Brand
Feuer im südlichen Teil von Rhodos.
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Athen – Nach einer durch einen Waldbrand ausgelösten Explosion in einem Munitionslager in einem Ort in Zentralgriechenland haben die Behörden dessen Evakuierung angeordnet. Ein Teil des Munitionslagers in einer Militärkaserne in Nea Anchialos nahe der Hafenstadt Volos in der Region Thessalien stehe seit der Explosion "in Flammen", sagte ein Feuerwehrsprecher am Donnerstag. Nach Angaben der Küstenwache wurden bisher "30 Menschen auf zehn Booten" in Sicherheit gebracht.

Nach Angaben der Feuerwehr sind bei der Bekämpfung des Brandes sieben Flugzeuge und drei Hubschrauber im Einsatz, um die seit Mittwoch in der Region lodernden Flammen zu löschen. Ihr Einsatz erfolge "im Rahmen des Möglichen wegen der Explosionen", sagte der Feuerwehrsprecher. Medienberichten zufolge sollen in der Lagerhalle Waffen aus F-16-Kampfjets, Marschflugkörper sowie 450 und 900 Kilogramm schwere Bomben lagern.

Zivilistinnen und Zivilisten wurden samt ihren vierbeinigen Gefährten evakuiert.
AFP/EUROKINISSI/TATIANA BOLARI

Wie die Hafenpolizei mitteilte, waren drei Patrouillenboote der Küstenwache, 22 Jachten und zwei Schlepper im Einsatz, um Bewohner aus dem Hafen von Nea Anchialos in den Hafen von Volos zu bringen. "Das ist eine völlig neue Situation", sagte der Bürgermeister des Dorfes, Achilleas Beos, dem Radiosender Skai. Fensterscheiben von Geschäften seien "geborsten", es werde "eine harte Nacht".

Keine Bedrohung für bewohnte Gebiete

Indes sind die Feuer in den betroffenen Regionen Griechenlands inzwischen größtenteils unter Kontrolle gebracht worden. Dies teilte der Sprecher der griechischen Feuerwehr, Giannis Artopoios, im staatlichen griechischen Fernsehen mit. Auch Reporter auf den Inseln Rhodos, Euböa und Korfu berichteten, die Lage sei deutlich besser. Bewohnte Gebiete werden nicht mehr bedroht. Auch in Mittelgriechenland, wo am Vortag wegen Trockenheit und starker Winde zahlreiche Brände ausgebrochen waren, seien die Flammen größtenteils eingedämmt worden, teilte der Sprecher mit. Touristen seien nicht in Gefahr, berichtete der staatliche Rundfunk unter Berufung auf den Zivilschutz.

Ein Löschflugzeug versucht einen Waldbrand bei Volos zu löschen.
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Entwarnung gibt es aber noch nicht. "Die Brandgefahr bleibt groß. Es herrscht weiterhin höchste Alarmstufe", sagte Artopoios. Meteorologen warnten immer wieder, starke Winde zusammen mit der Trockenheit seien ein "explosiver Cocktail". Auch der Zivildienst warnte abermals, die Brandgefahr werde auch am Freitag in zahlreichen Regionen hoch bleiben. Auf einer Brandgefahrkarte waren jedoch erstmals seit einigen Tagen keine roten Gebiete eingezeichnet, die extrem hohe Brandgefahr zeigen.

Eine Luftaufnahme von Häusern inmitten von verbranntem Land auf der Insel Rhodos.
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Starke Nordwinde drückten am Donnerstag die Temperatur in den meisten Regionen Griechenlands auf Werte um die 35 Grad, im Nordosten des Landes regnete es sogar kurz. Am Vortag hatten die Thermometer noch 40 bis 45 Grad angezeigt. Für die Jahreszeit normale Werte bis 38 Grad werden auch in den kommenden Tagen herrschen, sagten Meteorologen. Auch in anderen von der Extremhitze betroffenen Mittelmeerregionen gingen die Temperaturen zurück.

177 Wald- und Buschbrände

Nach wochenlanger Trockenheit waren in Mittelgriechenland zuvor zahlreiche Brände ausgebrochen. Die Flammen haben sogar die Vororte der großen griechischen Hafenstadt Volos erreicht, wie der staatliche Rundfunk Ert am Donnerstag berichtete. Nahe der Hafenstadt sind am Mittwoch zwei Menschen ums Leben gekommen. Dies teilte der Sprecher der griechischen Regierung, Pavlos Marinakis, am Donnerstag mit. Es handelte sich bei den Toten um eine Frau und einen Mann. Insgesamt sind dem Sprecher zufolge in den vergangenen drei Tagen im ganzen Land 177 Wald- und Buschbrände ausgebrochen.

Der griechische Zivilschutz evakuierte rund 20 Ortschaften östlich von Volos. Löschflugzeuge und -hubschrauber versuchten, die Brände zu löschen. Am Kampf gegen die Flammen beteiligen sich auch hunderte Einwohner, wie Reporter vor Ort berichteten.

Video: Kurz erklärt: Mittelmeerraum als Brennpunkt des Klimawandels
AFP

Im Südosten der Ferieninsel Rhodos flammten am Mittwochabend erneut an mehreren Stellen Brände auf, von denen die Behörden geglaubt hatten, sie seien gelöscht, berichteten Reporter griechischer Medien. "Es wird wieder ein schwieriger Tag für Rhodos", sagte ein Sprecher der Feuerwehr im Rundfunk. Dies gelte auch für die nächsten Tage. Touristen seien nicht in Gefahr.

Ministerpräsident wolle Brandstifter "hart bestrafen" 

Reisende seien bereits seit Samstag aus der betroffenen Region in Sicherheit gebracht worden. In Mittelgriechenland im Raum der Städte Larisa und Volos musste vorübergehend wegen starker Rauchbildung die Nord-Süd-Autobahn Athen–Thessaloniki gesperrt werden, teilte der Regionalgouverneur im Athener Nachrichtensender Skai mit. Im Landesinneren sind bei den Waldbränden mindestens zwei Menschen ums Leben gekommen. Die Leiche eines 45-jährigen Schäfers sei in einer ländlichen Gegend gefunden worden, teilte die Feuerwehr am Mittwoch mit. Zuvor hatten die Behörden die Leiche einer Frau geborgen, wie der Fernsehsender Ert berichtete. Beide Todesfälle wurden auf die Brände zurückgeführt. Bereits am Dienstag waren bei dem Absturz eines Löschflugzeugs während eines Einsatzes auf der griechischen Insel Euböa zwei Piloten im Alter von 34 und 27 Jahren ums Leben gekommen. Ein Feuerwehrmann erlitt nach Angaben der Regionalgouverneurs von Mittelgriechenland Verbrennungen. Sein Leben sei aber nicht in Gefahr, hieß es. Auch zahlreiche Nutztiere verendeten. Nahe Larisa wurde ein Mann in Gewahrsam genommen, der Feuer gelegt haben soll, berichtete der staatliche Rundfunk.

Bürgermeister und Regionalgouverneure in griechischen Medien machten Brandstifter für die meisten Brände in Griechenland verantwortlich. Die meisten davon hätten "verantwortungslos und fahrlässig gehandelt", sagte der Gouverneur der Region Thessalien in Mittelgriechenland, Kostas Agorastos, griechischen Medien am Donnerstag. Der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis sagte im Rundfunk, die Justiz werde "die Brandstifter hart bestrafen". Bislang ist aber nur ein mutmaßlicher Brandstifter auf Rhodos in Polizeigewahrsam genommen worden, wie die örtlichen Medien berichteten

Ein Sprecher der Feuerwehr sagte am Dienstag gegenüber griechischen Medien, seit dem 12. Juli seien im Lande 500 Brände ausgebrochen. Viele davon seien auf Fahrlässigkeit zurückzuführen. Im Einsatz sind mehr als 100 Löschflugzeuge und -hubschrauber. Neben den Griechen sind auch zahlreiche Feuerwehrleute aus zehn Staaten Europas am Kampf gegen die Flammen beteiligt, teilte der Zivilschutz mit. Weite Teile des Mittelmeerraums wurden in den vergangenen Tagen von einer intensiven Hitzewelle heimgesucht. Von Portugal über Sizilien bis nach Algerien kämpften Feuerwehrleute gegen die Flammen.

Großer Brand zwischen Italien und Frankreich

Auch auf der italienischen Mittelmeerinsel Sizilien hat sich die Lage entspannt. Die Feuerwehr ist zwar weiterhin mit mehreren Teams, Löschflugzeugen und Hubschraubern im Einsatz. Die Lage sei jedoch nicht mehr so kritisch wie in den vergangenen Tagen, da der starke und heiße Wind nachgelassen habe, hieß es von der Feuerwehr. Vor allem im Norden in der Provinz Palermo rund um die Hauptstadt Siziliens lodern noch Flammen auf den umliegenden Hügeln. In den anderen Teilen der Insel, etwa rund um Catania im Osten, und auf dem Festland in Kalabrien und Apulien, wo in den vergangenen Tagen auch Wald- und Flächenbrände wüteten, hat sich die Lage entspannt. Einen größeren Brand gab es noch in der nördlichen Region Ligurien in Ventimiglia unweit der Grenze zu Frankreich.

Ein großer Brand ist im Tal Roya nahe Ventimiglia an der Grenze zwischen Italien und Frankreich ausgebrochen. Die Flammen erstreckten sich über fast drei Kilometer in einem steilen Berggebiet, das die Feuerwehrleute schwer erreichen konnten. Italienische und französische Flugzeuge seien im Einsatz, um die Flammen zu löschen, berichteten italienische Medien. (APA, red, 27.7.2023)