"Endlich: Gmundner präsentiert Keramik Bong" – warum hört sich das an wie eine Meldung des Satireportals "Die Tagespresse"? Vermutlich, weil es das ursprünglich war. Am 27. Juli scherzte die "Tagespresse" über eine "einzigartige Kreation, die die Tradition der handgefertigten Keramik mit modernem Lifestyle verbindet".

Gmundner Wasserpfeifen
Die Gmundner Wasserpfeifen sind derzeit bei der Ausstellung "Changing Frame" in Gmunden zu sehen.
Gmundner Keramik Handels GmbH

Nicht einmal einen Monat später präsentierte Gmundner Keramik tatsächlich einige Modelle solcher Wasserpfeifen, die in aller Regel zum Rauchen von Cannabis verwendet werden. Hat sich die Manufaktur im oberösterreichischen Salzkammergut tolle Absatzchancen beim großen Nachbarn Deutschland ausgerechnet, wo ja gerade ein Gesetzesentwurf zur Cannabis-Teillegalisierung beschlossen wurde? Eher nicht, das Unternehmen hat nur gewissermaßen einen durch die Satire aufgelegten Marketing-Elfmeter zu verwerten gewusst.

Auch im Nachgang der Berichterstattung über die Keramik gewordene Realsatire bleibt es amüsant. So verbreiteten sich online Meldungen darüber, dass für die real produzierten Wasserpfeifen der "renommierte Designer Jakob Ossberger" gewonnen werden konnte. Die Figur ist allerdings rein fiktiv und stammt aus der ursprünglichen "Tagespresse"-Meldung. Auf Nachfrage bei Gmundner Keramik wird sogar schriftlich und mit Zwinkersmiley bestätigt, dass der "Künstler Jakob Ossberger nicht bei uns im Unternehmen tätig ist".

Die wenigen Urmodelle, die als Kunstobjekte auf der Ausstellung "Changing Frame" von der Academy of Ceramics Gmunden gezeigt wurden, seien vom Künstler Chuma Maweni ausgeführt worden, verrät schließlich Beate Bammer vom Marketing bei Gmundner. Aber mal ganz ehrlich: Klingt "Academy of Ceramics Gmunden" beim ersten Hören nicht auch wieder wie eine völlig frei erfundene Kunstinstitution? Mag sein, tatsächlich handelt es dabei aber um das Artist-in-Residence-Programm der OÖ Landes-Kultur GmbH (OÖ AIR) und von Gmundner Keramik.

Ein Infoschild zur Ausstellung der Gmundner Bongs.
Der fiktive Künstler Jakob Ossberger soll laut "Tagespresse" die Gmundner Bongs erfunden haben.
Gmundner Keramik Handels GmbH

Während ein Exemplar des satirischen Wasserpfeifen-Kunstprojekts mit dem ikonischen grünen Muster bereits als Schenkung an die Sammlung des Landes Oberösterreich ging und weitere Bongs beim Metropolitan Museum in New York landen sollen, denkt man in der Keramikmanufaktur zumindest vorsichtig über die Serienproduktion nach. Zuerst müssen aber ohnehin erst die Formen für die Fertigung weiterer Exemplare entstehen. Danach soll eine Kleinstserie für den Direktverkauft produziert werden. (red, 21.8.2023)