Mugshot Donald Trump und andere Angeklagte
Die Mugshots der zwölf Angeklagten. Beleuchtung und Hintergrund tun den Fotografierten keinen Gefallen.
REUTERS/Fulton County Sheriff

Als diese Woche die Häfen-Fotos von Donald Trump und seinen Verbündeten eintrafen, gab es eine Gemeinsamkeit: Die Fotos aus dem Sheriff-Büro von Fulton County waren alles andere als hochwertig. "Ich dachte zuerst, das seien alles Memes", sagt Jake Olson, ein Fotograf aus Columbus, Ohio gegenüber der BBC.

Ex-US-Präsident Trump wurde zusammen mit 18 mutmaßlichen Mitverschwörern angeklagt. Er soll versucht haben, seine Wahlniederlage 2020 im Bundesstaat Georgia zu kippen. Mindestens elf der mutmaßlichen Verschwörer – Trump, Rudy Giuliani, Sidney Powell, Jenna Ellis, Kenneth Chesebro, Cathy Latham, Harrison Floyd, Mark Meadows, Ray Smith, Harrison Floyd und Scott Hall – wurden in das Gefängnis von Atlanta eingeliefert und dort erkennungsdienstlich behandelt, wie man im österreichischen Kriminalistensprech dazu sagen würde.

Grundregeln der Fotografie wurden außer Acht gelassen

Abgesehen von den politischen und rechtlichen Folgen der Anklagen in Atlanta scheinen die Fahndungsfotos ein Albtraum für Fotografen zu sein, heißt es bei der BBC. Zumindest der befragte Fotograf "wirkte fast überwältigt von der schlechten Qualität", heißt es da. Die wichtigsten Grundregeln der Fotografie seien bei den Mugshots der Angeklagten nicht eingehalten worden, kritisiert Olsen. Ein Hauptproblem ist die Beleuchtung – eine einzige Lichtquelle von oben verleiht den Bildern nicht nur einen grellen Schimmer, sondern lässt auch die Haut der Fotografierten ungesund blass wirken, so der Fotograf.

"Sie haben diese eine Verhörlampe, man kann sehen, dass sie alle dieses kleine Highlight auf der Stirn haben", analysiert der Profi. Der graue Hintergrund tue den Angeklagten auch keinen Gefallen, so Olson. Ebenso wenig sei das Wasserzeichen schmeichelhaft, da es 40 Prozent der oberen Bildhälfte einnehme. "Ungeheuerlich", urteilt der Fotograf. Aber auch die Fotografierten selbst hätten alles getan, um auf den Verbrecherfotos möglichst schlecht auszusehen. "Wenn ich versuchen würde, jemanden so zu fotografieren, dass er wie auf einem schlechten Verbrecherfoto aussieht, würde ich ihm sagen, dass er genau das tun soll, was er gerade tut", erklärt Olson.

Lächeln verboten

Die Gesichtsausdrücke sind sehr unterschiedlich. Die Anwältin Jenna Ellis strahlt mit einem breiten Lächeln in die Linse, während Ray Smith (2. Reihe, 3. v. li.), ebenfalls Anwalt, in die Kamera starrt. Beides sei keine gute Entscheidung, urteilt Ray Mantle, Fotograf aus Pittsburgh: "Für viele dieser Leute ist dies ihr großes öffentliches Debüt. Sie wissen, dass jeder sie sehen wird. Und einige von ihnen könnten es bereuen."

Wie schwer es ist, ein richtig gutes Fahndungsfoto zu machen, erklärt die Journalistin Cooper Laurence. Es sei ein Balanceakt, den richtigen Gesichtsausdruck zu finden. "Lächeln Sie nicht. Ein Lächeln lässt Sie zu arrogant aussehen", sagt Lawrence, die stattdessen zu einem angedeuteten sarkastischen Grinsen (englisch: smirk) rät. "Ein solcher Grinser sagt: 'Ja, das ist ätzend, aber ich schaffe das schon.'" Haare, Make-up und Garderobe – auch in der Obhut der Behörden von Fulton County – seien entscheidend, sagt Lawrence. Aber: "Keep it simple. Du gehst ins Gefängnis, nicht zu einem Casting."

Trump vermarktet sein Foto bereits

Dass sein Foto nach den Maßstäben der oben zitierten Profifotografen durchgefallen ist, stört Donald Trump indes wenig. Nicht nur feierte der angeklagte ehemalige US-Präsident mit seinem Mugshot seine Rückkehr auf die Plattform X, vormals Twitter, er begann das Foto auch gleich zu verkaufen.

Das Gefängnisfoto von Donald Trump
Trump vermarktet sein Foto bereits auf T-Shirts.
AFP/FULTON COUNTY SHERIFF'S OFFICE

Nur eine Stunde nachdem die Behörden Trumps Foto veröffentlicht hatten, war selbiges bereits auf T-Shirts auf einer Kampagnenseite des Ex-Präsidenten erhältlich. Trumps Wahlkampfteam verspricht dazu, dass man das Kleidungsstück gratis bekomme, wenn man 47 Dollar für Trumps Wahlkampf spendet. In der entsprechenden Mail hieß es, der "Deep State" habe Trump zum "Staatsfeind Nummer eins" erklärt, wie der "Spiegel" berichtet. Und: Trump werde nicht aufgeben, selbst wenn man ihm drohe, "tausend Jahre hinter Gitter zu gehen". (pez, 25.8.2023)