Herbert Kickl kann sich die Wiederauferstehung des Gastarbeitermodells vorstellen. "Gastarbeit" sei "ein wunderschöner Begriff", sagte der FPÖ-Chef im ORF-"Sommergespräch" mit Moderatorin Susanne Schnabl. Kickl erklärte auch umgehend, welchen Aspekt des Modells er attraktiv findet: "Wenn kein Bedarf mehr besteht, können die Leute nach Hause gehen."

Die jüngste Geschichte Österreichs widerspricht entschieden Kickls Vision von einer einfachen Lösung des Arbeitskräftemangels. Das Rotationsmodell, das einst im Rahmen der bilateralen Abkommen mit Ländern wie Jugoslawien oder der Türkei beschlossen wurde, erwies sich als nicht umsetzbar. Die Arbeitgeber wollten die angelernten Arbeitskräfte nicht ziehen lassen. Die Gastarbeiter ihrerseits stellten fest, dass der Traum vom schnell angesparten Geld mit den Hilfskraftgehältern niemals Wirklichkeit werden würde. Sie blieben.

Integrationsprobleme

Das Gastarbeitermodell ist, nicht zuletzt semantisch, ein Widerspruch in sich. Als Lösung für den Mangel an Arbeitskräften in Pflege, Landwirtschaft oder Gastronomie taugt es auch heute nicht. Auch dann nicht, wenn in einer hypothetischen Kickl'schen Neuauflage der Zwang zur Rückkehr verankert wäre. Österreich hätte dann "Einwohnerinnen auf Zeit", die keinerlei Interesse an der gesellschaftlichen Teilhabe hätten, entwurzelt und isoliert wären. Ein klassisches "Integrationsproblem" also. Und damit exakt jenes Phänomen, das die FPÖ seit Jahrzehnten missbraucht, um auf dem Rücken der Einwanderer und ihrer Nachkommen populistische, die Gesellschaft spaltende Politik zu machen. Das kann keine gute Idee für Österreich sein. (Olivera Stajić, 22.8.2023)