Wie politisch ist das Private? Die Frage stellt sich dieser Tage in Tirol. Am Donnerstag wurde bekannt, dass der dortige SPÖ-Chef und erster Landeshauptmannstellvertreter Georg Dornauer offenbar eine Beziehung mit der Trentiner Abgeordneten Alessia Ambrosi pflegt. Die "Tiroler Tageszeitung" berichtete als Erstes darüber. Ambrosi selbst machte die Liaison in einem Interview mit dem "Corriere del Trentino" öffentlich.

Beziehung als Politikum

Die Beziehung wäre an sich wohl keine große Schlagzeile wert. Doch der Umstand, dass Ambrosi Mandatarin der Fraktion von Ministerpräsidentin Georgia Meloni, der Fratelli d'Italia, ist, macht sie zum Politikum. Diese Partei gilt schließlich als postfaschistisch und rechtsnational – ein Umstand, der für den Sozialdemokraten Dornauer noch heikel werden könnte.

Die Abgeordnete Alessia Ambrosi vor einem offiziellen Gebäude.
Die Trentiner Abgeordnete Alessia Ambrosi, die nun öffentlich über die Beziehung zum Tiroler SPÖ-Chef Georg Dornauer sprach, gehört der Partei Georgia Melonis an, den Fratelli d'Italia.
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Auch Ambrosi ist sich der Verschiedenheit offenbar bewusst. Sie hätten sich "über die Parteigrenzen hinweg verliebt". "Zwei Herzen vereint, zwei verschiedene Parteien", kommentiert sie im Interview. Von der Zeitung auf die unterschiedlichen ideologischen Lager ihrer Parteien angesprochen, meint die Trentinerin: "An einem gewissen Punkt entscheidet das Herz, über die äußeren Umstände und die Oberflächlichkeiten hinauszugehen."

Dornauer und sie stimmten aber dennoch "letztendlich in allem überein". Er stehe für den "gemäßigteren Flügel" seiner Partei, sie sei in ihrer Partei für ihre "überzeugte Distanz zum Extremismus" bekannt. Und: "Wir sind sicherlich nicht der erste Fall, in dem Menschen mit unterschiedlichen Überzeugungen und Vorstellungen sich einfach kennenlernen, mögen und sich mit der Zeit verlieben."

Dornauer gibt sich bedeckt

Bei einem Treffen habe es gefunkt, erzählt die 41-Jährige der Trentiner Zeitung. Die frühere Miss Trentino ist geschieden und hat eine Tochter. Das erste Treffen verortete sie im Jahr 2019 bei einem Euregio-Treffen in Bozen. Einige Monate später hätten sie sich dann beim Dreierlandtag in Meran wiedergesehen. Sie hätten die Beziehung mit "äußerster Zurückhaltung, Bescheidenheit" und abseits des Rampenlichts gelebt. Nach einigen Postings und gemeinsamen Auftritten fragten die Medien aber nach.

Dornauer selbst entzieht sich in privaten Angelegenheiten weiterhin dem Rampenlicht und gibt sich auf Anfrage des STANDARD bedeckt. "Das eine ist die Politik, das andere eine private Beziehung. Ich trenne das strikt und nehme für mich in Anspruch, dass die Medien das respektieren", ließ der 40-jährige Politiker schriftlich mitteilen. (Maria Retter, 3.8.2023)