Auch wenn es die Temperaturen noch nicht vermuten lassen: Die Ferienzeit und damit auch der Sommer neigen sich langsam ihrem Ende zu. Das ist aus vielerlei Hinsicht betrüblich, heißt aber auch: Der Hardwareherbst geht los. In den kommenden Wochen werden zahlreiche große Hersteller zeigen, was ihre Entwicklungsabteilung gerade so ausbaldowert hat. Oder anders gesagt: neue Geräte präsentieren.

Ausblick

Eines dieser Unternehmen ist Google. Für Ende September oder Anfang Oktober wird die Vorstellung neuer Pixel-Smartphones erwartet. Was dabei an Neuerungen geplant ist – und das ist dieses Jahr wieder eine ganze Menge –, soll im Folgenden bereits vorab verraten werden, sind doch über die vergangenen Monate bereits viele Details durchgesickert.

Pixel 8 Pro in Hellblau
Das Pixel 8 Pro in "Sky", wie es in der Vorabversion eines geleakten Werbespots zu sehen ist.
Google

Mit dem Pixel 8 und Pixel 8 Pro werden heuer wieder zwei neue Modelle erwartet, intern übrigens mit den Codenamen "Husky" und "Shiba" bezeichnet. Auf den ersten Blick ähneln die beiden ihren Vorgängern, die grundlegende Designrichtung wird also beibehalten. Im Detail zeigt sich dann aber durchaus manch interessanter Unterschied.

Ein kleineres kleines Modell

Da wäre einmal, dass das Pixel 8 etwas kleiner als sein Vorgänger werden soll. Die schon vor einigen Monaten durchgesickerten Abmessungen sollen 150,5 × 70,8 × 8,9 mm betragen, damit wäre es fünf Millimeter kürzer und drei Millimeter schmäler als das Pixel 7.

Die Abmessungen des Pixel 8 Pro bleiben mit 162,6 × 76,5 × 8,7 mm hingegen fast unverändert zum Vorgänger, beim größeren Modell gibt es dafür eine andere interessante Neuerung: Auf die – vielkritisierte – seitliche Abrundung des Displays verzichtet Google bei der neuen Hardwaregeneration. Die Vorderseite ist nun also vollständig flach.

Bildschirm

Das Display des Pixel 8 soll 6,17 Zoll groß sein, und das bei einer Auflösung von 1.080 × 2.400 Pixel. Ein erfreuliches Upgrade darf bei der Bildwiederholfrequenz erwartet werden: Auch das kleinere Modell soll nun ein 120-Hz-Display haben, das Pixel 7 musste sich ja noch mit 90 Hz zufriedengeben.

Der Bildschirm des Pixel 8 Pro soll hingegen 6,7 Zoll groß sein und eine Auflösung von 1.344 × 2.992 Pixel bieten. Beide Geräte sollen übrigens ein Upgrade bei der maximalen Helligkeit des Bildschirms erhalten, und zwar auf 1.400 und 1.600 Nits.

Tensor G3

In Summe moderate Updates, deutlich größere Sprünge verspricht das zu erwartende Update in Hinblick auf Rechenkraft und Effizienz – also der neueste SoC aus Googles eigener Entwicklung. Tensor G3 soll nämlich ein wesentlich größeres Update bringen als sein direkter Vorgänger.

Ein Rendering des Pixel 8
So soll das Pixel 8 laut früheren Renderings von Onleaks aussehen.
Onleaks

In Hinblick auf die CPU wurden sämtliche Kerne erneuert und auch ein anderer Aufbau gewählt. Laut aktuellen Leaks soll dabei ein Cortex X3 (3 GHz) mit vier Cortex A715 (2,45 GHz) und vier Cortex A510 (2,15 GHz) kombiniert werden. Wie gewohnt soll das Design der CPU auf Samsung-Vorlagen basieren, in dem Fall auf dem unveröffentlichten Exynos 2300.

Grafik und mehr

Ein signifikantes Upgrade soll es auch bei der Grafikeinheit geben, diese Aufgabe soll nun eine Arm Mali-G715 übernehmen. Den Media-Block auf dem SoC hat Google zuletzt schrittweise mit Eigenentwicklungen ersetzt, dieser Trend soll sich beim G3 fortsetzen. So soll das Pixel 8 das erste Smartphone sein, das Videos mit dem noch recht neuen und sehr effizienten AV1-Format kodieren kann – also Videos damit hardwarebeschleunigt erstellen.

KI-Fähigkeiten

Die größten Neuerungen dürfte es einmal mehr bei der Maschinenlerneinheit geben, die KI-Aufgaben beschleunigt. Bei dieser TPU genannten Komponente handelt es sich ja von Anfang an um eine Google-Eigenentwicklung, die das Unternehmen nutzt, um spezifische Features der Pixel-Geräte gezielt auf Hardwareseite zu unterstützen und oftmals auch erst möglich zu machen. Dem SoC sind beim Pixel 8 wieder 8 GB und beim Pixel 8 Pro 12 GB zur Seite gestellt.

Offene Frage: Akkulaufzeit

Abzuwarten bleibt, wie sich der Tensor G3 in Hinblick auf die Akkulaufzeit schlagen wird, waren doch etwa Qualcomm-Chips zuletzt deutlich effizienter als jene, die von Samsung produziert wurden. Mittelfristig will Google aber ohnehin woanders hin: nämlich auch die CPU und das Basisdesign des Chips komplett allein entwickeln. Laut aktuellen Berichten soll das aber erst mit dem Tensor G5 – also im Jahr 2025 – der Fall sein, dafür könnte dann auch ein Wechsel auf Apple-Fertiger TSMC folgen.

Wer Effizienz sagt, muss auch Akku sagen. Dieser soll beim kleineren Modell 4.485 mAh bieten, während die größere Ausführung auf rund 4.950 mAh kommt. Das wäre ein moderates Update für das Pixel 8, während die Pro-Variante weitgehend unverändert bleibt.

In Hinblick auf die Ladegeschwindigkeit gibt sich Google typischerweise konservativ, um den Akku zu schonen. So darf nicht verwundern, dass die neuen Modelle ebenfalls nur kleine Updates in dieser Hinsicht erhalten sollen. Jeweils drei Watt mehr auf 24 bzw. 27 Watt maximale Ladeleistung sollen es sein.

Eine neue Kamera

Ein großer Umbau steht bei der Kamera an: Mit dem Isocell GN2 soll ein neuer Samsung-Sensor für die Hauptkamera zum Einsatz kommen. Dieser bietet wieder 50 Megapixel (mit 2×2 Binning), ist aber größer als sein Vorgänger, womit er auch mehr Licht einfangen kann. Anders gesagt: besser am Abend, generell schneller bei Aufnahmen.

Ein Rendering des Pixel 8 Pro
Die Kamera soll ein deutliches Upgrade erfahren – gerade jene des Pro-Modells.
Onleaks

Die potenziell spannendste Neuerung dieses Chips nennt sich "Staggered HDR". Dabei können mehrere unterschiedlich belichtete Bilder gleichzeitig aufgenommen werden. Das verspricht vor allem schnellere Aufnahmen und damit auch weniger oft verschwommene Bilder.

Ultraweit-Upgrade

Als Ultraweitkamera soll beim Pixel 8 Pro ein Sony IMX787 zum Einsatz kommen, und damit der exakt gleiche Sensor, der beim Pixel 7a die Hauptkamera bildet. In Summe mit einer etwas weiteren Optik, verspricht das ein signifikantes Qualitäts-Update für diese Kamera. So ist der Sensor doppelt so groß wie jener des Vorgängers, gerade am Abend sollten Bilder also wesentlich besser gelingen.

Klingt gut, dürfte aber den Käufern eines Pixel 8 wenig bringen. Das kleinere Modell soll nämlich mit dem IMX386 des Vorgängers sein Auslangen finden müssen. Ob das ein gezielter Versuch Googles ist, die beiden Modelle weiter zu differenzieren, oder dem geringeren Platz im kleineren Modell geschuldet ist, lässt sich von außen schwer sagen.

Tele und Bildqualität

Die Telekamera bleibt jedenfalls wieder dem Pro-Modell vorbehalten – und genau gleich wie beim Pixel 7 Pro. Das bedeutet auch, dass sie wieder eine 5x-Vergrößerung bietet. Einen Lidar wie bei iPhones wird es weiter nicht geben, aber zumindest soll das Pro-Modell einen neueren Time-of-Flight-Sensor verwenden, der nicht zuletzt den Autofokus weiter verbessern soll.

Für alle Kameras erfreulich: Google soll mit dem neuen SoC im Hintergrund weitere Verbesserungen für die generelle Bildverarbeitung bringen. Dank "Segmentation AWB" können von einer KI unterschiedliche Bildbereich auch unterschiedlich verarbeitet werden, um sie gezielter zu optimieren. Auch eine andere Neuerung klingt interessant. "Adaptive Torch" soll die Intensität des Blitzlichts je nach Umgebungsszenario individuell anpassen und so dieses wieder zu mehr als nur zur Taschenlampe brauchbar machen.

Ein Thermometer

Die verblüffendste Neuerung beim Pixel 8 Pro ist auf Renderings bereits an der Rückseite zu erkennen. Es gibt nämlich – kein Scherz – ein Thermometer. Künftig kann man also mit dem Smartphone feststellen, ob man Fieber hat oder dieses Feature wirklich existiert. Andere Einsatzbereiche für diese Komponente sollen laut früheren Berichten nicht angedacht sein.

Eine Demonstration der Thermometerfunktion des Pixel 8
Eine unerwartete Neuerung. Das Pixel 8 kann auch Fieber messen.
Google

Zu den weiteren Neuerungen soll ein Umstieg auf einen Ultraschallsensor zur Fingerabdruckerkennung gehören, womit Google wohl die begrenzt erfreuliche Episode mit optischen Sensoren abschließen will. Der lokale Speicherplatz soll wahlweise 128 oder 256 GB betragen, die Pro-Variante soll es auch mit 512 GB geben. Das wären dann die exakt gleichen Werte wie beim Vorgänger, allerdings sollte das Upgrade auf UFS 4.0 einen Performance-Schub bringen.

Unklar bleibt, wie es mit dem klassischen SIM-Karten-Slot weitergeht. Nachdem Apple diesen bei US-Modellen des iPhones schon im Vorjahr gestrichen hat, könnte Google heuer folgen. Zumindest ist dieser auf frühen Renderings nicht zu erkennen, und diese sind in dieser Hinsicht üblicherweise recht genau, basieren sie doch auf CAD-Dateien aus den Fabriken. Allerdings ist unwahrscheinlich, dass dieser Schritt auch in Europa schon so kommt.

Android 14 plus exklusive Pixel-Features

Als Software wird das Pixel 8 wenig überraschend mit Android 14 an den Start gehen, das für ältere Pixel-Smartphones ja schon in den kommenden Tagen veröffentlicht werden soll. Es ist allerdings davon auszugehen, dass Google auf dieser Basis noch eine Reihe von Pixel-exklusiven Features hinzufügt. So ist etwa bereits ein Werbespot durchgesickert, in dem von einem "Audio Magic Eraser" die Rede ist. Dieser soll bei Videos nachträglich störende Geräusche entfernen und das wirklich Wichtige in den Vordergrund stellen können.

Ebenfalls wohl als Erstes auf dem Pixel 8 landen wird jener "Magic Editor", den Google auf seiner Entwicklerkonferenz I/O vor einigen Monaten für Google Fotos vorgestellt hat. Dieser soll allerlei KI-gestützte Bildbearbeitungstricks ermöglichen.

Premiere

Und dann dürfte das Pixel 8 im Hinblick auf die Software noch eine doppelte Premiere darstellen. So soll es nicht nur das erste Android-Smartphone mit einem reinen 64-Bit-System werden, es soll auch als erstes Arm MTE unterstützen. Dabei handelt es sich um eine Hardware-Sicherheitsfunktion in aktuellen Arm-Chips, die die Ausnutzung zahlreicher Sicherheitslücken unterbindet.

An Farben wird es beide Modelle wieder in Schwarz und Weiß geben – danach variieren die Leaks dann aber stark. Von insgesamt drei bis fünf Farben ist da die Rede. Als sicher kann eigentlich nur gelten, dass die Pro-Ausgabe auch in Hellblau (Sky) zu haben sein wird, war diese doch im vorher schon erwähnten Werbespot bereits zu sehen.

Preisfrage

Zu erwarten ist auch, dass die Geräte der Pixel-8-Serie etwas teurer als die Vorgänger werden, erste Leaks legen dabei eine Erhöhung um 50 Euro nahe. Angesichts der Preisentwicklung bei anderen Herstellern und des wirtschaftlichen Umfelds dürfte das aber nicht sonderlich überraschend kommen.

Eine Marktentwicklung, die Google gefallen dürfte

Es ist auch davon auszugehen, dass Google die neue Smartphone-Generation massiv bewerben wird, scheint der mit dem Pixel 6 intensivierte Hardwarefokus des Unternehmens doch langsam zu greifen. Weltweit sind die Verkäufe von Google-Smartphones zuletzt deutlich nach oben gegangen – und das in einem derzeit leicht schrumpfenden Gesamtmarkt.

Einzelne Länder stechen dabei besonders heraus. So ist Google mit einem Marktanteil von neun Prozent mittlerweile der größte Android-Hersteller in Japan, wie Counterpoint Research vor einigen Wochen berichtet hat. Das mit einem Wachstum um satte 433 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Zudem sollen die ersten Wochen des Pixel-7a-Verkaufs noch einmal stark über dem Vorjahresmodell gelegen sein.

Nordamerika

Nicht ganz so stark, aber in Summe für Google wohl noch wichtiger ist die Entwicklung in Nordamerika. Dort spricht Canalys von einem Marktanteil von vier Prozent. Auch in dieser Region wächst Google deutlich, während andere Android-Hersteller aktuell wesentlich weniger verkaufen als im Vorjahr. Hält der aktuelle Trend weiter an, könnte Google in absehbarer Zeit Motorola als zweitgrößten Android-Hersteller in Nordamerika ablösen. Und das, obwohl Google derzeit noch ein vergleichsweise kleines Produktportfolio hat und etwa den Low-End-Bereich gar nicht abdeckt.

Österreich kommt (wahrscheinlich)

Geräte verkaufen kann man natürlich nur, wenn sie auch wirklich erhältlich sind. Und in dieser Hinsicht kann die Gerüchteküche mit einer ungewohnten Nachricht aufwarten, soll das Pixel 8 doch das erste Pixel-Modell sein, das auch offiziell – und direkt – von Google in Österreich verkauft wird. (Andreas Proschofsky, 25.8.2023)