Heizen und Warmwasser sind in Sachen Energiewende enorm wichtige Bereiche. Laut Statistik Austria fließen rund vier Fünftel des durchschnittlichen Energieeinsatzes in Haushalten in diese beiden Sektoren (der Rest wird etwa für Kochen und den Betrieb von Haushaltsgeräten verwendet). Allerdings: Zumindest im Vergleich zu den Rekordwerten während der Energiekrise vergangenes Jahr beginnt sowohl in Österreich als auch in Deutschland die Umrüstung zu schwächeln.

Die Menschen lassen sich weniger thermische Sanierung fördern als während der Energiekrise vergangenes Jahr
Die Menschen lassen sich weniger thermische Sanierungen fördern als während der Energiekrise vergangenes Jahr.
APA/HANS KLAUS TECHT

In Österreich gab es laut dem Klimaschutzministerium von Leonore Gewessler (Grüne) vergangenes Jahr noch insgesamt 98.000 Registrierungen für die Aktion "Raus aus Öl und Gas", die finanzielle Unterstützung der öffentlichen Hand für thermische Sanierungen für private Einfamilien- und Zweifamilienhäuser sowie mehrgeschossigen Wohnbau anbietet. Heuer sind es, wiewohl die Jahreshälfte bereits überschritten ist, gerade erst 20.700.

Auch in Deutschland ist die Nachfrage nach Wärmepumpen und Dämmsystemen deutlich zurückgegangen. Beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) seien im ersten Halbjahr 48.804 Anträge auf Förderung einer Wärmepumpe gestellt worden, berichten die Zeitungen der Funke-Mediengruppe am Dienstag. Im Vorjahreszeitraum waren es demnach noch 97.766 Anträge – fast doppelt so viele.

Verbraucher und Firmen warten ab

"Die BAFA-Zahlen sind ein Zeugnis der enormen Verunsicherung, die das geplante Heizungsgesetz ausgelöst hat", sagte Frank Ebisch, Sprecher des Zentralverbands Sanitär Heizung Klima (ZVHSK), den Zeitungen mit Blick auf Deutschland. "Unsere Betriebe wissen nicht, wie sie rechtssicher beraten können, wie es mit der Förderkulisse weitergeht. Da kann es nicht überraschen, dass Verbraucher und Firmen in der derzeitigen Lage lieber abwarten."

Auch beim Renovieren – das mit dem Einbau einer Wärmepumpe meist einhergeht – halten sich die Deutschen derzeit offenbar zurück. Im ersten Halbjahr 2023 wurden insgesamt 14,88 Millionen Quadratmeter Gebäudefläche mit Wärmedämmverbundsystemen gedämmt – ein Minus von 14,82 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, berichten die Zeitungen unter Berufung auf vorläufige Absatzzahlen von B+L Marktdaten. "Die politische Diskussion verengt sich auf die Heiztechnik. Das Thema Wärmedämmung ist aus dem Fokus vieler Immobilienbesitzer gerückt – das spiegelt sich im Markt wider", sagte Hans-Joachim Riechers, Hauptgeschäftsführer des Verbands für Dämmsysteme, Putz und Mörtel (VDPM), den Zeitungen.

Klimaziele gefährdet

Der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW) sieht dem Bericht zufolge angesichts der jüngsten Entwicklungen die Klimaziele im Gebäudesektor massiv gefährdet. "Die Unternehmen müssen Modernisierungsmaßnahmen verschieben und die noch machbaren Maßnahmen in der Tiefe oft deutlich reduzieren", sagte GdW-Präsident Axel Gedaschko den Funke-Zeitungen. "Die Klimaziele im Wohnungsbereich rücken damit in immer weitere Ferne." Viele Unternehmen könnten sich nur noch auf Instandhaltung statt auf Modernisierung konzentrieren. Der Verband rechnet damit, dass die Modernisierungsinvestitionen in diesem Jahr um 8,6 Prozent einbrechen werden. Neben gestiegenen Baupreisen und Zinsen sowie Kürzungen bei Förderprogrammen sorge das "Chaos" beim Wärmegesetz für zusätzliche Verunsicherung. (joge, APA, Reuters, 8.8.2023)