Teenage Mutant Ninja Turtles
Die Teenage Mutant Ninja Turtles im Kino.
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Seit fast 40 Jahren retten die vier mutierten Schildkrötenbrüder Leonardo, Michelangelo, Donatello und Raphael ihre Heimatstadt New York vor Bedrohungen. Lang genug, um eine Popkultur-Metamorphose zu durchlaufen. Nach den Anfängen in Comics landeten die Turtles Ende der 1980er im Fernsehen. Darauf folgten unter anderem fünf Realverfilmungen, darunter ein Kitschfilm von 1990 sowie die beiden von Michael Bay produzierten Actionkracher der 2010er.

Von den Puppen der 1990er und dem Visual-Effects-Bombast des letzten Jahrzehnts ist in der neuen Inszenierung unter der Ägide des Produzentenduos Seth Rogen und Evan Goldberg nicht viel übrig. Wenn man in den aktuellen Sony-Spider-Man-Filmen A New Universe und Into the Spiderverse den neuen Standard der Animationsarbeit sieht, dann ist Teenage Mutant Ninja Turtles: Mutant Mayhem deren erster Ableger. Er leiht sich sowohl visuelle und erzählerische Ideen der Hit-Filme als auch die träumerischen Fantasiewelten, die Turtles-Regisseur Jeff Rowe bereits in seinem Vorgänger Die Mitchells gegen die Maschinen geschaffen hatte.

Mutierte Teenies

Wie Spider-Man besinnt sich denn auch der Turtles-Film auf die Herkunftsgeschichte. Wissenschafter Baxter Stockman erfindet jene grüne Flüssigkeit, die sowohl die Turtles als auch ihren Ziehvater, die Ratte Splinter (gesprochen von Martial-Arts-Legende Jackie Chan), mutieren lässt. Fern von Menschen, die Splinter für gefährlich hält, erzieht er seine Schildkrötensöhne in der Kanalisation New Yorks zu Kampfkünstlern. Doch die Brüder wollen Teil der Menschenwelt werden und die örtliche High School besuchen. Erstmals in der Turtle-Reihe benehmen sie sich wirklich wie Teenager, die ihren Platz in der Welt finden wollen. Das Epitom einer jeden Coming-of-Age-Geschichte.

Wie das aussehen soll, wird am Höhepunkt der Handlung zur Entscheidungslast. Denn Splinter und die Turtles sind nicht die einzigen Mutanten. Nachdem das Labor von Stockman gestürmt wurde, mussten sich andere Mutanten, darunter auch die Riesenfliege Superfly, mit viel Protz von Rapper Ice Cube gesprochen, in den Untergrund begeben. Diese taucht nun Jahre später wieder auf, und ihre Vorstellung eines erfüllten Lebens ist es nun, die Menschen auszulöschen.

Expressive Animation

Müde vom aufgezwungenen Verstecken, aber auch nicht einverstanden mit dem Massenmord an der Menschheit, optieren die Turtles für eine dritte Option, die sie mit ihrer neuen menschlichen Freundin April O’Neil austüfteln: Sie möchten zu Helden werden, die Stadt retten und dann als menschengleiche Helden darin leben. Für Wesen mit übernatürlichen Kräften ein komplexes Unterfangen. Dass diese Thematik nicht dieselbe Tiefe erlangt wie bei den Spider-Man-Filmen, liegt wohl an der oberflächlichen Abhandlung. Anstatt den Figuren Raum zu geben, wirkt Teenage Mutant Ninja Turtles: Mutant Mayhem wie ein gehetztes Unterfangen. Dem selbst vorgegebenen Tempo hechelt der Film stets hinterher.

KinoCheck

Ebenso blass bleibt der durchaus beeindruckende Bösewicht-Cast mit Stimmen von Seth Rogen, John Cena, Maya Rudolph, Post Malone oder Paul Rudd als Superflys Gang. Dennoch beeindruckt der Film mit seinem leicht verwaschenen Animationsstil, mit der Symbiose zwischen 2D und 3D und der Wechselwirkung zwischen Handskizze und Stop-Motion. Ein Look, als wäre ein Comic-Heft plötzlich in all seiner Ausdruckskraft zum Leben erwacht. (Susanne Gottlieb, 2.8.2023)