Neuralink bekommt eine frische Geldspritze.
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Positive Schlagzeilen waren für Neuralink bislang eher selten. Zwei regelrechte Volltreffer sind Elon Musks Firma für Gehirnimplantate in diesem Zusammenhang erst zuletzt geglückt: Zum einen erhielt Neuralink im Mai von der US-Zulassungsbehörde grünes Licht für Humanstudien. Zum anderen wurde nun bekannt, dass das Projekt für längere Zeit finanziell abgesichert sein dürfte. Eine 280 Millionen Dollar schwere Finanzierungsrunde zeigt, dass nicht nur Musk an seine Vision des Gehirn-Tunings glaubt. Umstritten bleiben die Aktivitäten von Neuralink dennoch.

"Wir freuen uns sehr über dieses nächste Kapitel bei Neuralink", sagte das Unternehmen in einem Beitrag auf der Social-Media-Plattform X, ehemals Twitter. Die Finanzierungsrunde wurde von Founders Fund angeführt, dem Risikokapitalgeber von Tech-Investor Peter Thiel. Der Trump-Freund und gegenwärtige Arbeitgeber von Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz machte in der Vergangenheit mit Aussagen wie "Ich glaube nicht mehr, dass Freiheit und Demokratie kompatibel sind" auf sich aufmerksam.

Was hinter Neuralink steckt

Elon Musk Projekt verspricht signifikante Fortschritte im Bereich der Verbindung des menschlichen Gehirns mit Computern. Die dahinterstehende Idee beruht auf einem Chipimplantat mit einem Durchmesser von zwei Zentimetern, das direkt im Schädel platziert wird. Durch hauchdünne Leitungen wird es mit den Nervenzellen des Gehirns verbunden. Diese filigrane Arbeit kann nur durch speziell entwickelte OP-Roboter durchgeführt werden, die es ermöglichen, neurologische Signale aufzuzeichnen und zu senden.

Im medizinischen Kontext soll das Gehirnimplantat dazu beitragen, körperliche Einschränkungen wie Sehstörungen, Hörverlust oder Depressionen zu behandeln. Wenn alles planmäßig verläuft, könnten durch diese Technologie sogar gelähmte Menschen wieder gehen. Die Visionen von Musk gehen jedoch weit darüber hinaus und beinhalten auch die Möglichkeit, Gedanken telepathisch auszutauschen oder Wissen auf Knopfdruck zu erweitern.

Erhebliche Bedenken

Trotz Musks Beteuerungen über die Sicherheit von Neuralink gab es anfangs noch erhebliche Bedenken von der Zulassungsbehörde FDA. Die Bedenken betrafen technische Probleme, wie die Lithiumbatterie des Geräts und die Möglichkeit, dass die Drähte des Implantats im Gehirn wandern könnten. Die Herausforderung, das Gerät sicher zu entfernen, schien ebenfalls nicht gewährleistet, weshalb der Zulassungsantrag zunächst abgelehnt wurde.

Überraschend wurde die Zulassung von Neuralink durch die FDA dann doch bekanntgegeben. Das Unternehmen teilte diese frohe Botschaft über Twitter, auch wenn Einzelheiten zur geplanten Studie oder zur Rekrutierung für die Studie nicht bekannt sind. Die FDA bestätigte damals lediglich, dass Neuralink das Implantat und den chirurgischen Roboter an Patienten verwenden darf.

Die Genehmigung der FDA wirft weiterhin Fragen auf, da Neuralink in der Vergangenheit immer wieder in die Kritik geraten ist. Insbesondere gab es Berichte über fahrlässige Fehler bei Operationen an Versuchstieren und überstürzte Experimente, die mehr Todesfälle als nötig verursachten. Dies stand im Zusammenhang mit dem Druck, den Musk auf die Mitarbeiter ausübte, um die Genehmigung der FDA zu erhalten. (bbr, 9.8.2023)