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Bücher zu machen kostet Geld – das Wiener Literaturreferat ist für Verlage als auch Autoren eine wichtige Anlaufstelle.
REUTERS/BERNADETT SZABO

Unter Autorinnen und Autoren gingen am Wochenende die Wogen hoch. Das Literaturreferat der Stadt Wien wurde nämlich als eigenständiges Referat aufgelöst und in jenes für "Film, Mode und Internationales" eingegliedert, wie Ende vergangener Woche bekannt wurde. Das angewachsene Referat heißt nun "Film, Internationales, Literatur und Mode". Vonseiten Schreibender gab es dafür Empörung und Spott. "Endlich wurden die Kunstsparten 'Internationales' und 'Mode' aus ihrem Schattendasein gehoben und bekamen den ihnen gebührenden Platz eingeräumt!", postete etwa Autorin Bettina Balàka. Die Grazer Autorenversammlung sprach von einem "Signal", das "verheerend" sei. Auch Vanessa Wieser vom Wiener Verlag Milena hatte sich als Verlegerin zu Wort gemeldet.

Warum die Nervosität? Das Literaturreferat ist für Wiener Verlage als auch Autoren mit Meldeadresse Wien eine wichtige Anlaufstelle, etwa wenn es um Förderungen und Stipendien von der für Kultur zuständigen Magistratsabteilung (MA) 7 geht. Insofern ist das Literaturreferat finanziell für die Szene zentral, auch wenn die ausgeschütteten Beträge letztlich überschaubar sind. Dass im Zuge der Zusammenlegung irgendwo eingespart werden könnte, war folglich eine Befürchtung. Gerade auch angesichts der mangelhaften Kommunikation des Schritts.

"Nichts weggenommen"

Solche Befürchtungen räumt die MA 7 auf Anfrage des STANDARD am Montag aus und bestätigt die Information: Es handle sich bei der Zusammenlegung um einen Schritt infolge eines personellen Engpasses. Anita Zemlyak, die Leiterin der Kulturabteilung der Stadt, sagt, es gehe nicht um eine kulturpolitische, sondern "rein verwaltungstechnische" Maßnahme nach der kurzfristigen Kündigung einer Mitarbeiterin, um Anliegen der Kulturszene weiterhin im Zeitrahmen erledigen zu können. Deshalb sei die Entscheidung auch nicht öffentlich kommuniziert worden. Die Literaturreferentin bleibe dieselbe, das Förderangebot ebenso, es würden auch keine Budgets vermischt, es werde im Kunstbericht auch weiterhin die Literatur eigenständig dargestellt werden. Kurz: Der Literatur werde "nichts weggenommen", "im Gegenteil", es seien jetzt mehr Leute für deren Abwicklung zuständig. Rund 70 Mitarbeiter gebe es in der Kulturabteilung, da gebe es eine ewige Rotation. Vor sechs Jahren wurden etwa Stadtteilkultur und Musik zusammengelegt, "trotzdem blüht die Musik seit Jahren".

Dass die Symbolik nicht gut sei? Dass es verwundern kann, dass solche kurzfristigen Notlagen langfristige Folgen zeitigen? Die bisherige Struktur sei eine historisch gewachsene gewesen, sagt Zemlyak. Weder Bürgermeister Michael Ludwig noch Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (beide SPÖ) seien damit befasst gewesen. Es komme immer wieder zu Verwaltungsstrukturänderungen, die der Verbesserung der Verwaltung dienen – wie kürzeren Wartezeiten dank eines größeren zuständigen Teams. (wurm, 14.8.2023)