Bergspitze einer indonesischen Berglandschaft
Die tropischen Gletscher Indonesiens schrumpfen dahin. Im Bild der Puncak Jaya.
Corbis/George Steinmetz

Zwei der weltweit seltenen tropischen Gletscher schmelzen schneller als gedacht und könnten 2026 oder früher komplett verschwinden. Der Grund dafür ist die Wärmephase El Niño. Sie heizt das Oberflächenwasser im östlichen tropischen Pazifik auf und verlängert die Trockenphase in der Region.

Der Gletscherschwund hätte neben den ökologischen auch kulturelle Auswirkungen. Im Alltag würde die Veränderung bereits in rund einem Jahrzehnt spürbar werden, da durch den Schwund auch der Meeresspiegel in der Region steigen könnte.

Der 12.000 Jahre alte Gletscher in der Bergregion Papuas war aufgrund des Klimawandels bereits seit längerer Zeit am Schmelzen. Von Ende 2021 bis 2022 war seine Eisdicke von acht auf nur sechs Meter geschmolzen. Zum Vergleich: 2016 konnte noch eine Dicke von rund 22 Metern gemessen werden.

Auswirkungen auf die gesamte Region

Nun hat sich die Geschwindigkeit der Gletscherschmelze mit El Niño weiter beschleunigt. Die Meeresströmung hat Auswirkungen auf die Temperatur, die Geschwindigkeit und Stärke der Strömung, den Zustand der Küstenfischerei und das lokale Wetter – von Australien bis Südamerika. Die Wärmephase findet alle zwei bis sieben Jahre statt. Trotzdem ist El Niño kein regelmäßiger Zyklus und nicht direkt vorhersehbar.

Das schmelzende Eis würde die Pflanzen- und Tierwelt auf dem Berg stark verändern, einige Spezies könnten aussterben, wie es in den letzten zehn Jahren bereits eine Froschart traf. Das Verschwinden des Gletschers ist nicht nur für das Ökosystem am Berg ein Problem. Auch kulturell wird eine Lücke hinterlassen. Einige indigene Völker, die um den Berg herum lebten, verehrten den Gletscher. Die Direktorin der Indonesischen Agentur für Meteorologie, Klimatologie und Geophysik, Dwikorita Karnawati, sagt dazu: "Das Verschwinden der Gletscherkappe auf Puncak Jaya wird enorme Auswirkungen auf viele Aspekte des Lebens in dieser Region haben." Neben Indonesien gibt es tropische Gletscher noch in den Anden Südamerikas und in den Bergen des Kilimandscharo, des Mount Kenia und des Rwenzory in Afrika.

Klimawandel machte den Anfang

Kurzfristig kann kaum etwas dagegen getan werden. Der Gletscher und seine umgebenden Ökosysteme können dokumentiert werden. Ansonsten hilft nur ein langfristiger Ansatz, mit mittlerweile altbekannten Maßnahmen: der Umstieg von fossilen Energieträgern zu erneuerbaren Energien.

Der Inselstaat Indonesien ist der weltweit größte Exporteur von Kohle und strebt an, bis zum Jahr 2060 netto emissionsfrei zu werden. Mehr als die Hälfte der Energieversorgung des Landes wird momentan durch Kohlekraftwerke gedeckt. In einem aktuellen Positionspapier des indonesischen Umweltministeriums setzt sich das Land eine Frist bis 2030, um seine Emissionen aus eigener Kraft um 31,89 Prozent bzw. mit internationaler Unterstützung um 43,2 Prozent zu senken. (red, 26.8.2023)