Ein brennendes Feld in Capaci, nahe der sizilianischen Hauptstadt Palermo.
Die Hügel um die sizilianische Hauptstadt Palermo brennen den dritten Tag in Folge.
AP/Alberto Lo Bianco

Athen/Rom/Wien – In weiten Teilen Südeuropas haben Einsatzkräfte am Mittwoch weiterhin gegen die verheerenden Waldbrände gekämpft. Schwer betroffen ist Italien. Dort helfen Einsatzkräfte aus allen Landesteilen bei der Bekämpfung der Brände in Sizilien. Auch die Region Apulien leidet unter den Flammen. Auf der französischen Insel Korsika wurde am Mittwoch über 200 Hektar Land berichtet, die zerstört wurden. Auch in Portugal brachen Feuer aus. In Griechenland beruhigte sich die Lage indessen.

Brände in Griechenland unter Kontrolle

In Griechenland konnten die Brände in allen Landesteilen unter Kontrolle gebracht werden. Dies meldeten übereinstimmend die Reporter griechischer Medien. Im Südosten der griechischen Ferieninsel Rhodos kämpften noch am Mittwochmorgen die Menschen weiter gegen die Flammen. Mindestens 3.000 freiwillige Helfer waren nach Berichten des staatlichen Rundfunks aus allen Regionen der Insel nach Gennadi und Lindos gekommen.

Wegen der Hitze bis zu 47 Grad bleibe die Brandgefahr jedoch extrem hoch, warnten der Zivilschutz und das Wetteramt. "Die Gefahr ist noch nicht vorbei", sagte ein Sprecher der Feuerwehr im Staatsradio. Seit dem 12. Juli waren in ganz Griechenland rund 500 Wald- und Buschbrände ausgebrochen, wie er hinzufügte.

Video: Auf der griechischen Insel Euböa sind bei einem Absturz eines Löschflugzeugs zwei Piloten gestorben.
AFP

"Es ist ein explosiver Cocktail: Hitze, Winde und Brände", sagte eine Meteorologin am Dienstagabend. Das Ende der Hitze werde am Donnerstag kommen. Dann werden "nur noch" Temperaturen um die 35 Grad erwartet. Unzählige Tiere seien inzwischen verendet, teilten Tierschutzorganisationen mit. Ersten Schätzungen nach sollen allein auf der Insel Rhodos 150 Quadratkilometer Wald und landwirtschaftlich genutztes Land zerstört worden sein, berichtete der staatliche Rundfunk.

In den vergangenen Stunden war es der griechischen Feuerwehr und Tausenden Helfern gelungen, das beliebte Feriendorf Gennadi im Südosten der Insel Rhodos zu retten. Auf Korfu im Nordwesten des Landes gebe es nur noch zerstreute Brandherde, die leichter bekämpft werden können. Auf der Insel Euböa im Nordosten Athens stürzte am Dienstag ein Löschflugzeug ab. Zwei griechische Piloten kamen ums Leben, wie die Regierung mitteilte. Zahlreiche Löschhubschrauber und -flugzeuge waren dort am Mittwoch am achten Tag in Folge im Einsatz, wie der staatliche Rundfunk (ERT) weiter berichtete. In Algerien gibt es viele Tote nach Bränden.

Keine Österreicher mehr in betroffenem Gebiet

Der EU-Kommissar für humanitäre Hilfe und Krisenschutz, Janez Lenarčič, warnte am Dienstagabend auf Twitter: "In den nächsten zwei Tagen wird die Feuergefahr im Mittelmeerraum voraussichtlich extrem hoch bleiben." 100 österreichische Urlauber auf der griechischen Insel Rhodos wurden mithilfe des Außenministerium bereits aus dem Brandgebiet evakuiert, derzeit befindet sich keine Österreicherin bzw. kein Österreicher mehr in den betroffenen Bereich der Insel. Ein eigens in Wien eingerichteter Krisenstab unter der Leitung des Generalsekretärs im Außenministerium, Peter Launsky-Tieffenthal, ist in ständigem Kontakt mit den österreichischen Touristen sowie den Reiseveranstaltern und Fluglinien. Das Team in der österreichischen Botschaft in Athen und auf Rhodos wurde verstärkt.

"Wir verstehen die Sorge der Menschen in den betroffenen Gebiet, aber auch jenen, die überlegen, ob sie fliegen sollen", sagte Launsky-Tieffenthal im APA-Gespräch. Seit dem Wochenende gab es 250 Anrufe unter der Notfallnummer im Ministerium. Manche Gebiete mussten aufgrund erneutem Aufflammen der Brände erneut evakuiert werden.

SPÖ fordert Reisewarnung

Die SPÖ übte indessen Kritik am Krisenmanagement des Außenministeriums. Die außenpolitische Sprecherin Petra Bayr forderte Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) auf, umgehend eine Reisewarnung für Rhodos auszusprechen und eine Rückholaktion für Touristinnen und Touristen zu organisieren, die ihren Urlaub wegen der Brände abbrechen müssen. "Das Außenministerium muss hier endlich handeln und darauf vorbereitet sein, dass ähnliche Situationen jederzeit auch in anderen Urlaubsländern, wie Italien oder Spanien auftreten können", wurde Bayr in einer Aussendung zitiert.

Dass nach wie vor auf der Homepage des Außenministeriums keine Reisewarnung für Rhodos zu finden sei, bedeute zudem dass Reisende mit Rhodos-Buchung individuell mit ihrem Veranstalter verhandeln müssten, sollten sie den Urlaub nicht antreten. Bayr verwies in diesem Zusammenhang auf Stornogebühren. "Bei einer Reisewarnung kann man hingegen einfach und kostenlos seine Buchung stornieren", hieß es.

Drei Tote in Palermo

Auf Sizilien brennen unterdessen den dritten Tag in Folge die Hügel um die Hauptstadt Palermo. Mittlerweile hat sich das Feuer auf eine Mülldeponie ausgeweitet. Die Behörden versuchen die Flammen mit Löschflugzeugen zu bekämpfen. Doch Dutzende Hektar Wald und Buschland fielen den Bränden bereits zum Opfer, auch eine Pumpanlage auf der Autobahn Palermo-Messina (A-20) wurde beschädigt. Der Wüstenwind Schirokko erschwerte die Arbeit der Feuerwehren zusätzlich, berichteten lokale Medien.

Über weiten Teilen Palermos lagen am Mittwoch dichte Rauchschwaden. Die Flammen tobten in der Nacht auch im Raum von Catania und an den Hängen des Vulkans Ätna. Einsatzkräfte aus ganz Italien unterstützten die Feuerwehren in Sizilien bei der Brandbekämpfung.

Am Mittwoch vermeldeten die Einsatzkräfte drei Todesopfer in der sizilianischen Hauptstadt. Zwei Tote wurden laut meldeten italienische Medien in einer verwahrlosten Hütte in Cinsi unweit des Flughafens gefunden. Bei den Opfern handelt es sich um ein Paar im Alter von 78 und 76 Jahren, das in der Hütte lebte. Zudem starb am Dienstag eine ältere Frau in Palermo, weil ein Rettungswagen nicht zu ihr fahren konnte. Ebenfalls ein Todesopfer wurde aus Kalabrien vermeldet. Dabei handelt es sich um einen 98-jährigen Mann. Der bettlägerige Mann starb in Cardeto in den Flammen, die sein Landhaus erfasst hatten. Seine Tochter und sein Schwiegersohn wurden leicht verletzt, konnten aber gerettet werden, berichteten italienische Medien.

Womöglich Brandstiftung

Auch die süditalienische Adria-Region Apulien ist betroffen. Mehrere Hektar Buschland fielen den Flammen bereits zum Opfer. 2.000 Touristen aus drei Hotel-Ressorts wurden bereits evakuiert. Die Gäste konnten am Mittwoch jedoch zurückkehren.

Die italienische Regierung will bei einer am Ministerratssitzung am Mittwoch den Ausnahmezustand verhängen. Das ermöglicht es der Regierung Einsatzkräfte im Katastrophenfall besser zu koordinieren und bürokratische Hürden zu umgehen. Auch die Fonds für die Eindämmung der Schäden können so schneller ausgeschüttet werden, hieß es in Rom. Zudem plant die Regierung härtere Strafen für Brandstifter. Der italienische Zivilschutz geht davon aus, dass ein Großteil der Brände durch fahrlässiges oder vorsätzliches Verhalten ausgelöst wurde.

Auch Frankreich und Portugal betroffen

Davon wird auch auf der französischen Insel Korsika ausgegangen. Dort wurde am Mittwoch von über 200 Hektar zerstörtem Land berichtet. Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin schrieb auf Twitter, dass wegen des Feuers das Kloster von Corbara im Norden der Insel geräumt worden sei. Rund 200 Feuerwehrleute seien im Einsatz gewesen. Die Feuerwehr schrieb am späten Dienstagabend von einem Brand im nordkorsischen Ort Pigna. Starker Wind fache die Flammen an. Französischen Medienberichten zufolge hatte es zunächst zwei Brände unweit voneinander gegeben, die sich später zu einem Feuer entwickelt hätten.

Bewohner in Cacais, Portugal, versuchen ein Feuer zu löschen.
Bewohner in Cacais, Portugal, versuchen ein Feuer zu löschen.
AFP/PATRICIA DE MELO MOREIRA

In Portugal wurden bei einem Waldbrand nahe des Ferienorts Sintra acht Einsatzkräfte leicht verletzt. Das Feuer sei am Dienstagabend ausgebrochen, teilte der Katastrophenschutz am Mittwoch mit. Mehrere Anrainerinnen und Anrainer und 800 Tiere wurden demnach vorsorglich in Sicherheit gebracht und die Autobahn für einige Stunden gesperrt. In der Nacht gelang es Feuerwehrleuten, den Brand weitgehend unter Kontrolle zu bringen. Schäden an Gebäuden gab es keine. In dem in der Nähe der Hauptstadt Lissabon gelegenen Gebiet blieben rund 500 Feuerwehrleute auch am Mittwoch im Einsatz. Sie sollen verhindern, dass die Flammen durch vorhergesagten Starkwind wieder erstarken und sich erneut ausbreiten. (APA, 26.7.2023)