Besprechungsraum mit Ecowas-Mitgliedern
Das Ecowas-Treffen in Ghanas Hauptstadt Accra.
EPA/CHRISTIAN THOMPSON

Accra/Niamey – Die westafrikanische Staatengemeinschaft Ecowas ist nach Angaben der Organisation zu einem militärischen Eingreifen in Niger bereit, wenn der Befehl dazu erteilt wird. Die Ecowas werde sich nicht auf einen endlosen Dialog einlassen, teilte Ecowas-Kommissionschef Abdel-Fatau Musah am Freitag nach einem Treffen in der ghanaischen Hauptstadt Accra mit. Das Ziel sei die Wiederherstellung der verfassungsgemäßen Ordnung in einer möglichst kurzen Zeitspanne.

Wann die Intervention erfolgen solle, werde nicht bekannt gegeben. Die Militärchefs der Ecowas-Staaten hatten zuvor zwei Tage über das weitere Vorgehen nach dem Militärputsch im Niger beraten. Der Ecowas gehören 15 westafrikanische Staaten an, darunter auch der Niger selbst. Bisher hatte die Ecowas betont, zunächst alles für eine diplomatische Lösung tun zu wollen.

Freilassung von Präsident Bazoum gefordert

Wie die Afrikanische Union, die Europäische Union und die Vereinten Nationen fordert auch die Ecowas die sofortige Freilassung des rechtmäßigen Präsidenten des Niger, Mohamed Bazoum, der seit dem Putsch unter Hausarrest steht. Die Militärjunta hatte am Sonntag allerdings angekündigt, Anklage gegen Bazoum wegen Hochverrats erheben zu wollen. Die Ecowas reagierte empört und erklärte, dabei handle es sich um eine Provokation der Putsch-Anführer, die einem Willen zur friedlichen Lösung der Krise widerspreche. Entsprechend diente das Treffen der Militärchefs nun dem Ziel, für einen militärischen Einsatz vorbereitet zu sein.

Die Wahl Bazoums im Jahr 2021 war der erste demokratische Machtwechsel in Niger, in dem das Militär seit der Unabhängigkeit von Frankreich 1960 vier Mal geputscht hat. Im Niger sind zurzeit auch europäische Soldaten stationiert, die im Rahmen einer Mission der Europäischen Union für Stabilität sorgen sollen. Ein möglicher Militäreinsatz der Ecowas im Niger hat die Furcht vor einer weiteren Destabilisierung der Sahel-Region geschürt. (APA, 19.8.2023)