Niger Konflikt Botschafter Militär
Am 26. Juli hatten Offiziere der Präsidialgarde im Niger den demokratisch gewählten Präsidenten Bazoum für entmachtet erklärt.
EPA/ISSIFOU DJIBO

Niamey – Im Niger hat die Militärregierung die Truppen in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Die Gefahr eines Angriffs sei gestiegen, hieß es in einem Papier des Verteidigungsministers vom Freitag, das am Samstag online verbreitet wurde. In Sicherheitskreisen des Nigers hieß es, das Dokument sei echt. Mit der höchsten Stufe könnte das Militär im Fall einer Attacke entsprechend handeln und bleibe von einem "Überraschungsangriff" verschont.

Das Militär im Niger unter der Führung des Generals Abdourahamane Tiani hatte am 26. Juli geputscht und Präsident Mohamed Bazoum gestürzt. Die westafrikanische Staatengruppe Ecowas hat sich zu einem militärischen Eingreifen im Niger bereit erklärt, um die verfassungsgemäße Ordnung wieder herzustellen. Bisher setzt sie jedoch auf eine diplomatische Lösung. "Um jeden Zweifel auszuschließen, möchte ich unmissverständlich klarstellen, dass die Ecowas weder dem nigrischen Volk den Krieg erklärt hat, noch dass es einen Plan gibt, einzumarschieren", sagte Ecowas-Präsident Omar Touray bereits am Freitag vor der Presse.

Nach einem Ultimatum zur Ausweisung des französischen Botschafters versammelten sich unterdessen rund 20.000 Menschen zur Unterstützung der nigrischen Machthaber in einem Stadion in der Hauptstadt Niamey. Die Flaggen des Nigers, Algeriens und Russlands säumten am Samstag die Tribünen des Seyni-Kountché-Stadions, wie Journalisten der Nachrichtenagentur AFP berichteten. Mit den nigrischen Nationalfarben bemalte Artisten gaben auf dem Spielfeld eine Vorführung zum Besten.

Konflikt mit Frankreich

"Wir haben das Recht, die Partner zu wählen, die wir wollen, Frankreich muss diese Wahl respektieren", sagte das Model Ramatou Ibrahim Boubacar, das von Kopf bis Fuß in nigrische Flaggen gekleidet war. "60 Jahre lang waren wir nie unabhängig, erst seit dem Tag des Staatsstreichs." Das Land unterstütze den Nationalen Rat für den Schutz des Vaterlandes (CNSP), der nach dem Sturz von Präsident Bazoum die Macht übernommen hatte.

Der CNSP wird von General Tiani geleitet, der die frühere Kolonialmacht Frankreich zum neuen Ziel auserkoren hat. Am Freitag hatte das nigrische Außenministerium verkündet, dass der französische Botschafter Sylvain Itte 48 Stunden zum Verlassen des Landes habe. Paris wies die Forderung zurück und erklärte, "Putschisten" hätten keine Befugnis dazu.

1.500 französische Soldaten stationiert

"Statt das Land zu verlassen, denkt der französische Botschafter, dies sei das Land seiner Eltern", sagte CNSP-Mitglied Idrissa Halidou. "Wir sind ein Kriegsvolk und bereit (gegen die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas) zu kämpfen", fügte er hinzu.

Die Ecowas hatte nach dem Staatsstreich weitreichende wirtschaftliche Sanktionen gegen das Land verhängt. Die neuen Machthaber im Niger werfen der Ecowas vor, sie sei ein Handlanger Frankreichs.

Vor dem Staatsstreich im Niger hatte Frankreich die Regierung von Präsident Bazoum aktiv im Kampf gegen jihadistische Milizen unterstützt. Noch immer sind etwa 1.500 französische Soldaten in dem Land stationiert. (APA, red, 26.8.2023)