Ganz gleich, ob beim Städtetrip, Strandurlaub oder Outdoor-Abenteuer – als Reisebegleiter haben Drohnen mittlerweile bei Hobbyfotografen und Profis Hochkonjunktur. So schafft es etwa der Landschaftsfotograf Raffaele Cabras Keller durch diese Technik immer wieder, spektakuläre Bilder von der Erde einzufangen. Er verdankt viele außergewöhnliche Ansichten aus der Vogelperspektive oder von Luftbildern dem Einsatz einer Drohne. Kürzlich ist Cabras Keller zum aktiven Vulkan auf der Reykjavík-Halbinsel gereist. Dort konnte er beeindruckende Momentaufnahmen unter schwierigen Umweltbedingungen einfangen. Die Erfahrungen des Mitbegründers der Suisse School of Photography haben wir in Expertentipps etwas weiter unten zusammengefasst. Aber zunächst einmal zum allgemeinen Rüstzeug für Drohnenfotografen:

Ein Vulkan von oben
Ein isländischer Vulkan aus der Drohnenperspektive.
Raffaele Cabras Keller

Damit der Einsatz von Drohnen im Urlaub keine Strafen nach sich zieht oder das Fluggerät gar umsonst im Gepäck landet, geben Mobilitätsklubs wie der ÖAMTC Auskunft über gültige Regelungen. "Auch wenn 2021 die Regeln innerhalb Europas weitgehend vereinheitlicht wurden, gibt es dennoch länderspezifische Unterschiede", warnt der Drohnenexperte Benjamin Hetzendorfer. In einigen Länder gibt es spezielle Flugverbotszonen, oder es ist eine gesonderte Genehmigung für den Drohnenbetrieb erforderlich. Daher sollten Reisende bereits im Vorfeld unbedingt die lokalen Bestimmungen ihres Urlaubsziels recherchieren. "Um rechtliche Konsequenzen und potenzielle Risiken zu vermeiden, ist es wichtig, die Vorschriften zu kennen und einzuhalten", sagt der ÖAMTC-Experte und rät zu weiteren Punkten:

Privatsphäre respektieren: Bilder aus der Luft können die Privatsphäre von Menschen verletzen. "Wie überall sollte man daher auch im Urlaub darauf achten, nicht unerlaubt über private Grundstücke oder Menschenansammlungen zu fliegen, und sich an geltende Datenschutzbestimmungen halten", warnt Hetzendorfer.

Versicherungsschutz überprüfen: Um mögliche Schäden oder Verluste abzudecken, sollte sichergestellt werden, dass jedes Fluggerät einen passenden Versicherungsschutz mit Auslandsdeckung besitzt.

Glühende Lava um einen Vulkankegel
Auf gestockte Lava zu treten, ist lebensgefährlich, weiß Profifotograf Cabras Keller.
Raffaele Cabras Keller

Sicherheitsregeln beachten: "Kollisionen und Unfälle vermeidet man am besten, wenn man sich an die gängigen Regeln hält", weiß der Drohnenexperte des Mobilitätsklubs. Drohnen sollten immer in Sichtweite und mit genügend Abstand zu Flughäfen und Hubschrauberlandeplätzen oder anderen sensiblen Bereichen geflogen werden. "Vermeiden sollte man jedenfalls den Einsatz in der Nähe von Menschenmengen, Wild- und Weidetieren oder wichtigen Infrastrukturen", sagt Hetzendorfer. Nähert sich ein mit Personen besetztes Luftfahrzeug, ist die Drohne immer sofort zu landen.

Eine Menschengruppe rund um einen Vulkan
Bei einem Naturschauspiel wie einem Vulkanausbruch ist man als Drohnenfotograf selten allein.
Raffaele Cabras Keller

Flugbedingungen überprüfen: Starke Winde oder schlechtes Wetter können das Fliegen beeinträchtigen und zu gefährlichen Situationen führen.

Auf Umweltaspekte achten: Um die Tierwelt nicht zu beeinträchtigen oder empfindliche Ökosysteme zu schädigen, sollten Flüge über geschützte oder sensible Bereiche wie Naturschutzgebiete oder Nationalparks jedenfalls vermieden werden.

Drohne sorgfältig einpacken: "Für den Transport sollten Drohne und Akkus sicher und gut geschützt verpackt sein", rät Hetzendorfer. So können mögliche Schäden verhindert werden.

Transportieren im Flugzeug: Bereits vor der Abreise sollte man daran denken, dass es unterschiedliche Regeln zur Mitnahme von Drohnen in Flugzeugen geben kann. Es ist ratsam, die Drohne im aufgegebenen Gepäck zu transportieren, während die empfindlichen Akkus im Handgepäck mitgeführt werden sollten. "Falls es Unklarheiten gibt, empfiehlt es sich, zusätzliche Informationen bei der Fluggesellschaft einzuholen", erläutert Hetzendorfer.

Der Landschaftsfotograf Raffaele Cabras Keller mit einer seiner Drohnen
Der Landschaftsfotograf Raffaele Cabras Keller mit einer seiner Drohnen.
Raffaele Cabras Keller

Erfahrungen im professionellen Einsatz hat Raffaele Cabras Keller zuhauf gesammelt. Er fasst in ein paar Punkten zusammen, was bei der Drohnenfotografie an gefährlichen Orten wie aktiven Vulkanen zu beachten ist.

Punkt 1: Sicherheit hat höchste Priorität
Kein Foto ist es wert, die Sicherheit aufs Spiel zu setzen. Eine ausreichende Distanz zu gefährlichen Fotoobjekten wie einem Lavastrom ist nicht nur für die Gesundheit existenziell, sondern auch, um Beschädigungen der Drohne zu vermeiden. Für Fotos von aktiven Vulkanen bedeutet das konkret: Auf keinen Fall auf erstarrter Lava gehen! Auch wenn sie hart und kalt wirkt, kann sie leicht brechen und eine glühende Masse freilegen. Oft lohnt es sich als Drohnenfotograf, einen lokalen Guide zu engagieren, der etwa Erfahrung in der Navigation durch Vulkangebiete hat und hilft, die besten Spots zum Fotografieren zu finden. Sobald man eine Drohne losschickt, muss man ihre Position permanent im Auge behalten und Flughöhen von 40 bis 50 Metern als Mindestabstand zu heißen Quellen einhalten.

Lava fließt aus einem isländischen Vulkan
Lava fließt aus einem isländischen Vulkan.
Raffaele Cabras Keller

Punkt 2: Manuelle Steuerung und immer in Bewegung bleiben
Die automatisierten Funktionen einer Drohne mögen verlockend sein, aber manchmal können sie komplett versagen. Die ferromagnetischen Elemente im vulkanischen Magma und die enorm hohen Temperaturen können etwa ein Magnetfeld stören, was wiederum die Kompassfunktion deiner Drohne irritiert. Das führt zu falschen Messwerten und Navigationsfehlern – womöglich kann die Drohne nicht zum Ausgangspunkt zurückfinden oder schlimmer noch: Sie stürzt ab.

Zu lange über derselben Stelle zu schweben kann bei Vulkanen zur Überhitzung der Drohne führen und sie sogar schmelzen lassen. Es ist deshalb ratsam, die Drohne in Bewegung zu halten und ihr zwischen den Shots auch die Möglichkeiten zu geben, abzukühlen. Wer häufiger Landschaften aus luftigen Höhen fotografiert, sollte sich die Investition in eine zweite Drohne überlegen und diese abwechselnd losschicken. In der Zeit zwischen den Flügen kann man Back-ups machen.

Eine Detailaufnahme von fließender Lava
40 bis 50 Höhenmeter Abstand sollte man zu einem aktiven Vulkan mit der Drohne schon einhalten.
Raffaele Cabras Keller

Punkt 3: Achtung vor Wind und Aufwind
Winde können die stabile Balance einer Drohne und den Batterieverbrauch beeinflussen. Außerdem kann eine Mischung aus heißem Dampf mit kalter Luft (etwa über einem Vulkan) zu plötzlichen Aufwinden führen. Falls die Drohne Schwierigkeiten hat, im Flug gerade zu bleiben, sollte man nicht mit abrupten Bewegungen überreagieren und prüfen, ob man nicht besser landet.

Lava und Dampf treten aus einem Spalt im Vulkan
Die ferromagnetischen Elemente im Magma können ein Magnetfeld und damit die Drohne stören.
Raffaele Cabras Keller

Punkt 4: Abstand zu anderen halten
Vulkane sind ein beliebtes Fotomotiv, und man wird nicht die einzige Person sein, die ein spektakuläres Bild machen möchte. In Island hat Profi Cabras Keller an der Ausbruchstelle gut 20 zeitgleich fliegende Drohnen gezählt. Bei so einer Dichte kann die Steuerungs- und Übertragungsqualität gestört werden. Deshalb sollte unbedingt Abstand zu anderen Drohnenfliegenden gehalten werden. Es gilt, andere Personen zu respektieren, die solche Naturereignisse genießen wollen. Man sollte daher möglichst weit weg an ihnen vorbeifliegen und riskante Flugmanöver vermeiden.

Ein Fotograf über einem vulkanischen See
Für Drohnen gilt besonders, andere Personen zu respektieren, die Naturereignisse genießen wollen.
Raffaele Cabras Keller

Punkt 5: An Akkus und Back-ups denken
Bei der Landschaftsfotografie ist es generell wichtig, ausreichend Batteriereserven in der Nähe zu haben. Mit Drohne ist das noch wichtiger: Nur so kann sichergestellt werden, dass die Drohne sicher navigieren kann, insbesondere, wenn unerwartet starke Winde Energie schlucken und den Rückflug schwieriger machen. Das Letzte, was man möchte, ist eine Notlandung an einem aktiven Vulkan. Aber auch bei weniger gefährlichen Motiven gilt: Wenn man eine Drohne verliert, wird man froh sein, wenn man die Speicherkarten zwischen den Flügen gewechselt und somit ein Fotos gerettet und ein Back-up hat.

Der ÖAMTC und der Profifotograf raten unisono: Nie sollte das beste Foto, sondern immer der sichere und verantwortungsvolle Betrieb einer Drohne an oberster Stelle stehen. Auch mit Verantwortungsbewusstsein und Achtsamkeit gelingen atemberaubende Luftaufnahmen, ohne die Sicherheit von sich und anderen zu gefährden. (red, 30.8.2023)