Der Bundesliga-Meisterteller.
Zugegeben, der Traum vom Meisterteller bleibt in der Bundesliga einer Minderheit vorbehalten. Aber auch die Meistergruppe kann für Klubs wie Altach oder Rapid ein lohnenswertes Ziel sein.
APA/EVA MANHART

Nie ist im Fußball so viel möglich wie am Tag vor dem Saisonbeginn. Mittelständler träumen vom Europacup, der künftige Absteiger weiß noch nichts von seinem Unglück. Vor dem Auftaktmatch am Freitag servieren wir zwei denkbare Saisonverläufe pro Team – streng verwurzelt in der realen Ausgangslage.

Red Bull Salzburg

Best Case: Meister
Same procedure as every year: Die Neuzugänge funktionieren sofort, Karim Konaté kratzt am Bundesliga-Torrekord, Oscar Gloukh ist Spieler der Saison. Serientitel Nummer elf gelingt ohne eine einzige Niederlage.

Worst Case: Dritter Platz
Es gibt einen Grund, warum kein Trainer der Red-Bull-Ära länger als zwei Jahre blieb. Die Luft ist raus, ein Negativlauf in der Meistergruppe beendet Salzburgs Titelserie.

Sturm Graz

Best Case: Meister
Sturms Kontinuität macht sich bezahlt. Die Ilzer-Elf legt noch ein Schäuferl nach, mit dem Rückenwind des Europa-League-Überwinterns gewinnen die Blackys das Entscheidungsspiel gegen Salzburg.

Worst Case: Platz fünf
Nach drei unglücklichen Niederlagen zu Beginn geht Sturms Intensität verloren, ohne sie zerfällt das Spiel. Vorn fehlt zudem Emanuel Emeghas Geschwindigkeit.

LASK

Best Case: Meister
"Der LASK hat eingekauft, als wollten sie Meister werden", scherzte Austria-Kapitän Manfred Fischer. Bingo. Keito Nakamura hängt eine Saison an und schießt den LASK, beflügelt vom neuen Stadion, zum Titel.

Worst Case: Platz sieben
Neo-Trainer Thomas Sageder gilt als netter Mensch. Im Linzer Haifischbecken geht er unter. Die Mannschaft zerfällt in Grüppchen und endet in der Qualigruppe.

Rapid

Best Case: Vizemeister
Das Edelzangler-Duo Matthias Seidl / Nicolas Kühn assistiert eifrig, Guido Burgstaller schießt statt 21 Tore deren 42. Erstmals seit dem Schwarz-Weiß-Fernsehen übersteht Rapid eine Saison ohne Nebengeräusche.

Worst Case: Platz zehn
Der Kader ist, was er ist. Nach einem holprigen Start wenden sich die Fans gegen Trainer und Klubführung, die Spieler zerbrechen unter dem Druck von der Tribüne.

Austria Wien

Best Case: Vizemeister
Vergangene Saison konnte die Austria an guten Tagen jeden fordern, nun kommt Konstanz hinzu. Matthias Braunöder brilliert als Achse mit Kapitän Fischer, im Sommer sanieren sie die Austria-Finanzen.

Worst Case: Platz sieben
Die Austria verkauft Braunöder, Dominik Fitz und Haris Tabakovic, ohne das lukrative Trio fehlt jeglicher Spielwitz. Zudem ist der Kader zu dünn für den Europacup.

Austria Klagenfurt

Best Case: Platz vier
Rückkehrer Turgay Gemicibasi reißt die Mannschaft mit, Peter Pacults unvergleichlicher Grant findet seinen Weg in die Herzen der Spieler. In der Meistergruppe reichen ein paar Arbeitssiege für den Europacup.

Worst Case: Platz elf
Der Verlust von Vesel Demaku ist nicht zu kompensieren, Gemicibasi holt seinen Trainingsrückstand nicht mehr auf. Mit Mühe vermeidet die Austria den Abstieg.

Wolfsberger AC

Best Case: Platz vier
Wie schon bei der Austria impft Manfred Schmid einem wackligen Kader gepflegten Fußball ein und entwickelt junge Spieler. Rapid-Leihgabe Bernhard Zimmermann schießt den WAC in den Europacup.

Worst Case: Platz zehn
Der WAC verliert mit Tai Baribo und Maurice Malone 33 seiner 69 geschossenen Tore der Vorsaison, Leihen und ablösefreie Neuzugänge kompensieren das nicht.

Austria Lustenau

Best Case: Platz sechs
Kooperationsklub Clermont Foot verwöhnt die Vorarlberger mal wieder mit einigen Hochveranlagten, so geht das Griss um den sechsten Meistergruppenplatz diesmal an die Lustenauer Austria.

Worst Case: Abstieg
Lustenaus halbe Viererkette ging ablösefrei, Clermont verschickt die Leihspieler viel zu spät. Ab Dezember fehlt im Ausweichstadion in Bregenz die Atmosphäre.

WSG Tirol

Best Case: Platz sechs
Das Prinzip "Leihspieler aus der Serie A" hat in Wattens schon Torschützenkönige produziert. Diesmal ist Aleksander Buksa dran, der polnische U21-Teamstürmer war schon zum Cup-Auftakt der Matchwinner.

Worst Case: Abstieg
Immer wieder behielt der Klub in Schwächephasen die Ruhe, diesmal gibt es einen Trainerwechsel. Ohne Thomas Silberberger ist der Klassenerhalt aber erst recht nicht zu schaffen.

TSV Hartberg

Best Case: Platz fünf
Schon vor drei Jahren führte Markus Schopp Hartberg in den Europacup. Für die Wiederholung sorgen nun Ex-Talente wie Maximilian Entrup und Dominik Prokop sowie das Noch-Talent Ruben Providence.

Worst Case: Abstieg
Torgarant Dario Tadic mit dem Prinzip Hoffnung ersetzen zu wollen ist gewagt – ebenso, sich auf den genialen, aber notorisch erratischen Donis Avdijaj zu verlassen.

SCR Altach

Best Case: Platz acht
Trainer Joachim Standfest weiß, dass der Kader der Vorsaison "nicht bundesligatauglich" war. Selbsterkenntnis ist bekanntlich der erste Weg zur Besserung, zwölf Neuzugänge sind der zweite.

Worst Case: Abstieg
Die zusammengewürfelte Truppe findet sich nicht, Budget für große Korrekturen ist nicht da: Nach zwei knapp überstandenen Saisonen muss Altach runter.

Blau-Weiß Linz

Best Case: Platz sechs
Es ist eine hochgeschätzte Bundesliga-Tradition, dass Aufsteiger zu Beginn weit über ihren Verhältnissen spielen. Die Linzer haben zudem den Booster des neuen Stadions, die Meistergruppe ist so ein Leichtes.

Worst Case: Abstieg
Schon der Aufstieg war eine holprige Sache. Der mit Abstand beste Spieler der Vorsaison, Matthias Seidl, kickt nun bei Rapid. Große Verstärkungen blieben noch aus. (Martin Schauhuber, 27.7.2023)

Mehr zur Bundesliga:

STANDARD-Interview mit LASK-Trainer Sageder: "Das Ganze hat eine enorme Wucht gehabt"

Eisenstadt, Grödig, Simmering: Die Exoten der Bundesliga-Ära

Ein Tag mit Sturms Millionenmann: Wie Andreas Schicker den Transfer-Jackpot knackt