Massentourismus gilt immer häufiger als Verursacher von Umweltzerstörung. Auch oder insbesondere Länder, die wegen ihrer schönen Natur bereist werden, sind Opfer von Zerstörung. So besuchen Touristen die Seychellen vor allem wegen ihrer Korallenriffe und der Traumstrände mit Granitfelsen. Die Korallenriffe rund um die Seychellen sind allerdings stark im Rückgang begriffen. Die Gründe dafür sind klimatische Veränderungen, die Landrückgewinnung, Schäden durch Schiffsanker, illegales Fischen und unachtsame Besucherinnen und Besucher. Seit dem 1. August müssen Urlauber auf der Inselgruppe vor Südafrika eine Extragebühr für mehr Naturschutz bezahlen, die ökologischen Projekten zugutekommen soll.

Ein Strand auf den Seychellen
Seit 1. August müssen Urlauber auf den Seychellen eine Extragebühr für Naturschutz bezahlen.
REUTERS

Die eingehobene Umweltabgabe richtet sich nach der Größe der Unterkunft. Pro Person und Übernachtung sind es in kleinen Unterkünften 25 Seychellen-Rupien, umgerechnet 1,70 Euro. In mittleren Unterkünften sind es rund 5,10 Euro und in großen Unterkünften sowie auf Yachten und Insel-Resorts rund 6,90 Euro, teilt die Tourismusbehörde des Inselstaats im Indischen Ozean mit. Touristik-Fachportale haben herausgefunden, dass Unterkünfte bis 24 Zimmer als klein gelten, solche mit 25 bis 50 Zimmern als mittelgroß und alle mit mehr als 50 Zimmern als groß. Die Abgabe wird in der Unterkunft fällig – Reisende unter zwölf Jahren sind von ihr ausgenommen.

Die Einnahmen aus der sogenannten Tourism Environmental Sustainability Levy sollen zweckgebunden in Umweltschutzmaßnahmen auf den Inseln fließen. Dabei ziele man gleichermaßen auf Sanierungs- wie Erhaltungsprojekte ab. Mit der Umweltverträglichkeitsabgabe will man die natürliche Umwelt trotz der jährlich tausenden Besucher schützen.

Urlauberabzocke oder sinnvolle Abgabe?

Begleitet werden solche Maßnahmen in Medien häufig durch Formulierungen wie "Touristen zur Kassa bitten", "Urlauberabzocke" oder "Eintrittsgeld". Doch ist das gerechtfertigt? Sieht man sich das Beispiel Mallorca an, das seit 2016 eine ähnliche Gebühr einhebt, werden jedenfalls die argumentativen Bruchlinien klar. Auf den Balearen wird der Tarif in Abhängigkeit von der Art der Unterkunft berechnet. Während in Luxushotels vier Euro Bettensteuer pro Person und Nacht fällig werden, ist es etwa in Hütten nur ein Euro pro Tag und Person. Eine vierköpfige Familie mit zwei Kindern unter 16 Jahren zahlt demnach zwischen 56 und 84 Euro für eine Woche Mallorca in der Hauptsaison. Neben dem Rabatt für die Nebensaison von November bis einschließlich April wird ab der neunten Übernachtung in derselben Unterkunft ein Nachlass von 50 Prozent gegeben. Kinder bis 15 Jahren bleiben von der Abgabe befreit.

Der Strandabschnitt S'Arenal auf Mallorca
Die Befürchtungen, Touristen würden Mallorca wegen der Umweltabgabe meiden, waren nicht gerechtfertigt.
IMAGO/Chris Emil Janssen

Ein zentrales Argument gegen die Abgabe auf den Balearen war in der Anfangsphase der Touristensteuer vor allem die Wettbewerbssituation. Die Balearen würden im Vergleich mit anderen Reisezielen zu teuer, hieß es. Doch der Ansturm auf Mallorca ließ nicht nach, eher im Gegenteil. Schon eher gerechtfertigt scheint bis heute das Argument, dass zu wenig Projekte aus dem Bereich Tourismus und Umweltschutz finanziert würden und die Steuer als allgemeines Stopfmittel gegen Haushaltslöcher verwendet wird. Hoteliers monierten den Zustand der öffentlichen Infrastruktur, Umweltschützer kritisierten, dass zu wenige Projekte im Bereich Nachhaltigkeit vertreten seien. Die konservative Opposition hatte sich bei der Einführung gegen die Steuer positioniert. Mittlerweile gilt aber als sicher, dass diese beibehalten wird.

Touristen auf der Insel Bali
Benimmregeln hat Bali bereits eingeführt. 2024 soll eine Einreisegebühr folgen.
EPA/MADE NAGI

Auch die indonesische Insel Bali hat seit längerem mit den Folgen des Massentourismus zu kämpfen. Im Frühsommer 2023 gab die Regierung das Good Tourist Guidebook mit Benimmregeln für Reisende heraus. Doch damit nicht genug. Zum 1. Jänner2024 wird eine Abgabe eingeführt, die direkt am Flughafen oder an den Seehäfen zu entrichten ist. Urlauberinnen und Urlauber müssen rund 8,90 Euro zahlen. Die Einnahmen sollen in Umwelt- und Kulturprojekte oder in Aufräumaktionen fließen: Bali kämpft gegen Plastikmüll, der in Massen an die Strände geschwemmt wird.

Schafe im neuseeländischen Nationalpark Fiordland
Neuseeland zählt fast so viele Touristen wie Einwohner, aber mehr Schafe.
imago/Westend61

Neuseeland leidet ebenfalls unter Overtourism. Beinahe so viele Besucher, wie die Inseln Einwohner haben, statten der Insel jedes Jahr einen Besuch ab. Um die Umwelt sowie das kulturelle Erbe angemessen zu schützen, ist seit 2019 bei einer Einreise eine Umweltabgabe fällig. Viele Touristen ärgerten sich darüber und machten sich nicht klar, was der immer stärker werdende Besucherstrom für das kleine Land bedeutet. Durch die International Visitor Conservation and Tourism Levy – von jedem Einreisenden werden 35 NZ-Dollar (gut 20 Euro) eingehoben – wurden seither zahlreiche Projekte zur Erhaltung der Umwelt und der Kulturgüter finanziert. Um Touristenzahlen besser vorhersagen zu können, muss auch ein elektronisches Visum vorab beantragt werden, ähnlich wie es in den USA üblich ist.

Eine Zeremonie im Königreich Bhutan
Bhutan macht sich durch eine tägliche Touristengebühr von 200 US-Dollar zum Ziel für einen kleinen Kreis.
IMAGO/PPE

Das Königreich Bhutan im Himalaja bewegt sich bei der Höhe der Gebühr allerdings in ganz anderen Sphären. Reisende, die in Bhutan Urlaub machen wollen, benötigen nicht nur ein Visum, bevor sie in das Land reisen. Sie müssen im Rahmen des Visumantragsverfahrens auch eine Gebühr für nachhaltige Entwicklung, die Sustainable Development Fee, entrichten. Dabei handelt es sich nach Angaben der bhutanischen Tourismusorganisation um eine tägliche Abgabe in Höhe von 200 US-Dollar (rund 182 Euro) pro Nacht und pro Erwachsenen. Für Kinder gelten immerhin ermäßigte Sätze.

Mit den Einnahmen werden verschiedene Projekte unterstützt, darunter die Qualifizierung der Tourismus- und Gastgewerbebranche sowie Umweltschutz-, Naturschutz- und Kulturerhaltungsprogramme. Die Tourismuspolitik Bhutans zielt also klar darauf ab, den Massentourismus durch finanzielle Schranken einzuschränken und das Land in Richtung Luxusdestination zu lenken. Dagegen geben sich die knapp sieben Euro pro Tag für eine Yacht auf den Seychellen wie ein billiges Pauschalangebot vom Reisediskonter aus. (Sascha Aumüller, 2.8.2023)