Roland Düringer
Roland Düringer als Bösewicht aus dem Darknet in der Actionparodie "Operation White Christmas".
Luna Film

Man soll die Finger vom Darknet lassen! Damit aber in der Kärntner Provinz einmal etwas in die Gänge kommt, heuert Hackerin Domino für ihren in der Kreide stehenden Freund einen "Entschuldungsexperten" online an. Er nennt sich Schließmuskel – nichts, was die Frau abgeschreckt hat. Und dann geht im Langspielfilmdebüt von Flo Lackner ein Plot ab, den man in seiner überbordenden Trashigkeit selbst in einer heimischen Filmproduktion nicht alle Tage geboten bekommt.

KinoCheck

Operation White Christmas verbindet viele denkunmögliche Zu- und Umstände zu einer auf allen Fronten parodistisch überschießenden Thrillerkomödie, die heimische Schauspielhaudegen wie Franz Buchrieser, Andreas Vitasék, Dany Sigl, Jevgenij Sitochin, Petra Morzé, Otto Retzer und Roland Düringer in kleinen wie größeren Auftritten unterstützen.

Schneefall verhindern

Wer ist Schließmuskel? Natürlich Roland Düringer. Mit bürokratischer Korrektheit vollführt er den Part eines Ösi-Terminators, der aus dem Stand Horváth zitiert, gemütstechnisch aber Anleihen nimmt bei Javier Bardem und seinem Bolzenschussfanal in No Country for Old Men. Man traut den Augen nicht.

Schwindlig macht auch der Plot. Im Zentrum steht der letzte Videothekenbesitzer Kärntens namens Enis Altmann (Rauand Taleb), ein viel zu netter junger und ob seines Metiers verschuldeter Mann türkischer Herkunft, der wegen des gut gemeinten Entschuldungsdeals seiner Freundin (Yvonne Yung Hee Bormann) nun in die Fänge krimineller Lobbyisten gerät.

Enis soll, verkleidet als arabischer Prinz, den Staatsbesuch der kasachischen Präsidentin (!) in Kärnten (!) verhindern (!). Solche Ideen erwachsen keinem gewöhnlichen Drehbuchworkshop. Aber das war noch nicht alles. Wie verhindert man einen Staatsbesuch? Man könnte dafür die heimischen Eurofighter (die gehören sowieso mal gestartet) mit chemischer Fracht in die Luft schicken, um Schneefall zu evozieren, denn bei Schnee kommt die kasachische Präsidentin nicht, den mag sie nicht.

Privatarmee

Eine rechtsradikale Privatarmee mit Skinhead Fred (Tim Wilde) steht diesem Plan genauso im Weg wie Enis’ eigener Bruder Tim (Tim Seyfi), ein engagierter Polizeichef, der von der Zwickmühle seines Bros nichts ahnt. Dazu wälzt sich ein dicker und dramatischer Actionfilmsoundtrack dahin, gepaart mit grollender männlicher Erzählstimme.

Operation White Christmas ist die Anrufung großer Kinokultur von Kärntner Boden aus, eine in einen wuchernden Plot verpackte Parodie, zugleich aber auch Hommage an das Actionkino, mit Verweisen auf Apocalypse Now bis Mission: Impossible. Man kann den Blick, fasziniert von abgefeierten Klischees und Kitsch, kaum abwenden. So abgefahren wie ein frittierter Schokoriegel. (Margarete Affenzeller, 25.8.2023)