Fahne von Fridays for Future auf einer Demonstration
Fridays for Future verlangt neben schneller Hilfe für die Betroffenen auch langfristige Lösungen von der Regierung und Bundeskanzler Nehammer.
IMAGO/Andreas Franke

"Wenn in Indonesien eine Insel untergeht, betrifft mich das wenig. Aber wenn vor der Haustüre die Welt untergeht, dann kann ich nicht einfach den Fernseher ausschalten und wegsehen." So begann die von den Unwettern betroffene Lena aus Maria Saal am Dienstag ihre Schilderungen aus dem Krisengebiet in Kärnten. Die Fridays-for-Fututre-Aktivistin erzählte bei einer Pressekonferenz auch von überschwemmten Radwegen, Bächen, die zu reißenden Flüssen geworden seien, und überschwemmten Kellern. All das ist für Lena wie ein "Spiel, das man nicht gewinnen kann".

Neben der Kärntnerin kam auch der Klimawandelexperte Daniel Huppmann vom Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) zu Wort. Er ordnete die Unwetter der vergangenen Tage wissenschaftlich ein. Einerseits habe ein klassisches Genua-Tief – eine eigentlich für den Spätsommer typische Wetterlage aus dem Mittelmeerraum – die Überschwemmungen ausgelöst, sagte Huppmann. Andererseits führe die Erderhitzung zu wärmerer Luft und damit zu größeren Regenmengen, was derartige Wetterextreme wahrscheinlicher mache.

Klimaneutralität beim Wiederaufbau bedenken

Huppmann forderte sofortige Maßnahmen zur Klimaneutralität. Anpassungen könnten bereits beim Wiederaufbau in den betroffenen Gebieten umgesetzt werden. Zum Beispiel sollte beim Wiederaufbau berücksichtigt werden, dass Überschwemmungen alle fünf Jahre passieren könnten und nicht mehr alle 30 Jahre.

Außerdem müssten die sogenannten Roten Zonen – Gebiete, in denen etwa wegen Erdrutschgefahr nicht gebaut werden darf – neu geplant werden. Im Zuge dessen sollte auch das Thema Klimaneutralität weitergedacht werden: Die Verdichtung von Siedlungsräumen anstatt Neubauten sowie Versickerungsflächen statt versiegelter Bereiche nennt der Experte als Beispiele.

Klimakatastrophengipfel mit Regierung und Landeshauptleuten

Daniel Shams, Sprecher von Fridays for Future, erweiterte die Forderungen: Neben sofortiger Hilfe für Betroffene brauche es auch langfristige Lösungen. Dafür solle sich die Bundesregierung unter Kanzler Karl Nehammer (ÖVP) mit den Landeshauptleuten zu einem Klimakatastrophengipfel treffen. "Die Klimakrise holt uns ein" und "Die Regierung schafft es nicht, uns zu schützen", sagte Shams. Von einem derartigen Gipfel erhofft sich Fridays for Future wirksame Maßnahmen: Fertige Gesetze würden bereits in den Schubladen der Regierungsmitglieder verstauben. "Jede weitere Tonne CO2 kann die nächste Katastrophe sein", appellierte Shams. (red, 8.8.2023)