Und auf einmal stand die Kriminalpolizei vor der Tür von David Schopper in Eisenstadt. Sie war auf der Suche nach einer riesigen Hanfplantage – fand stattdessen aber nur tausende Olivenpflänzchen rund ums Haus.

Ein Mann zwischen vielen noch sehr jungen Olivenbäumen
David Schopper in seinem Garten in Eisenstadt zwischen seinen Olivenbaumpflanzen.
Guido Gluschitsch

Der ganze Garten der Familie ist voll mit kleinen Olivenbäumchen in Plastiktöpfen. Und Letztere waren auch der Grund für den Polizeieinsatz. David Schopper wollte wieder einmal etwas Neues ausprobieren und experimentierte mit neuen Schalen, in denen er seine Olivenbäume ziehen will. Und diese neuen Töpfe, die er in großer Zahl bestellt und geschickt bekommen hat, werden normalerweise für den Hanfanbau verwendet. Weil er dazu auch noch eine entsprechende Menge Hanfanzuchterde bestellte, schaute die Behörde sicherheitshalber einmal nach.

Tausende Olivenpflanzen

"Diese Töpfe verhindern, dass die Pflanzen durch den Boden wurzeln." In normalen Anzuchttöpfen passiere das öfter, und die Wurzeln gehen dann gleich so in den Boden, dass man die Pflanze kaum noch wegheben könne, erzählt Schopper. Darum stehen die meisten der Pflanzen auch nicht direkt auf dem Boden, sondern noch einmal in Tragerln.

Ein Mann hält einen Topf mit Pflanze, daneben steht seine Frau.
Töpfe wie dieser werden gerne verwendet um Hanfpflanzen zu ziehen – Olivenbäume fühlen sich darin aber auch wohl.
Guido Gluschitsch

An die 4.000 Olivenpflanzen, fast alle kaum größer als einen Meter und nur ein oder zwei Jahre alt, schätzt Schopper, stehen in seinem Garten. Vor dem Haus finden sich in riesigen Töpfen weitere Bäume, und neben der Terrasse wächst ein großer Olivenbaum. Rund 3.000 weitere Pflanzen stehen auf dem rund ein Hektar großen Feld, das Schopper mit seinem Unternehmen Pannolio bestellt.

Pannolio ist eine Genossenschaft, die es sich zum Ziel gemacht hat, dass Olivenbäume bald im ganzen Burgenland wachsen. Demnächst werden welche in Purbach gepflanzt, erzählt Schopper. In der ganzen Genossenschaft gibt es an die 12.000 Olivenbäume.

Die ersten Liter Olivenöl

Vergangenes Jahr ließ Schopper das erste Mal Öl pressen. Keine fünf Liter sind sich ausgegangen. Wie es geschmeckt hat? "Fürchterlich! Schrecklich!", erinnert sich Schopper. Er habe zu früh geerntet, sei einfach nicht geduldig genug gewesen. Aber nach einiger Zeit wurde das Öl deutlich besser. Was ungewöhnlich ist, denn Olivenöl schmeckt normalerweise frisch am besten.

Angefangen hat bei ihm alles mit nur einem Olivenbaum, vor sechs, sieben Jahren. Der faszinierte Schopper, und bald wurden es mehr und mehr Bäume. Er hat herumversucht und probiert – nichts einfach so geglaubt, alles immer hinterfragt. Eine botanische Ausbildung hat er nicht. "Ich bin Autodidakt", sagt er. Heute zählt seine Sammlung 130 Sorten.

Ein Mann macht vor einem kleinen Olivenbaum eine ausladende Geste.
David Schopper denkt in großen Dimensionen. In diesem Fall erklärt er aber, dass er die Bäume kurz halten möchte und hofft, dass sie so besonders buschig werden.
Guido Gluschitsch

Vermutlich das genaue Gegenteil von David Schopper ist Sabine Haider. Sie gilt als die Pionierin des Anbaus von Olivenbäumen im Burgenland. Gemeinsam mit Franz Günther gründete sie die Baumschule Olivia und setzte 2017 die ersten Olivenbäume in Mörbisch aus.

Während Schopper vorwiegend Jungpflanzen zieht, setzt Haider Bäume und gibt ihnen Zeit zum Wachsen. Sie ist überzeugt davon, dass die Bäume umso robuster werden, je langsamer sie wachsen können. Als sie startete, war man über Idee in der Region, sagen wir es freundlich, verwundert.

Der erste Winter für Olivenbäume im Burgenland

Nach dem ersten Winter, der 2017 sehr streng war, sah es auch gar nicht so gut aus. Die Bäume litten sichtbar unter dem Frost – aber sie überlebten und tragen wieder Früchte. Alles, was danach gesetzt wurde, hatte keinen so strengen Winter mehr erlebt. Und mit Temperaturen von ein paar Grad unter null können Olivenbäume gut umgehen.

Heute hat sie mit rund 550 Bäumen etwa die Hälfte der 2,4 Hektar großen Olivia-Bio-Fläche besetzt. Sie presst die Oliven nicht – "zum Ölpressen ist es weit zu wenig". Es dauere 15 bis 20 Jahre, dass die Bäume genug Früchte tragen, damit es sich lohne, Öl zu pressen.

Ein Olivenhain mit mehreren Bäumen – im Hintergrund sieht man den Neusiedler See.
Der Olivenhain von Sabine Haider liegt in Mörbisch, unweit des Neusiedler See.
Sabine Haider

Sie rechnet, dass sich aus dem Olivengewicht an die zehn bis maximal 20 Prozent Öl pressen lassen würden. Außerdem fürchtet sie, dass der bei uns im Vergleich zum Süden kühlere Herbst nicht ideal ist, um Olivenöl aus burgenländischen Früchten zu machen. Haider legt die Oliven ein. "Wir schaffen so an die die 100 Gläser." Sie konzentriert sich bei Olivia-Bio vorwiegend auf fünf Sorten aus Italien, weil sich die heute 50-Jährige erinnert, dass in ihrer Kindheit das Klima in Oberitalien so ähnlich war wie heute das in Mörbisch.

Dass Haider inzwischen einige Nachahmer hat, stört sie nicht. Neben Schopper gibt es inzwischen auch die Agro Rebels, die mit Bauern zusammenarbeiten und ab 2025 das erste Mal Öl zum Verkauf anbieten wollen. Im Südburgenland baut die Familie Oberkofler, die aus Südtirol in den Osten gezogen ist, neben Biowein auch Olivenbäume an.

Ein Tor ohne Zaun in der grünen Wiese, dahinter ein Olivenhain.
Das Eingangstor zum Olivenhain Martinsplatzl von Olivia.bio liegt gleich neben dem Radweg.
Sabine Haider

"Man kann bei so einem Thema nicht erwarten, dass man der Einzige ist, der das macht", sagt Sabine Haider, die sich mit den meisten Olivenbauern im Burgenland austauscht, damit alle von den Erfahrungen der anderen profitieren können. Und noch ein Olivenbauer dürfte bald dazukommen – zumindest wenn jene Person, die von Schoppers Feld vor wenigen Wochen 60 Pflanzen gestohlen hat, auch ins Geschäft einsteigt. (Guido Gluschitsch, 8.8.2023)