Ferrari SF90 XX Spider
Der Extremsportler pickt auf dem Asphalt, dass jeder Klimakleber vor Neid erblasst. Und 1030 PS garantieren zumindest beim neuen Oben-ohne-Model SF90 XX Spider eine satte Föhnfrisur.
Foto: Werk

Über 80 Kilogramm wiegt das Häferl des roten Glücks. Gut sichtbar drapiert in der Lounge direkt an der Rennstrecke in Fiorano steht der Siegerpokal mit der Aufschrift "24 Heures Du Mans 2023 – 1er Classement général". Quasi der Heimaltar für den historischen Ferrari-Gesamtsieg seit 58 Jahren beim bedeutendsten Sportwagenrennen der Welt in Le Mans.

Doch auch abseits des Circuit de la Sarthe scheint man in Maranello vom Rennfieber gepackt zu sein. Oder besser gewillt, den Spagat zwischen Rennstrecke und Alltagsasphalt noch ein wenig eleganter zu meistern. Gelingen soll die Übung mit zwei neuen Extremrennern im roten Pferdestall: Den Supersportwagen SF90 Stradale und Spider wurde kurzerhand ein Doppel-X verpasst. Und man präsentiert mit den limitierten Sondermodellen des Hybrid-Supersportlers erstmals zwei XX-Modelle mit Straßenzulassung.

Nahe am Bi-Turbo

Vergleicht man die nun präsentierte XX-Version mit dem Basismodell SF90 Stradale, so wird rasch deutlich, dass hier ordentlich nachgeschärft wurde. Wirkt der SF 90 trotz seiner satten 1000 PS rein optisch fast brav, springt einem bei den XX-Modellen die Brachialgewalt quasi ins Gesicht.

Die neue Karbonfaser-Flunder hat zwar nur 30 PS mehr, weiß aber mit inneren Werten zu überzeugen. Der mittig im Heck – und damit extrem nahe am Fahrer – platzierte V8-Turbo mit gewaltigen 586 kW (797 PS) harmoniert mit drei Elektromotoren – einer hinten zwischen Verbrennungsmotor und Getriebe und zwei an der Vorderachse. In dieser Konfiguration liefern die E-Motoren dank neuer Extra-Boost-Logik eine Maximalleistung von 171 kW (233 PS). So viel wie in keinem anderen Modell des Cavallino Rampante für den Straßeneinsatz. Zumindest im Spider sollte man daher statt des Designer-Sonnenkapperls zur Sturmhaube greifen: Die 1030 Pferde sorgen nämlich für einen 0–100-Wert von 2,3 Sekunden, Tempo 200 ist nach beachtlichen 6,5 Sekunden erreicht. Um die Übertragung der Kraft kümmert sich ein Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe.

Neben dem Faktum, dass nun erstmals zwei XX-Modelle auf die Straße gelassen werden, setzt Ferrari bei der Verschärfung der Modelle vor allem am Heck auf Erneuerung. Wichtiger Teil der neuen Aero-Lösungen ist nämlich ein fester Heckflügel. Übrigens der Erste, der seit den Tagen des F50 von 1995 bei einem Straßen-Ferrari zum Einsatz kommt.

Ferrari
Nur gucken, nicht kaufen: Die Ferrari Modelle Spider und Stradale sind bereits ausverkauft.
Foto: Ferrari

Optimierte Töne

Und jene, die es in den engen Schalensitz geschafft haben und euphorisiert im Vierpunktgurt hängen, werden mit einer unvergleichlichen V8-Symphonie belohnt. Deutlich optimiert wurden nämlich die Hot-Tube-Rohre. Mit einem beeindruckenden Ergebnis: Der Motorklang ist voller, satter, und die Ober­töne klingen über den gesamten Drehzahlbereich im Innenohr. Quasi eine Direktübertragung des pulsierenden Verbrenner-Orchesters in den Innenraum.

Erwartungsgemäß ist der neue Supersportler aber nur sehr bedingt mehrheitsfähig. Die Stückzahl ist stark begrenzt – 799 Exemplare wird es ab 2024 mit Hardtop geben, 599 als Spider.

Und da wäre dann halt noch der (italienische) Preis: 770.000 Euro sind für den Stradale und 850.000 Euro für den Spider fällig. Sollten Sie nicht spätestens jetzt von jeglicher Kaufüberlegung abgekommen sein, folgt dennoch die Ernüchterung: Die Modelle sind allesamt längst ausverkauft. (Markus Rohrhofer, 11.8.2023)

Ferrari SF90 XX Stradale
Der Ferrari SF90 XX Stradale.
Foto: Ferrari