Nach Brasilien hat auch der Irak eine landesweite Sperre für die Nachrichten-App Telegram angeordnet. Grund sei der Schutz der nationalen Sicherheit, begründete das irakische Ministerium für Kommunikation den Schritt laut einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur Ina am Sonntag. Zudem gehe es um den Schutz persönlicher Daten.

Staatliche Stellen hätten das Unternehmen hinter dem Messengerdienst vergeblich um Zusammenarbeit gebeten, um Kanäle zu sperren, die offizielle und persönliche Daten verbreiten würden, hieß es in der Erklärung.

Im Irak ist Telegram nun offiziell gesperrt, ob diese Sperre auch technisch funktioniert, bleibt abzuwarten.
APA/AFP/KIRILL KUDRYAVTSEV

Telegram soll Zusammenarbeit verweigert haben

Telegram ist im Irak sehr verbreitet – auch in Teilen der Regierung. Die staatliche Nachrichtenagentur Ina hat dort 260.000 Abonnenten. Die App wird teils auch von proiranischen Milizen genutzt. Teils wurden in Telegram-Kanälen die Namen oder andere private Daten etwa von Sicherheitskräften verbreitet, so auch nach gewaltsamen Ausschreitungen im Irak im Herbst 2021. Auch die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS), die im Irak und im benachbarten Syrien einst weite Gebiete beherrschte, verbreitet Botschaften über Telegram.

In Brasilien hatte die Justiz Telegram im April vorübergehend landesweit gesperrt. Hintergrund waren dort Ermittlungen zu Neonazi-Gruppen und Chatgruppen, die über Telegram zu Gewalt in Schulen aufgerufen haben sollen. 2022 hatte die brasilianische Justiz bereits einmal Telegram für rund zwei Tage landesweit sperren lassen, damals wegen Verstößen gegen frühere Justizentscheidungen.

Ob die Sperre des Dienstes auf technischer Ebene überhaupt sinnvoll machbar ist, bleibt abzuwarten. Im Jahr 2018 hatte die russische Medienbehörde Roskomnadsor etwa den Internetprovidern angeordnet, den Dienst zu blockieren. Die dafür ergriffenen Maßnahmen sorgten allerdings auch dafür, dass zahlreiche andere Seiten und Dienste nicht mehr zugänglich waren. Zudem galt die Sperre als leicht umgehbar. Zwei Jahre später wurde sie mit der Begründung, Telegram habe sich zu ausreichender Behördenkooperation bereiterklärt, wieder aufgehoben. (APA, gpi, 7.8.2023)