Luis Rubiales und Jorge Vild
Luis Rubiales (li.) will nicht als spanischer Verbandspräsident zurücktreten. Nationalteamtrainer Jorge Vilda zählt offensichtlich zu seinen Unterstützern.
AP/Manu Fernandez

Luis Rubiales, der Boss des spanischen Fußballverbands, hat nach dem Kuss-Eklat mit der WM-Siegerin Jennifer Hermoso das Einmaleins für den mächtigen Mann mit übergriffigen Tendenzen auf souveränste Weise durchgespielt:

Die Rede, nein, der ganze Auftritt von Rubiales bei der außerordentlichen Generalversammlung des spanischen Fußballverbands, die nach der Kritik an Rubiales' Verhalten nach dem WM-Finale einberufen wurde, war nicht nur ob seines bizarren Inhalts bemerkenswert – sondern auch in seiner Durchschaubarkeit. Textbook: Mächtiger Mann unter Druck, könnte man es nennen. Nur ja keine großen Fehler eingestehen, nur ja nicht die eigene Position hinterfragen, wie ein kleines Kind, das in der Ecke steht und mit Schlamm um sich wirft: "Ich werde nicht zurücktreten", polterte er immer und immer wieder. Eine platte Ausrede folgt zielsicher der nächsten: "Ich verdiene diese Jagd nicht, ich leide darunter." "Jenni ist zu mir und hat mich hochgehoben." "Es war einvernehmlich, so ein kleines Küsschen kann mich also zu Fall bringen?"

Kein Zweifel an der Loyalität

Das Beschämende ist mitunter der Applaus und die Zustimmung, die ihm von den Rängen des Versammlungssaals entgegenkommen. Auch der Trainer der spanischen Weltmeisterinnen Jorge Vilda applaudierte. Jener Vilda, dem ein toxisches Klima vorgeworfen wurde, infolgedessen 15 Spielerinnen nicht mehr unter ihm spielen wollten. Jener Mann, der sich eigentlich schützend vor seine Spielerinnen stellen sollte. Der Applaus lässt zumindest keine Zweifel über Vildas Loyalität zum Verbandsboss aufkommen.

Rubiales hat es also geschafft. Nicht nur, dass er das Einmaleins des übergriffigen, mächtigen Mannes in einem Tempo durchgespielt hat, das einige Profikicker und -kickerinnen vor Neid erblassen lassen würden, sondern auch, dass nicht einmal eine Woche nach dem größten Triumph des spanischen Frauennationalteams alle nur über einen reden: den Mann. (Andreas Hagenauer, 25.8.2023)

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