Rekruten des Bundesheers bei ihrer Angelobung auf dem Heldenplatz in Wien
Das Militär muss mit neuen Soldatinnen und Soldaten eine Pensionswelle und Abgänge kompensieren.
APA/FLORIAN WIESER

In der Truppe hätten viele lange Zeit nicht geglaubt, dass das neue Gerät tatsächlich ankomme, sagte Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) am Mittwoch bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Generalstabschef Rudolf Striedinger. Wohl aus Erfahrung würde manch Bundesheer-Angehöriger das "erst glauben, wenn es in der Kaserne steht". Die Bilanz zum ersten Halbjahr 2023 fiel deshalb aus Sicht der Ressortchefin recht erfreulich aus – konnte sie vor den Medienvertretern doch diverse Zuläufe während der vergangenen Monate verkünden.

Sieben neue Radpanzer des Typs Pandur Evo etwa und vier neue Leonardo-AW169-Transporthubschrauber. Auch zwei der größeren Black-Hawk-Helikopter kamen nach einer Modernisierung zurück ans Heer, sechs weitere Verbände wurden mit dem neuen Tarnanzug und die Miliz mit neuen Sturmgewehren ausgestattet. Außerdem wurden neue Beschaffungsverträge mit einem Gesamtvolumen von rund 390 Millionen Euro abgeschlossen, etwa für rund 1.000 neue Lkws, Munition und einige kleinere Fahrzeuge.

Man habe mittlerweile die Ressourcen dafür, dass "das Bundesheer auch entsprechend beübt werden kann", sagte Striedinger. Und: Man sei "auf dem richtigen Weg zu einem modernen Bundesheer", das die heimische Bevölkerung gut und effizient schützen könne.

Bauvorhaben um 70 Millionen

Hintergrund für die Freude von Verteidigungsministerin und Generalstabschef ist der Aufbauplan, den das Bundesheer für die kommenden zehn Jahre erstellt hat und der in allen zentralen Bereichen Modernisierungen und neue Anschaffungen vorsieht – von Abfangjägern und der Luftabwehr über Kampfpanzer bis hin zu neuen Transportflugzeugen, Drohnen und Hubschraubern. Die finanziellen Möglichkeiten dazu hatte die Politik unter dem Eindruck des russischen Überfalls auf die Ukraine im Vorjahr beschlossen. Bis 2032 kann das Heeresressort mehr als 16 Milliarden Euro investieren.

Auch sonst gab es auf der Pressekonferenz allerlei Zahlenwerk, das die Genese der heimischen Streitkräfte unterstreichen sollte. So seien 2023 Investitionen in die Heeresinfrastruktur über insgesamt 70 Millionen Euro gestartet worden. Rund 42 Millionen werden für ein neues Unterkunfts- und Wirtschaftsgebäude der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt veranschlagt, gut zehn Millionen für die Sanierung der Mannschaftsunterkünfte im Lager in Allentsteig und sechs Millionen für jene in der Standschützen-Kaserne in Innsbruck.

Kika/Leiner-Personal beim Heer

Und die – auch mediale – Offensive des Bundesheers scheint sich zu rechnen: Bis inklusive 21. August gab es in diesem Jahr einen Personalzugang von 1.233 Soldatinnen und Soldaten beziehungsweise zivilen Bediensteten zum Bundesheer. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2022 hatte es 1.449 Zugänge gegeben. Das frische Personal ist beim Heer auch dringend gefordert. Denn eine Pensionierungswelle und andere Abgänge müssen in den kommenden Jahren mit rund 1.000 neuen Bundesheer-Angehörigen pro Jahr kompensiert werden.

Neues gibt es auch zum Thema Frauen beim Heer. Seit der Einführung des freiwilligen Grundwehrdienstes für Frauen mit 1. April habe es 144 freiwillige Meldungen gegeben, 17 Frauen sind bisher auch tatsächlich eingerückt, 41 kommen bis Ende des Jahres hinzu. Das Militär wildert aber auch in anderen Zielgruppen: Nach den Betriebsschließungen in der Kika/Leiner-Gruppe habe man etwa gekündigte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter direkt angesprochen, um sie für die Truppe zu gewinnen. 31 Personen hätten sich daraufhin gemeldet, 19 seien aktuell im Aufnahmeprozess. (Martin Tschiderer, 23.8.2023)