Valentina Höll steht am Podium und freut sich über ihre Goldmedaille.
Valentina Höll ist mit 21 Jahren Doppelweltmeisterin im Downhill-Mountainbiken.
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Fort William - Nebst schottischem Sauwetter gab es für Österreichs Downhill-Mountainbike-Team Medaillenregen bei der Weltmeisterschaft in Fort William. Valentina "Vali" Höll, die als Favoritin und Titelverteidigerin ins Rennen ging, siegte souverän bei den Damen. Der Schladminger Andreas Kolb verpasste den Sieg wohl nur aufgrund eines Ausrutschers am vom Regen völlig aufgeweichten Kurs. Er holte 0,6 Sekunden hinter seinem britischen Atherton-Teamkollegen Charlie Hatton die Silbermedaille. Besser hätte das WM-Wochenende aus Sicht des österreichischen Teams kaum ausfallen können. Höll und Kolb bestätigten mit den Medaillen ihre bereits mehrfach im heurigen Weltcup bewiesene Form.

Regen machte Rennen zur Schlammschlacht

Der anspruchsvolle und lange Kurs in den schottischen West Highlands verlangte den Athletinnen und Athleten alles ab. Vor allem bei den nach den Damen gestarteten Herren machte einsetzender, starker Regen die Bedingungen für die Top-Fahrer besonders schwierig. Aber zumindest hatten die Top 30 ähnliche Verhältnisse. Die Kombination aus Schlamm, Felsen und Wurzeln wurde manchem zum Verhängnis. Besonders hart erwischte es den Briten Matt Walker, der am Ende aber selbst ins Ziel abfahren konnte. Ein Seitfleck im Gatsch kostete seinen Landsmann Bernard Kerr einen möglichen Podestplatz, ähnlich erging es Nachwuchshoffnung Jordan Williams (GBR). Technische Probleme zwangen den südafrikanischen Routinier Greg Minaar, der gut unterwegs war, aufzugeben. Der Mantel hatte sich von der hinteren Felge verabschiedet. Dem ebenfalls flotten Kanadier Finn Iles wurde ein Patschen im Vorderrad zum Verhängnis.

Die drei Gewinner der Downhill-WM posieren mit ihren Medaillen.
Andreas Kolb (links) freut sich in Schottland über seine Silbermedaille zusammen mit seinem Weltcup-Teamkollegen, dem frischgebackenen Downhill-Weltmeister Charlie Hatton (mitte), und dem Bronzemedaillen-Gewinner Laurie Greenland, beide Grobritannien.
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Bei den Herren gingen die sonst dominanten Franzosen diesmal leer aus. Loïc Bruni und Loris Vergiers, die aufgrund ihrer Top-Platzierungen im UCI-Klassement als letzte starteten, konnten Hatton bei "britischen Verhältnissen", bezogen auf das nasse Wetter, nichts mehr entgegensetzen. Sie mussten sich als beste ihrer Grande Downhill-Nation mit den Plätzen vier (Bruni) und sechs (Vergiers) begnügen. Die Bronzemedaille ging mit Laurie Greenland ebenfalls an einen Briten, womit der Heimtriumph perfekt war. Am fünften Rang landete der Australier Troy Brosnan.

Vali Höll bleibt Maß aller Downhill-Dinge

Bei den Damen fiel die Entscheidung unter vier herausragenden Athletinnen. Österreichs Vali Höll überragte am Ende jedoch alle, sie siegte mit knapp über zwei Sekunden Vorsprung auf die Schweizerin Camille Balanche. Bronze ging an die Französin Marine Cabirou, die Höll um 2,3 Sekunden hinter sich ließ. Die Deutsche Nina Hofmann hätte der 21-jährigen Salzburgerin noch gefährlich werden können, doch ein Sturz machte ihre einen Strich durch die Rechnung.

Hinter den Podestplätzen folgen mit rund zehn Sekunden Abstand die Britinnen Louise-Anna Ferguson, Phoebe Gale und Tahnee Seagrave. Letztere war aufgrund ihres Sturzes im Qualifying am Freitag an der Hand lädiert und so nicht in der Lage, mit der Spitze mitzuhalten. Die legendäre britische Downhill-Queen Rachel Atherton ereilte ein ähnliches Schicksal bei der Heim-WM: Sie renkte sich beim Training am Donnerstag die Schulter aus, startete dennoch zum Qualifying am Freitag, war aber am Samstag chancenlos. (Steffen Kanduth, 5.8.2023)