Washington Post". Das für uns nächstgelegene ist das Cinema City Flora in Prag.
https://www.washingtonpost.com/entertainment/movies/2023/07/20/oppenheimer-70mm-imax-theaters-locations/

Saubere Effekte

Doch wenn wir schon nicht richtig hören, können wir das Bild wenigstens sehen? Auch das ist komplizierter geworden. Die Batman-Filme oder Fernsehserien wie Game of Thrones werden immer dunkler. Wie beim Ton ist das nur bedingt eine künstlerische Entscheidung. Mit der Digitalisierung hat sich auch die Beleuchtungsarbeit verändert. Zu Analogzeiten habe man "immer eine Blende überbelichtet, weil Film in den Tiefen sehr viel rauchiger wird," sagt Lisa Schmölzer, die als Compositing Artist bei Filmen wie Avengers: Endgame mitgearbeitet hat. Nun sei es aber so, "dass wir extrem große Datenmengen aufnehmen und man zu jedem Zeitpunkt noch rauf und runter rendern kann." Vermutlich hoffen Studios darauf, dass digitale Effekte realistischer wirken, wenn man weniger Details sieht. Aber ganz so einfach ist das nicht, wie Schmölzer erklärt: "Auch wenn Bilder dunkel sind, müssen die Effekte sauber sein."

Digitale Möglichkeiten haben ein Fass aufgemacht, aus dem das Blockbuster-Kino nicht mehr herauskommt, denn große Produktionen nutzen immer mehr Audio- und Bildeffekte. Der dunkle Bildstil ist nicht nur erzählerisch en vogue, er verlangt die große Leinwand im dunklen Kino. Nur so kann man die Details in den dunklen Bereichen ausmachen. Beim Ton muss auch stets die Dynamic Range passen – also die Skala vom leisesten bis zum lautesten Ton. Wenn der Dialog genauso laut zu hören ist wie eine Explosion, dann wirkt Letztere nicht mehr so monumental.

Flatscreen klingt wie "Blechhäferl"

Viele Kinos spielen Filme auch nicht in der vom Studio nahegelegten Lautstärke 7 auf der Dolby-Skala ab, da diese als zu laut empfunden wird. Wie Hammerler noch ergänzt, kann die Standard-Tonmischung auch ein Problem sein. "Dahinter steht die Annahme, dass jeder Kinosaal gleich klingt. Aber jedes Kino ist anders." Auch zwischen großer Leinwand und Heimkino entsteht eine Diskrepanz. In seiner extremsten Ausformung, dem 3D-Tonformat Dolby Atmos, hat der Kinoton 128 Kanäle. Das kann der Flatscreen daheim nicht, der Ton muss heruntergemischt werden. Durch Flatscreen, Tablet, Handy und deren kleine Lautsprecher klingt alles nur noch, so Hammerler, wie "ein Blechhäferl". Zusammen mit dem herunterskalierten Soundmix für den Heimgebrauch lässt sich alsbald erklären, warum vieles so schwer zu verstehen ist.

Ähnlich verhält es sich beim Bild. "Filme werden von Leuten gemacht, die in dunklen Räumen sitzen", so Schmölzer weiter. "Die sitzen nicht mit einem Handy draußen im Garten." Streamings-Services komprimieren die gigantische Datenmenge, die dann durch die eigene, vielleicht nicht allerbeste Internetverbindung zu Hause heruntergeladen wird. "Die Algorithmen sind darauf ausgelegt, dass sie in den dunklen Bereichen mehr komprimieren. Das bedeutet, dass bei Game of Thrones zwar viel zu sehen ist – was bei mir ankommt, ist aber nur noch Pixelmatsch", sagt Schmölzer.

Digitale Nachschärfer ausschalten

Mittlerweile haben sich Online-Foren gebildet, worin sich Filmliebhaber Tipps geben, wie man seinen Fernseher optimieren kann. Hammerler rät, sich ein externes Soundsystem zuzulegen. Schmölzer empfiehlt, digitale Nachschärfer im Menü auszuschalten. Außerdem sei es auch hilfreich, "das Licht in der Wohnung auszumachen, sich auch mal die Blu-Ray zu leisten oder ins Kino zu gehen. Weil man dort am ehesten das sieht, was sich die Filmemacher gewünscht haben." (Susanne Gottlieb, 26.7.2023)