Visualisierung eines Omikron-Virus.
Die EG.5-Variante setzt sich aktuell rasch durch. Doch aufgrund der hohen Immunität in der Bevölkerung geht keine besondere Gefahr von ihr aus. Ältere und Vulnerable sollten sich aber weiter schützen.
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"Eris" macht derzeit Schlagzeilen. Dabei handelt es sich aber nicht um ein neues Popsternchen oder die griechische Göttin der Zwietracht und des Streits. Letztere war nur namensgebend für die sich aktuell weltweit ausbreitende Omikron-Subvariante. Deren offizieller Name lautet EG.5, und sie ist auch in Österreich auf dem aufsteigenden Ast, wie DER STANDARD bereits Anfang August berichtete.

Anders als der griechische Name vermuten lassen könnte, gibt es bei der Einschätzung der neuen Hauptvariante keinen Streit oder Zwietracht. Expertinnen und Experten sehen sie nicht als besonders gefährlich an. "Meiner Einschätzung nach geht von EG.5 keine besondere Gefahr aus", sagte Richard Neher, Leiter der Forschungsgruppe Evolution von Viren und Bakterien am Biozentrum der Universität Basel.

Die Variante EG.5 habe zwar eine Mutation, die eventuell dazu führe, dass sie dem Immunsystem etwas leichter entgehen könne. "Die gleiche Mutation ist aber auch in anderen Varianten zu finden", erklärt Neher. "Bemerkenswert ist die Variante, weil sie in China und damit in einer großen Population häufig ist und dort in den vergangenen Wochen schnell an Häufigkeit zugenommen hat."

Keine neue Gefahr

"Wir müssen sicherlich davon ausgehen, dass mit dem Ende des Sommers und nach einer Phase mit sehr niedrigen Fallzahlen die Zahlen wieder steigen werden", sagt Neher. "Aber EG.5 ist nicht grundlegend anders als andere Varianten. Sie zeigt eine graduelle, aber schnelle Evolution, wie wir es seit einiger Zeit für Sars-CoV-2 beobachten."

Das von EG.5 ausgehende Risiko für die öffentliche Gesundheit sei nach derzeitigem Wissen gering, urteilt auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Es entspreche dem von XBB.1.16 und einigen anderen derzeit zirkulierenden Varianten ausgehenden Risiko. EG.5 verbreite sich zwar bemerkenswert rasch und könne dem Immunsystem vergleichsweise leicht entwischen, die Krankheitsschwere sei im Vergleich zu anderen aktuellen Varianten aber unverändert.

Die Verbreitung von EG.5 sei global seit Mitte Juni innerhalb von vier Wochen von 7,6 Prozent der gemeldeten Corona-Fälle auf 17,4 Prozent (Woche vom 17. bis zum 23. Juli) gestiegen, berichtete die WHO. Aufgrund der raschen Ausbreitung und der größeren Immunflucht könne EG.5 in einigen Ländern oder sogar weltweit bald zur dominierenden Variante werden. Innerhalb der Variante EG.5 komme die Sublinie EG.5.1 bei weitem am häufigsten vor. Sie habe eine zusätzliche Mutation am Spike-Protein, das für das Eindringen in die Zellen wichtig ist.

Die WHO hatte am Mittwoch die Variante EG.5 in die Kategorie "Virusvarianten von Interesse" hochgestuft. Damit stehen aktuell drei Varianten in dieser Gruppe: Neben EG.5 sind das XBB.1.5 und XBB.1.16.

Nächste Impfung im Oktober?

Derzeit wird ein monovalenter Impfstoff, also ein Vakzin, das spezifisch gegen eine Variante hilft, entwickelt. Es ist ein XBB-Vakzin, die WHO empfiehlt es für die nächste Auffrischungsimpfung. Drei Unternehmen werden demnächst angepasste Seren auf den Markt bringen. Jene von Biontech/Pfizer und Moderna, beides mRNA-Impfstoffe, werden bereits im September erwartet. Der Proteinimpfstoff von Novavax wird im Oktober erwartet, da er deutlich komplizierter in der Herstellung ist.

Eine neue Impfempfehlung gibt es in Österreich derzeit noch nicht, diese wird voraussichtlich im September bekanntgegeben, wenn die angepassten Vakzine zur Verfügung stehen. Das National Health Service (NHS) in England empfiehlt jedoch bereits jetzt, die Impfung im Oktober auffrischen zu lassen. Dann sei die Impfwirkung ideal, wenn die Winterwelle so richtig Fahrt aufnehme.

Mittlerweile hat der US-Pharmakonzern Moderna mitgeteilt, dass sein aktualisierter Corona-Impfstoff einer ersten Studie zufolge auch gegen die Subvariante "Eris" helfe. Das Unternehmen geht nun davon aus, den neuen Impfstoff rechtzeitig zur Impfsaison im Herbst auf den Markt bringen zu können. Noch steht allerdings die Genehmigung der Zulassungsbehörden aus. Kurz zuvor hatte der Pharmakonzern Pfizer gemeldet, dass sein überarbeiteter Impfstoff in einer Studie mit Mäusen effektiv gegen Eris gewesen sei. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat die neue Mutation des Coronavirus EG.5 (Eris) bereits vor einer Weile hochgestuft und sie unter erhöhte Beobachtung gestellt. (APA, kru, 17.8.2023)