Start der Sojus-Trägerrakete mit der Mondlandefähre Luna-25 am 11. August 
Am 11. August war eine Sojus-Trägerrakete mit der Mondlandefähre Luna-25 ins All gestartet, am Sonntag zerschellte die Sonde auf der Oberfläche des Mondes.
AP

Es hätte ein Triumph werden sollen. Russlands erste Mondlandung seit fast 50 Jahren. Ein Triumph russischer Technik, die weiche Landung, noch vor China und Indien. Nun ist der Traum auf der Mondoberfläche zerschellt. Die Sonde Luna-25 sei nach einer "außerplanmäßigen Situation" auf der Mondoberfläche aufgeschlagen und habe aufgehört zu existieren, teilte die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos am Sonntag in Moskau mit.

Die Gründe für den Verlust der Sonde würden noch geklärt, hieß es. Dazu werde eine Kommission eingerichtet. Schon am Samstag hatte sich die Katastrophe angedeutet. Der Kontakt zu der fast zwei Tonnen schweren und mit Kameras und komplexer Technik ausgestatteten Sonde war abgerissen. Fachleute arbeiteten daran, die Verbindung wiederherzustellen. Vergeblich.

Das Scheitern der ersten Mondmission seit 1976 bedeutet für die einst stolze Raumfahrtnation Russland einen schweren Rückschlag im Wettlauf mit anderen Nationen. Zu Sowjetzeiten hatte das Land Raumfahrtgeschichte geschrieben. Die Sowjetunion war als erste Nation im Weltall. Die Piepssignale des Sputnik düpierten die Amerikaner, deren erste Weltraumrakete bereits auf der Startrampe explodierte. Mit Juri Gagarin 1961 hatte die Sowjetunion den ersten Menschen ins All geschickt. Schon 1959 erreichte sie auch als erstes Land der Welt die Oberfläche des Mondes. Verloren hatte man dagegen den Wettlauf bei der ersten bemannten Mondmission. Der US-Amerikaner Neil Armstrong war der erste Mensch auf dem Mond.

Verzögerungen befürchtet

Nun ist Schadensbegrenzung angesagt. Russische Wissenschaftler hoffen, dass das Mondprogramm nun nicht zurückgeworfen wird. Das nationale Vorhaben für verschiedene Mondmissionen sei verabschiedet, sagte Anatoli Petrukowitsch, Direktor des Weltraumforschungsinstituts bei der Russischen Akademie der Wissenschaften, laut Tass. "Deshalb arbeiten wir nun weiter dran und hoffen, dass die Arbeiten nicht verzögert, sondern beschleunigt werden."

Ein erster Versuch mit Luna auf dem Mond zu landen war 2019 gescheitert. Die Sonde stürzte gleichfalls auf die Mondoberfläche. Laut Tass seien seit 2018 international neun Mondmissionen gescheitert oder teils nicht erfolgreich gewesen seien - der jetzige Absturz miteingeschlossen. Am 11. August dann aber der erfolgreiche Start von Luna-25. Die Sonde sollte auf der Südseite des Mondes landen und dort nach Spuren von Wasser suchen. Wichtig für eine von Russland für 2040 geplante Mondstation.

Riskante Mission

Russland wollte demonstrieren, dass das Land trotz Krieg und trotz aller Sanktionen zu technischen Höchstleistungen in der Lage ist. Russische Politiker hatten nach dem erfolgreichen Start vom Weltraumbahnhof Wostotschny in der Amurregion noch betont, dass sich das Land nicht unterkriegen lasse. Doch die neue Mission wurde selbst von der russischen Raumfahrtbehörde als "riskant" eingestuft. Deren Chef Juri Borisow sagte im Juni, die Wahrscheinlichkeit eines Erfolgs der Mission werde "auf etwa 70 Prozent" geschätzt.

Nun also das Scheitern. Indien hat nun die Nase vorn im prestigeträchtigen Wettlauf zum Mond. Deren Sonde Chandrayaan-3 war Mitte Juli gestartet und soll am 23. oder 24. August auf der Mondoberfläche aufsetzen. Und im November 2024 wollen die USA drei Männer und eine Frau mit der "Artemis 2"-Mission den Mond umrunden lassen. (Jo Angerer aus Moskau, 20.8.2023)