Junge Frau
Nachdenkliche Jugend: Die vielfältigen Krisen hinterlassen ihre Spuren.
Getty Images

Claudia Plakolm hält sich nicht lange mit trockenen Zahlen auf. Der Jugendstaatssekretärin reicht eine Erkenntnis, um gleich eine politische Botschaft anzubringen. Dass sich 49 Prozent der 16- bis 29-Jährigen ein Leben in einem Eigentumshaus wünschten, bestärke sie im Einsatz für genau dieses Anliegen. Zu kämpfen gelte es gegen den "brandgefährlichen" Mix aus steigenden Zinsen, explodierten Baukosten und "realitätsfernen", weil strengen Kreditrichtlinien.

Die ÖVP-Politikerin stützt sich auf Daten, die der Jugendforscher Bernhard Heinzlmaier für den einmal pro Legislaturperiode vorgesehenen Jugendbericht der Regierung zusammengetragen hat. Das Werk ist zwar noch nicht vollendet, aber anlässlich des internationalen Tages der Jugend am Samstag wollte Plakolm einen ersten Einblick bieten.

Pointierte Meinungen eines Forschers

Heinzelmaier ist Mitbegründer des Instituts für Jugendkulturforschung und führt das Marktforschungsunternehmen T-Factory in Hamburg, tritt öffentlich aber auch als Kolumnist in Erscheinung. Einst bei den sozialistischen Studenten sozialisiert, schreibt der Sozialwissenschafter heute für das betont rechtslastige Online-Medium "Exxpress" – und fügt sich nahtlos in Blattlinie ein. Die angebliche "Hegemonie der linken Kultur" erklärt er zum Quell multiplen Übels, die LGBTIQ-Bewegung zum "totalitären" Projekt, das sich entgegen der "Normalität" die gesamte Gesellschaft untertan machen wolle. Während die "Bablers und Koglers" vom "Ökokommunismus" träumten, sei Herbert Kickl eine der wenigen Ausnahmen von innenpolitischen Dilettanten. Nur dessen FPÖ setze sich für die abstiegsgefährdete Mittelschicht ein.

Die persönliche Meinung des Kolumnisten sei von seiner Arbeit als Jugendforscher zu trennen, betont Heinzlmaier. In letzterer Rolle präsentierte er mit Plakolm folgende Ergebnisse:

Zumindest zu ersterer Frage hat auch Heinzlmaier selbst, diesmal wieder in seiner Kolumnistenrolle, eine ausgeprägte Meinung. Im "Exxpress" schrieb er unlängst wörtlich: "Die Klimabewegung ist rundum anmaßend, elitär, narzisstisch und tatsächlich durch und durch lächerlich."

Die jungen Menschen seien "weltoffen, wertkonservativ und vorsichtig", fasst Plakolm die präsentierten Ergebnisse zusammen, stößt mit einem Teil ihrer Schlussfolgerungen aber auf Kritik. Auch wenn der Wunsch nach einem Eigenheim da ist, brauche es jetzt akute Wohnbeihilfen, die auf Jugendliche zugeschnitten seien, sagt Sabir Ansari, Vorsitzender der Bundesjugendvertretung: "Viele junge Menschen wissen derzeit nicht einmal, wie sie sich ihre Mieten leisten sollen." (Gerald John, 10.8.2023)