Signa-Gründer René Benko telefoniert mit dem Mobiltelefon in seinem Büro.
Steigende Zinsen stellen für Immobilienentwickler wie René Benko (Signa) herausfordernde Zeiten dar.
APA / Helmut Fohringer

Abwertungen des Immobilienbestands in Milliardenhöhe, die EZB-Bankenaufsicht, die die Kreditgeber der Signa-Gruppe prüft, und steigende Zins- und Finanzierungskosten. Das Signa-Immobilienimperium des Investors René Benko hat wohl schon bessere Zeiten gesehen.

Nun sorgt die Ratingagentur Creditreform Rating für Aufsehen. Das deutsche Unternehmen, das die Bonität von Schuldnern auf Herz und Nieren prüft, hat das Rating der Leitgesellschaft Signa Prime ausgesetzt, also aufgehört, den Immobilienkonzern und seine Teilgesellschaften auf ihre Kreditwürdigkeit hin zu bewerten. Ob dieser Schritt von Dauer ist, war am Dienstag nicht in Erfahrung zu bringen. Überraschend kommt der Schritt insofern, als Creditreform der Signa Prime bis 2020 stets beste Zensuren ausstellte, unter A+ lief da nichts. Mit der Corona-Pandemie begann allerdings quasi der Abstieg. Erst fiel das Plus weg, dann wurde im Jahr 2022 das verbliebene A um ein Minus erweitert. Wohl steht ein A– noch immer für ausreichende Bonität, aber eben nicht mehr für die Bestnote mit herausragender Kreditwürdigkeit.

Aus A– wurde "n. r."

Seit Freitag gibt es für Signa Prime Selection und ihre Tochtergesellschaften Signa Prime Capital Market, Signa Prime CM 2017 und Signa Prime Finance 2020 S.C.S. kein Rating der Creditreform. Aus dem A– wurde ein schlichtes "n. r.", das für "not rated" steht. Die Begründung dafür fällt laut einem Bericht der Presse, die als Erstes über die Herabstufung berichtet hatte, dürftig aus: Das zuletzt veröffentlichte Rating von A–/negativ sei nicht mehr aktuell. "Die Prüfung von Einwänden und Stellungnahmen der Signa Prime Selection im Zuge einer Ratingaktion" dauere an.

Das könnte freilich an der überaus komplexen Struktur des Immobilienimperiums Signa liegen, dessen Risiko Kreditexperten als "sehr heterogen" beschreiben. Von Signa gab es keine Stellungnahme zum Downgrade durch die Creditreform.

Struktur der Signa-Gruppe
Unter dem Dach der Signa-Holding findet sich ein ganzes Bündel an Immobiliengesellschaften und Einzelhandelshäusern von KaDeWe bis Galeria/Karstadt/Kaufhof bis zu den Eataly-Restaurants.

Auch die heuer im Frühjahr vorgenommene nachträgliche Korrektur der Bilanz 2020 könnte eine Rolle gespielt haben. Wie berichtet, wurde eine "Anpassung der fehlerhaften Vorjahreszahlen" vorgenommen, die sich sowohl im Abschluss der Signa-Prime-Gruppe (zu der die deutsche Warenhauskette Kaufhof gehört) als auch in der Signa Development (zu der bis Anfang Juli die inzwischen verkaufte und insolvente Kika/Leiner ressortierte) findet. Korrigiert bzw. nachträglich umgruppiert wurden keine Kleinbeträge – wenngleich diese gemessen an den damaligen Gesamtverbindlichkeiten der Gruppe im Volumen von 10,3 Milliarden Euro als vernachlässigbar betrachtet werden könnten. US-Ratingagenturen wie Fitch haben Bonitätsbewertungen des Konzerns bereits im Laufe des ersten Halbjahrs zurückgeschraubt.

In der Signa Development wurden 161 Millionen Euro nachträglich in die Finanzverbindlichkeiten umgegliedert – das waren rund vier Prozent der Bilanzsumme. Bei der Prime Selection wurden 496 und 763 Millionen Euro in die Finanzverbindlichkeiten umgruppiert (acht Prozent der Bilanzsumme). Signa begründete die Korrekturen als den IFRS-Bilanzierungsregeln geschuldet.

Für die kreditgebenden Banken sind es freilich keine Peanuts. Denn es verändern sich Kennzahlen wie die Schuldentilgungsdauer, die für das Rating der Banken wichtig ist. Die Vorortprüfungen, die die Bankenaufsicht der EZB nach der Galeria-Karstadt-Kaufhof-Insolvenz im Oktober bei den kreditgebenden Banken stattfanden und -finden, runden das Bild ab. (Luise Ungerboeck, 23.8.2023)