Am 18. August hat es die "Ziegelmassiv meinhaus Bau Gmbh" in Strasshof an der Nordbahn erwischt, ein paar Tage zuvor die "Mein Daheim AT Gmbh" in Wien-Döbling: Beide Firmen sind in Konkurs und damit amtlicherseits aufgelöst, die Verbindlichkeiten lagen zuletzt bei 2,2 bzw. 7,2 Millionen Euro.

Ein mehrstöckiger Rohbau zwischen fertigen Wohnbauten.
Die Bauträger-Insolvenzen häuften sich im ersten Quartal 2023 bereits auffallend.
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Häufung im ersten Quartal

Es werden wohl nicht die letzten beiden Firmen aus den Branchen Baugewerbe und Immobilienentwicklung gewesen sein, die heuer in die Insolvenz schlittern. Im ersten Halbjahr gab es schon eine auffällige Häufung, die vor allem auf das erste Quartal zurückzuführen war.

Gleich 33 Firmen aus dem Bauträger-Segment meldeten in den Monaten Jänner bis März 2023 Insolvenz an. Im zweiten Quartal waren es dann zwar wieder nur zehn, womit dieses Quartal in etwa im Schnitt der letzten drei, vier Jahre lag. Doch 43 im Halbjahr waren eben schon auffallend viel; beim KSV 1870 erwartet man nun im zweiten Halbjahr einen ähnlich hohen Wert. Eine Hochrechnung geht von 38 Fällen aus, womit im Gesamtjahr 81 Insolvenzen zu verzeichnen wären – und das wäre bei weitem der höchste Wert in den letzten 17 Jahren. Das alles geht aus Daten hervor, die Karl-Heinz Götze, Leiter Insolvenz beim KSV, dem STANDARD zur Verfügung stellte.

Die Hochrechnung basiert dabei auf Erfahrungswerten, die zusammen mit "sehr guten Tools und Know-how" bisher stets sehr präzise Vorhersagen ermöglicht hätten, sagt Götze. Eine Überraschung ist der Anstieg der Bauträger-Insolvenzen für ihn jedenfalls nicht: "Viele haben Grundstücke zu teuer eingekauft, dazu jetzt noch die hohen Baukosten und Zinsen" - und die Käuferinnen und Käufer bleiben wegen strenger Kreditvergaberegeln aus. Da geht es sich eben für viele nicht mehr aus. "Die Gründe für die Insolvenz sind insbesondere auf die Materialpreis- und Zinssteigerungen zurückzuführen", lautet bei der Ziegelmassiv meinhaus Bau Gmbh die Begründung der Insolvenzursachen auf der Website des KSV. "Weiters konnte ein großes Bauprojekt aufgrund nicht zustande gekommener Widmungen nicht umgesetzt werden."

Aus den kumulierten Passiva lässt sich übrigens keine Pleitewelle herauslesen. Trotz 33 angemeldeter Insolvenzen in der Kategorie der Bauträger im ersten Quartal betrug die Summe der Passiva nur 18 Millionen Euro, im zweiten Quartal waren es bei nur zehn Insolvenzen mit 22 Millionen Euro etwas mehr. Für das Gesamtjahr geht man beim KSV von rund 88 Millionen Euro aus. Freilich ist für Käuferinnen und Käufer von Wohneinheiten der betroffenen Firmen jede Pleite eine zu viel.

Viele Insolvenzen auch bei Baufirmen

Neben den 81 Pleiten im Bereich der Bauträger erwartet der Experte für heuer außerdem 169 Insolvenzen in der Kategorie "Bau von Gebäuden". Dazu zählen also etwa Baufirmen und Handwerksbetriebe.

Mit 250 Insolvenzen in beiden Kategorien (Bauträger und Baufirmen) würde der höchste Wert seit 2010 erreicht werden. Nur in den Jahren rund um die Finanzkrise von 2007/08 war die Zahl der Insolvenzen am Bau und in der Immobilienentwicklung noch höher, was damals vor allem an den hohen Zahlen in der Kategorie "Bau von Gebäuden" lag. In den Jahren 2007 und 2008 wurden insgesamt jeweils mehr als 300 Insolvenzen verzeichnet. (Martin Putschögl, 24.8.2023)