Wegen des Klimawandels mit Hitzewellen und Waldbränden erwägt der deutsche Reisekonzern TUI Änderungen seines Urlaubsangebots. "Wir werden bis Mitte November nach Griechenland reisen, und ich habe tatsächlich meine Kollegen gefragt, ob wir es vielleicht bis Ende des Jahres oder nach Weihnachten tun sollten", sagte TUI-Chef Sebastian Ebel am Mittwoch. Zudem könnten verstärkt nordische Länder als Reiseziele angeboten werden, also Länder in kühleren Klimazonen.

Heuer im Sommer wurde Südeuropa von extremen Wetterbedingungen geprägt. Hitzewellen bescherten der Region Temperaturen von über 40 Grad. Auf Rhodos tobten Waldbrände, Dörfer und Hotels mussten evakuiert werden. TUI bezifferte die dadurch entstandenen Kosten für den Konzern mit 25 Millionen Euro. Nach dieser Erfahrung prüfe TUI auch, den Kunden Versicherungen für Reiseziele anzubieten, die von klimawandelbedingten Ereignissen wie Waldbränden betroffen sein könnten, sagte Ebel.

Der Amager Strandpark in Kopenhagen, Dänemark
Badeurlaub in Dänemark könnte mit dem Klimawandel bald gefragter werden.
IMAGO/Peter Schickert

Auch der britische Billigflieger Easyjet stellt sich auf ein verändertes Reiseverhalten seiner Kunden ein. So erklärte Konzernchef Johan Lundgren zuletzt, sollten die Urlauber wegen der Hitze etwa in Südeuropa andere Ziele wählen, sei Easyjet in der Lage, seine Routen zu ändern. Die Fluggesellschaft habe die Flexibilität, Strecken je nach Nachfrage zu ändern, wenn es sein müsste, auch jährlich.

Für heuer rechnet der weltgrößte Reisekonzern trotz der extremen Hitzewelle mit Waldbränden am Mittelmeer weiterhin mit einem starken Reisesommer. Das Mittelmeer bleibe die am stärksten gefragte Destination für den Sommerurlaub, sagte Vorstandschef Sebastian Ebel bei der Vorlage der Zwischenbilanz für das abgelaufene Quartal am Mittwoch in Hannover. Derzeit lägen die Sommerbuchungen um sechs Prozent höher als vor einem Jahr.

Dabei gäben die Kunden im Schnitt sieben Prozent mehr für ihre Reisen aus. Mit bisher 12,5 Millionen Kunden lägen die Buchungen des deutschen Reisekonzerns bei 95 Prozent des Niveaus im Sommer 2019 vor Corona. Die Waldbrände in Südeuropa hätten die Entwicklung nur kurzfristig etwas gedämpft.

Nach der milliardenschweren Rettung durch den deutschen Staat während der Corona-Pandemie erzielte TUI in den Monaten April bis Juni erstmals seit der Krise mit 169 Millionen Euro wieder einen operativen Gewinn vor Sondereffekten (bereinigtes Ebit). Dazu trugen die gestiegene Zahl der Buchungen und höhere Preise bei, durch die der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 19 Prozent auf 5,3 Milliarden Euro stieg. (APA, red, 9.8.2023)