Auf dem Glasdach des Parlaments sind Reparaturarbeiten notwendig.
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Es ist zehn nach fünf, und langsam macht sich Unruhe im Plenarsaal breit. Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) greift zur Glocke, läutet und bittet um Aufmerksamkeit. Es vergeht nicht einmal eine Minute, da wiederholt Sobotka seinen Appell: "Darf ich bitten, es dauert auch nicht mehr lange."

Es ist Freitag, der 7. Juli, und die letzten Minuten der letzten Sitzung des Nationalrats, bevor sich dieser in die Sommerpause verabschiedet, sind angebrochen. Manche Parlamentarierinnen und Parlamentarier können das Ende der Sitzung sichtlich nicht mehr erwarten. Sie mussten sich schließlich nur noch wenige Minuten gedulden, ehe der Nationalratspräsident die Sitzung um fünfzehn Minuten nach fünf für geschlossen erklärt.

Wie schon im Jahr zuvor wollten mehrere Abgeordnete aus allen Fraktionen im Anschluss an die letzte Sitzung gemeinsam einen Würstelstand aufsuchen. Doch es war ein sehr heißer Sommertag, weshalb man kurzerhand umdisponierte. Das überfraktionelle Treffen wurde schließlich in diversen Klubräumlichkeiten abgehalten. Doch nicht alle waren in Feierlaune. Manche eilten flugs zu Bahnhof und Flughafen, um ihre Heimreise in die Bundesländer anzutreten.

Bauarbeiten im Sommer

Während sich die meisten Abgeordneten nun auf Sommerpause befinden, hat das Parlament selbst nicht wirklich in den Sommermodus geschaltet. Besucherinnen und Besucher werden nach wie vor durchs Hohe Haus geführt, teils auch von in Wien gebliebenen Mandatarinnen und Mandataren, auch die Gastronomie im Dachgeschoß hat geöffnet.

Das Parlament hat auch für Kinder und Jugendliche einiges im Angebot.
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Außerdem werden die Sommermonate dafür genutzt, um notwendig gewordene Bauarbeiten im und rund um das Parlament durchzuführen. Kommende Woche sperrt das Hohe Haus im Zuge des Sommerbauprogramms sogar komplett für die Öffentlichkeit zu. Nach fünfjähriger Renovierung hatten sich seit der Wiedereröffnung Mitte Jänner einige Mängel aufgetan, die behoben werden müssen, zudem müssen reguläre Wartungsarbeiten durchgeführt werden.

Eine Viertelmillion Besucherinnen und Besucher, die seit der Wiedereröffnung das Hohe Haus besucht hatten, hinterließen ebenfalls ihre Spuren im historischen Gebäude an der Wiener Ringstraße. "Selbstverständlich macht das etwas mit einem sanierten Haus, wenn 250.000 Menschen in einem halben Jahr durch das Parlament marschieren", sagt ein Mitarbeiter des Parlaments zum STANDARD.

Dieser Tage finden zahlreiche Reinigungsarbeiten statt.
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Doch an welchen Ecken und Enden muss noch nachgebessert und nachgerüstet werden? Das zeigt Architektin Bettina Bauer-Hammerschmidt dem STANDARD – und zwar bei einem Rundgang wenige Tage bevor das Parlament am Montag für eine Woche seine Pforten schließt. "Wir haben die Phase, in der Mängel behoben und Abläufe verbessert werden, bewusst in den Sommer verlegt, weil in diesem Zeitraum weniger Betrieb ist", sagt sie.

Architektin Bettina Bauer-Hammerschmidt führt den STANDARD durch das Hohe Haus.
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Blaustich im Plenarsaal

In vielen Räumlichkeiten des Parlaments stehen Nachjustierungen an Beleuchtung, Klimatisierung und Akustik an. Ein unerwartetes Problem hat sich im Plenarsaal, wo die Sitzungen des Nationalrats stattfinden, aufgetan. Auf dem Bild, das bei TV-Übertragungen von Nationalratssitzungen auf den Bildschirmen zu sehen ist, haben die Abgeordneten teils einen Blaustich. "Schlumpf-TV" bezeichnen Kritikerinnen und Kritiker das aus dem Parlament übertragene Fernsehbild. Kameraleute sind dafür jedenfalls nicht verantwortlich, denn seit der Wiedereröffnung werden die Bilder im Plenarsaal von fünf automatisierten Kameras aufgenommen.

Das Problem liegt bei der Glaskuppel direkt über dem Plenarsaal, durch die das Tageslicht kommt. Je sonniger die Tage, desto härter wirkt das Licht, das durch die Kuppel fällt. Durch Kameraeinstellungen kann der Farbton nicht verbessert werden. An einer Lösung des Problems wird mit Hochdruck gearbeitet. "Wir haben auch schon ein Konzept, wie man den Farbton harmonisieren kann", sagt Bauer-Hammerschmidt.

Durch die Glaskuppel direkt über dem Plenarsaal kommt das Tageslicht.
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Krähen attackieren Glasdach

Apropos Glaskuppel: Diese wird über den Sommer einer Reinigung unterzogen, außerdem müssen einzelne Paneele ausgewechselt werden. Sie wurden durch Krähen beschädigt, die Steine auf dem Parlamentsdach aufgepickt hatten und auf die gigantische Kuppel fallen ließen. Um den Krähen einen Riegel vorzuschieben, wurden die Steine mittlerweile befestigt. Bei mehreren der auf dem Dach platzierten Figuren sind zudem Restaurationsarbeiten notwendig. Im Erdgeschoß wurden unlängst außerdem die Innenhöfe begrünt.

Einzelne Paneele auf dem Glasdach müssen ausgetauscht werden, weil sie von Krähen beschädigt wurden.
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Krähen hatten das Glas mit Steinen, die sie fallen ließen, beschädigt. Die Steine auf dem Parlamentsdach wurden mittlerweile befestigt.
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Bei mehreren der auf dem Dach platzierten Figuren sind zudem Restaurationsarbeiten notwendig.
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An den neuen Sicherheitstüren in den Gängen des Parlaments befinden sich noch die historischen Türklinken, die demnächst durch normgerechte Klinken ersetzt werden sollen. Probleme gibt es außerdem mit zahlreichen Fenstern – deren Dichtungen sind teils derart undurchlässig, dass sich Kondenswasser bildete. Langfristig können dadurch die Holzrahmen gehörigen Schaden nehmen. "Das betrifft 80 von 740 Fenstern, die jetzt eine spezielle Dichtung bekommen", erläutert Bauer-Hammerschmidt.

An den neuen Sicherheitstüren in den Gängen des Parlaments befinden sich noch die historischen Türklinken, die demnächst durch normgerechte Klinken ersetzt werden sollen.
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Auch in den Büros, die in den Sommermonaten urlaubsbedingt wesentlich dünner besiedelt sind, stehen noch Arbeiten an. Etwa technische Nachrüstungen an Arbeitsplätzen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Orientierung für Besucher

Weil sich die eine oder der andere Besucherin oder Besucher im Parlament bereits verirrte, soll diesen künftig die Orientierung erleichtert werden. So wird das interne Leitsystem um weitere Schilder, die zum Teil beleuchtet sind, ergänzt. Außerdem werden mehrere Maßnahmen, um das Parlament noch barrierefreier zu machen, getroffen. Beim Eingang wurde etwa das Geländer verlängert, damit Besucherinnen und Besucher sich ab dem Betreten der ersten Stufe daran festhalten können.

Ab 7. August kann das Parlament übrigens wieder besucht werden. Die Bauarbeiten werden bis dahin allerdings noch nicht zur Gänze abgeschlossen sein. Und für jene, die planen, mit dem Rad zu kommen: Vor dem Parlament wurden bereits vor zwei Wochen zusätzliche Fahrradabstellplätze errichtet.

Vor dem Parlament wurden vor zwei Wochen zusätzliche Fahrradabstellplätze errichtet.
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Abbau der Pavillons

Die drei Pavillons, die teils auch als Container bezeichnet wurden und den Abgeordneten in den vergangenen fünf Jahren auf dem Heldenplatz und im Bibliothekshof als Ausweichquartiere dienten, werden dieser Tage übrigens abgebaut. Wiederverwertbare Teile werden in ein Lager transportiert. Für Spekulationen sorgten Schneekanonen, die im Zuge des Abbaus zum Einsatz kommen – sie dienen zur Vermeidung von Staubentwicklung.

Die Schneekanonen, die im Zuge des Abbaus der Pavillons zum Einsatz kommen, dienen zur Vermeidung von Staubentwicklung.
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Geplant ist, die Flächen, auf denen die Pavillons aufgebaut waren, wieder zu begrünen. Im September sollen diese dann auch wieder für Besucherinnen und Besucher zugänglich sein. (Sandra Schieder, 28.7.2023)