Franui
Neudeutung von Stilen als Konzept: Das "Umspannwerk zwischen Klassik, Volksmusik, Jazz, zeitgenössischer Kammermusik", wie sich Franui und ihr Gründer Andreas Schett (re.) definieren.
Julia Stix

Friaha habm mir ins Gedanken gemacht, heint nimma!", ist jener Satz, mit dem sich Andreas Schett seit "mehr als 20 Jahren immer gleich" ans Publikum wendet, wie er sagt. Diesem vieldeutigen Satz ist natürlich zu widersprechen, falls damit mehr gemeint ist, als sich keine Sorgen zu machen. Schett steht einer Musicbanda vor, die unter dem Namen Franui seit nunmehr 30 Jahren erfolgreich klassische Musik mit einem volksmusikalisch konnotierten Instrumentarium originell einfärbt.

Wer so lange gut und erfolgreich dabei ist, große Säle füllt, macht sich sicher permanent Gedanken darüber, wie er seine spezielle Musikphilosophie frisch halten kann. Ein Beispiel wäre der Plan zum 30. Geburtstag von Franui: Das sogenannte Hochkulturfestival zu veranstalten ist ein kühnes Ansinnen, das wohldurchdacht sein will, bedenkt man die schwankende Klimalaune.

Ziemlich hoch hinaus

An drei Tagen 6000 hoffentlich für jede Wetterlage ausgerüstete Menschen auf die in 1673 Meter Höhe gelegene Unterstalleralm beim Osttiroler Ort Innervillgraten locken? Das ist schon keine Kleinigkeit und braucht als Verlockung auch interessante Geburtstagsgäste.

So wird der isländische Starpianist Víkingur Ólafsson in luftiger Höhe Bachs Goldberg-Variationen spielen oder wird die Jazzformation Shake Stew mit Afrobeat aufwärmen. Und mit Bariton Florian Boesch wird Franui das Programm Alles wieder gut geben, also Lieder von Schubert, Schumann und Mahler speziell interpretieren.

Wurzeln sind auch wichtig

Bekanntes etwas anders zu servieren ist die Spezialität von Franui, deren Namen einer Wiese entlehnt ist, die auf 1402 Meter Seehöhe über dem Ort liegt, "in dem die Musiker großteils aufgewachsen sind", erzählt Schett wohl zum millionsten Mal. Aber das ist wichtig, Schett ist Verwurzelung wichtig, ebenso aber ihre Verbindung mit Weltläufigkeit. Franui betreiben ja Fusion.

Sie ziehen die Klassik aus dem Kosmos des Hochnäsigen. Die Volksmusik wiederum wird aus dem Dunstkreis des sich ängstlich bis aggressiv gegen Veränderung wehrenden Ressentiments gehoben. Das war einst ein dramatischer Akt. Als alles mit dem von Schett gegründeten Festival Villgrater Kulturwiese begann, war das lokalen Kulturinitiativen gar nicht recht. Da wurde sogar ein Brand gelegt am Festivalort ...

Schubert und seine Freunde

Das ist lange her. Mittlerweile ist man international unterwegs. Hierzulande war alles dabei – von den Salzburger zu den Bregenzer Festspielen, von Erl bis Konzerthaus. Nur der Wiener Musikverein fehlt noch.

"So muss es geklungen haben, als Schubert seine Freunde im Winter beim Tanz begleitet hat", meinen die Strottern über Franuis Franzl-Verarbeitung. Schön fantasiert von einer Formation, die auch zugegen sein wird auf der Alm. Das per Selbstdefinition "Umspannwerk zwischen Klassik, Volksmusik, Jazz und zeitgenössischer Kammermusik" lädt ja seelenverwandte Exzentrik ein. Mit dabei ist in diesem Sinne auch das finnische Mundharmonika-Quartett Sväng. (Ljubisa Tosic,7.8.2023)