Die türkis-grüne Bundesregierung hat die Neuigkeit in den letzten Monaten mehrfach verkündet. Beim Sommerministerrat am Dienstag wiederholte sie: Bis Jahresende werden 100 Kassenarztstellen geschaffen. Tatsächlich neu war aber die Ankündigung, dass Ärztinnen und Ärzte mit einem "Startbonus" von bis zu 100.000 Euro auf einen Kassenarzt-Posten gelockt werden sollen. Dieser monetäre Anreiz ist ein erster Schritt: Immerhin kostet die Errichtung oder Übernahme einer ärztlichen Praxis einiges. Mit der Förderung erhofft sich der Bund, dass auch Stellen, die wiederholt nicht besetzt werden konnten, attraktiver werden.

Gesundheitsminister Johannes Rauch
Die Regierung will mit einem „Startbonus“ mehr Ärztinnen und Ärzte für Kassenverträge gewinnen: Gesundheitsminister Johannes Rauch.
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Es ist gut, dass der Bund angesichts des verheerenden Engpasses im Gesundheitsbereich handelt. Der deutliche Rückgang bei den Kassenärzten bei einer gleichzeitig wachsenden Bevölkerung muss gestoppt und umgekehrt werden. Nur mit der Förderung für die Hausarztpraxis – besonders in den Bereichen Allgemeinmedizin, Gynäkologie sowie Kinder- und Jugendheilkunde – ist es aber nicht getan.

Bund und Länder müssen bei den laufenden Finanzausgleichsverhandlungen eine Einigung schaffen, die den Namen Gesundheitsreform auch verdient. Dazu sind große Hebel nötig. Überrannte Spitalsambulanzen müssen entlastet, der niedergelassene Bereich muss verstärkt werden. Dieser Verantwortung müssen sich die Politikerinnen und Politiker stellen – und auf das parteipolitische Hickhack verzichten. (David Krutzler, 25.7.2023)