Wiener Linien
Vor allem bei den Straßenbahnlinien hat es längere Intervalle gegeben.
Robert Newald

Wien – Die Wiener Linien haben am Montag eine erste Bilanz zu ihrem Fünf-Punkte-Programm zur Stabilisierung der Intervalle und Lösung der heiklen Personalsituation gezogen. Die Aufgabe der Intervallverdichtung wurde bewältigt und wird mit dem Herbstfahrplan ab 4. September abgeschlossen. "Eine gute Nachricht" sei das, sagte der zuständige Stadtrat Peter Hanke (SPÖ). Insgesamt sei "eine schöne Zwischenbilanz" auf dem Weg "zurück zu den alten Qualitäten" erreicht worden.

Im Winter des Vorjahres waren die Verkehrsbetriebe mit massiven Personalproblemen und vielen kurzfristigen Ausfällen konfrontiert. Schon mit dem Startschuss zur Umsetzung des Fünf-Punkte-Programms konnten demnach rund 99 Prozent der vorgesehenen Fahrten wieder plangemäß durchgeführt werden. Im weiteren Verlauf des Jahres konnte dann die Drop-out-Rate im Ausbildungsbereich reduziert und die Zahl der Schulungseinheiten massiv erhöht werden, erläuterte Hanke. Zum Beispiel sank die Dropout-Rate in den Straßenbahnschulen im ersten Quartal 2022 um 50 Prozent.

Mehr Ausbildungsplätze

Am Ziel seien die Verkehrsbetriebe insgesamt jedoch noch nicht, denn "das ist ein Marathon", und dieser werde 2024 teilweise noch einmal intensiviert angegangen. 2021 gab es noch 257 Ausbildungsplätze im Straßenbahnbetrieb, heuer sollen bis Jahresende 340 neue Fahrer und Fahrerinnen ausgebildet werden, 2024 sollen es dann 490 sein. Bis 2031 wird von einem zusätzlichen Personalbedarf von rund 7.000 Kräften in allen Fachbereichen ausgegangen.

In diesem Jahr wurde neues Personal mit "Großinfotagen" gesucht, die rasche Bewerbungen ermöglichen, nannte Alexandra Reinagl, Geschäftsführerin der Wiener Linien, ein Beispiel zu neuen Recruitingmaßnahmen. Die Bilanz aus insgesamt sieben Terminen waren 740 eingeladene Bewerber, von denen fast die Hälfte auch genommen wurde.

Als Hürden bleiben Fachkräftemangel und eine Babyboomergeneration im Pensionsalter. Die Wiener Linien stünden vor denselben Problemen wie viele Unternehmen. Die Aufgabe hieße daher "auf die bestehenden Mitarbeiter zu achten und neue zu gewinnen". Dazu müsse anders kommuniziert werden, denn "die Einstellung zur Arbeit verändert sich" – und vor allem müssten die eigenen Qualitäten immer wieder hinterfragt werden. Und am Ende gebe es bei der Personalsuche inzwischen einen "Beauty-Contest der Unternehmen".

Investitionen gehen weiter

Daher wurde unter anderem in der Ausbildung angesetzt, zum Beispiel mit einem Deutschkurs-Angebot für Personen ohne ausreichende Sprachkenntnisse. Beim Verdienst wurden die Zulagen und die Prämie angehoben. Im Bereich der Arbeitszeit wurde bei Unterbrecherdiensten eine Reduktion auf rund 30 Prozent erreicht – hier handelt es sich um Dienste, die mit der Morgenspitze beginnen, von einer Pause bis zum Abend unterbrochen werden, um dann in der Rushhour weiterzugehen.

"Es war Sand im Getriebe", blickte Reinagl auf die Zeit zum Jahreswechsel zurück, die Intervallausdehnung war aus Sicht der Geschäftsführerin dabei "das Schmerzhafteste", jedoch werde mit dem neuen Fahrplan wieder das Niveau vom Herbst 2022 erreicht – jedoch mit Intervallen, die aufgrund sich ändernder Nachfrage bei manchen Linien verkürzt und bei wieder anderen auch verlängert worden sind.

An Geld für die zahlreichen Erneuerung soll es den Wiener Linien auch in der Zukunft nicht mangeln: "Wir werden nicht müde, weiter zu investieren", sagte Hanke. Es gebe kaum eine Großstadt, die so viel in den öffentlichen Verkehr investiert. Laut einer Analyse durch den externen Partner S·for·T Management Consultants haben die Wiener Linien in den Jahren 2019 bis 2021 im Durchschnitt 129,85 Euro je 1.000 Einwohnerinnen im Bediengebiet investiert – in Berlin investierte der dortige BVG im gleichen Zeitraum nur 88,74 Euro. (APA, 7.8.2023)