Mark Zuckerberg, Meta
Meta-CEO Mark Zuckerberg zeigt sich vom Nutzerschwund beunruhigt, aber noch nicht panisch.
Erin Scott/Reuters

Vor wenigen Wochen in den USA gestartet, kämpft die Nachrichten- und Social-Media-Plattform Threads aus dem Hause Meta mit Kundenschwund. Nun kündigte der X-Konkurrent an, bis September diverse KI-Chatbots auf der Plattform zu veröffentlichen, die mit "unterschiedlichen Persönlichkeiten" für Gesprächsstoff sorgen wollen.

Abraham Lincoln

Zweck der KI-Chatbots, so berichtet die "Financial Times", sei es, Menschen in Unterhaltungen zu verwickeln, um so unter anderem die Verweilzeit und natürlich das Engagement zu erhöhen. Den künstlichen Intelligenzen unterschiedliche Persönlichkeiten zu verpassen erinnert dabei an den "Social" KI-Bot von Snapchat, der Anfang des Jahres etwas ganz Ähnliches versucht hat. Nach einem kurzen Hype verschwanden diese Bots jedoch schnell in der Versenkung.

Zuckerberg will es aber offenbar richtig machen, und so gibt es erste Vermutungen beispielsweise über einen KI-Chatbot, der sich wie Abraham Lincoln verhalten soll. Auch einen Urlaubsberater soll es geben, der sich wie ein typischer US-Surfer geben und mit anderen kommunizieren soll. Mit Hilfestellungen und weiteren Suchfunktionen sollen diese Chatbots eine ähnliche Aufgabe erfüllen, wie sie viele Menschen heute bei anderen KIs nutzen, beispielsweise ChatGPT.

Noch zu retten?

Zum Start von Threads in den USA erreichte die App in nur fünf Tagen über 100 Millionen Nutzerinnen. Damit war die App die am schnellsten wachsende aller Zeiten. Doch unter anderem aufgrund von fehlenden Funktionen, die Nutzer von Twitter gewohnt waren, verließen Menschen die Plattform genauso schnell, wie sie gekommen waren. Nach neuesten Berichten sollen bereits mehr als die Hälfte der Angemeldeten schon wieder inaktiv sein.

Laut Reuters soll Zuckerberg nach dem User-Schwund die Mitarbeiterinnen haben wissen lassen: "Wenn sich mehr als 100 Millionen Menschen anmelden, wäre es natürlich ideal, wenn alle oder sogar die Hälfte dabei bleiben würden. Wir sind noch nicht am Ziel."

Fokus auf KI

Zuckerberg ließ ebenfalls wissen, dass das Unternehmen Möglichkeiten erforsche, um KI-gestützte Helfer in unterschiedliche seiner Medienformate zu integrieren. Dies könnte auf eine erweiterte Chat-Funktion für Whatsapp, spezielle Instagram-Filtern und -Anzeigen oder auch "multimodale" Inhalte hinauslaufen. In der nächsten Zeit will sich Meta vor allem auf "Kreativitätstools" konzentrieren, heißt es seitens des Konzerns.

In diesem Zusammenhang will Meta eine engere Zusammenarbeit jener Teams anstreben, die sich mit generativer KI beschäftigen. Sie sollen künftig in einer einheitlichen Gruppe zusammengefasst werden, um so die Fortschritte in diesem aufstrebenden Unternehmensbereich zu beschleunigen. Zuckerberg enthüllte keine weiteren Einzelheiten und betonte, dass noch viel Grundlagenarbeit geleistet werden muss, bevor die fortschrittlichsten Projekte umgesetzt werden können.

Das ist insofern überraschend, als KI-Anwendungen für Meta an sich kein Neuland sind. Bereits 2016 führte das Unternehmen Chatbots für seinen Messenger-Dienst ein. Die angekündigten Pläne dürften jedoch eine signifikante Ausweitung des KI-Einsatzes bedeuten. Angesichts des steigenden Fokus der gesamten Branche auf generative KI ist dieser Schritt hingegen durchaus nachvollziehbar wie verbindlich.

Ob die KI-Chatbots die Nutzerinnen zurückholen können, bleibt abzuwarten. Zuckerberg hat in jedem Fall wissen lassen, dass KI der Fokus von Meta sein wird. Vom Metaverse gibt es aktuell kein Update. (red, 2.3.2023)