Das liebe Bargeld. Wenige Themen bringen das österreichische Gemüt dermaßen in Wallung wie Bezahlmittel in ihrer physischen Ausprägung. Insofern ist es eigentlich nicht verwunderlich, dass ein amtierender Bundeskanzler unlängst das innenpolitische Sommerloch mit einer Debatte über die Verankerung von Bargeld in der Verfassung zu füllen suchte. Über die reale Umsetzbarkeit – oder gar Sinnhaftigkeit – einer solchen Maßnahme wurde seitdem ausführlich gestritten, was dabei aber gerne übersehen wird: Es gibt auch die andere Seite.

Nahaufnahme einer Frau, die mit NFC-Technologie in einem Café bezahlt
Mobiles Bezahlen mit dem Smartphone gehört für viele schon zum Alltag – wenn es die Bank unterstützt.
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Die bargeldlose Option

Während die einen sich darüber ärgern, dass bargeldloses Zahlen offenbar immer weitere Verbreitung findet, erzürnt einen anderen Teil der Bevölkerung das genaue Gegenteil. Nämlich dass Österreich im Hinblick auf dieses Thema im internationalen Vergleich noch immer stark hinterherhinkt. Das beginnt bei noch immer gar nicht wenigen Geschäften und Lokalen, die ausschließlich Bargeld akzeptieren, führt aber noch zu einem anderen Thema. Die Unterstützung von Smartphone-Bezahldiensten wie Apple Pay oder Google Pay war bis vor gar nicht langer Zeit noch mehr als lückenhaft – und selbst jetzt gibt es noch Banken, die sich in dieser Hinsicht standhaft weigern, alle Services zu unterstützen.

Mobile Payment boomt

Zeit, sich den aktuellen Status in Hinblick auf Mobile Payment wieder einmal näher anzusehen, zumal sich selbst in Österreich alle befragten Banken bei einem einig sind: Das Thema ist ein rasant wachsendes, die Zahl der auf diesem Weg abgewickelten Transaktion ist zuletzt massiv angestiegen.

Auf Anfrage des STANDARD betonen die Erste Bank und Sparkassen, die sich in diesem Bereich als Vorreiter unter den großen heimischen Banken zu positionieren versuchen, dass sich der Anteil der mobilen Bezahlvorgänge im Vergleich zu 2022 aktuell bereits verdoppelt hat. Um das in einen größeren Rahmen zu fassen: Vor einigen Monaten hieß es von der Ersten, dass man davon ausgeht, dass 2024 bereits fast ein Drittel aller Transaktionen über Smartphones initiiert wird. Etwas vager gibt man sich bei der Bawag, aber auch dort ist die Rede von einem starken Wachstum – vor allem bei jüngeren Kundinnen und Kunden.

Heimische Banken im Vergleich

Vorreiter heißt, dass die Erste Bank und Sparkassen auch mit einer besonders umfangreichen Liste an unterstützten Diensten aufwarten können. Neben dem schon länger unterstützten Apple Pay gehören dazu auch Google Pay, Garmin Pay und Swatch Pay. Darüber hinaus gibt es für Android-Smartphones die Möglichkeit, über die eigene George-App der Bank direkt zu zahlen.

Bei der Bawag konzentriert man sich derzeit auf die zwei großen Dienste in diesem Bereich – also Apple Pay und Google Pay. Der Support für letzteren wurde erst vor einigen Monaten eingeführt. Damit endet die Akzeptanz für den Google-Dienst bei den größten der heimischen Banken aber auch schon wieder.

Die Grafik zeigt, wie Mobile Payment von Banken in Österreich unterstützt wird
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So unterstützt die Oberbank zwar Apple Pay, Garmin Pay und Swatch Pay – Google Pay hingegen nicht. Zwar betont das Unternehmen auf Rückfrage, dass man das Thema Google Pay derzeit "evaluiere" – eine ähnlich lautende Antwort gab es allerdings bereits im Vorjahr.

Ähnlich – wenn auch mit fehlender Perspektive – fällt die Antwort der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien aus: Apple Pay, Garmin Pay, Swatch Pay, all diese Dienste werden unterstützt – Google Pay hingegen nicht. Pläne, diesen Umstand zu ändern, gibt es derzeit nicht, heißt es auf Nachfrage. Stattdessen verweist man Android-User auf die eigene Rai-Pay-App.

Spurensuche

Genau an dieser Stelle findet sich denn auch der entscheidende Hinweis für die zögerliche Unterstützung von Google Pay durch heimische Banken. Denn während es auf iPhones nur die Wahl zwischen Apple Pay oder gar nichts gibt, erlaubt Android Banken den für solche Aufgaben notwendigen Zugriff auf den NFC-Chip – und somit den Betrieb eigener Bezahl-Apps. Anders gesagt: Während es in der Apple-Welt schlicht keine andere Wahl gibt, kochen viele Banken unter Android lieber ihr eigenes Süppchen – einfach, weil sie es können.

Ob dieser Plan aufgeht, ist natürlich noch einmal eine ganz andere Frage. Die Erfahrungen der Erste Bank und Sparkassen zeigen jedenfalls recht deutlich, wofür sich die Kundinnen und Kunden entscheiden, wenn sie beide Optionen haben. "Wir bieten Android-Usern eine eigene Bezahl-App an. Allerdings ist hier die Nachfrage mittlerweile sehr gering bzw. wird immer weniger, seit wir Google Pay unterstützen", heißt es in einer Stellungnahme gegenüber dem STANDARD.

Angesichts dieser Realität sowie der allgemein wachsenden Bedeutung dieses Themas liegt die Vermutung nahe, dass die Unterstützung von Smartphone-Bezahldiensten eine zunehmend wichtigere Rolle bei der Wahl einer Bank spielt. Und so kommt nun bei der letzten fünf größten heimischen Banken ein schon kaum mehr erwarteter Richtungswechsel.

(Ein bisschen) Umdenken bei der Bank Austria

"Trotz der hohen Zufriedenheitswerte unserer Kund:innen mit unserer 'Mobile Geldbörse'-App sehen wir auch für Dienste wie Google Pay oder Garmin Pay Potenzial, um unser Bezahlangebot mittelfristig zu erweitern", heißt es in einer aktuellen Stellungnahme der Bank Austria. Auf einen konkreten Zeitrahmen will man sich dabei zwar nicht festlegen, trotzdem tönt das ganz anders als die strikte Ablehnung, die noch vor wenigen Monaten signalisiert wurde.

Bislang ist die Bank Austria jedenfalls das Schlusslicht unter den größten österreichischen Banken in Hinblick auf Mobile Payment. Neben der erwähnten Eigen-App wird gerade einmal Apple Pay unterstützt – und das wohl auch nur, weil man, wie erläutert, realistisch nicht um den Support herumkommt.

Optionen

Bleibt die Frage: "Wieso eigentlich Google Pay, wenn doch die Bank eine eigene App hat?" Ein Punkt, der nicht ganz unberechtigt ist, immerhin wird in diesem Fall noch jemand zusätzlich – also Google – in die Abwicklung der Finanztransaktionen genommen. Insofern ist es natürlich für all jene, die das wollen, erfreulich, die Option einer eigenständigen App der Bank zu haben. Ob diese langfristig erhalten bleibt, ist natürlich noch mal eine andere Frage – und wird von den Nutzungszahlen abhängen. Immerhin ist die Entwicklung einer solchen Bezahl-App mit den damit verbundenen, sehr hohen Sicherheitsansprüchen nicht gerade wenig Aufwand.

Frau benutzt Smartphone zum Bezahlen in einem Geschäft. Nahaufnahme.
Die Unterstützung von Smartphone-Bezahldiensten wird immer wichtiger, wenn es für Kundinnen und Kunden darum geht, die richtige Bank auszuwählen.
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Gleichzeitig zeigt die Erfahrung der Ersten Bank und Sparkassen, dass für viele Nutzerinnen und Nutzer andere Überlegungen im Vordergrund stehen dürften. Etwa die bessere Integration mit Android, die Unterstützung von Smartwatches oder auch der oftmals bessere Support der App durch Google. Und natürlich die Möglichkeit, Karten mehrerer Banken zentral an einem Ort zu haben. (Andreas Proschofsky, Benjamin Brandtner, 20.8.2023)