Erst vor wenigen Tagen ist Russland bei einer Mondlandung gescheitert, während Indien die Oberfläche des Erdtrabanten zum ersten Mal erfolgreich erreichte. Auch Japan steht mit einem weiteren Mondprojekt in den Startlöchern, musste den Start der Sonde Slim (Smart Lander for Investigating Moon) wegen schlechten Wetters mittlerweile zum dritten Mal verschieben.

Rund eine halbe Stunde vor Ende des Countdowns sagten die japanische Raumfahrtbehörde Jaxa und das mitverantwortliche Unternehmen MHI am Montag den Start wegen zu starker Höhenwinde ab. Neben der Mondsonde Slim sollte die Trägerrakete H-2A auch einen von Jaxa, NASA und ESA entwickelten Forschungssatelliten ins All bringen.

Es ist bereits das dritte Mal, dass der ursprünglich für Samstag geplante Start der Mission vom japanischen Weltraumbahnhof Tanegashima wegen ungünstiger Wetterbedingungen verschoben werden musste. Mit nur einer halben Stunden vor dem für 02.26 Uhr (MESZ) geplanten Start fiel die Entscheidung diesmal sehr kurzfristig.

Ein neuer Termin stand zunächst nicht fest. Nach Angaben des für den Start verantwortlichen MHI-Managers Tatsuru Tokunaga dauern die Vorbereitungen für den nächsten Start "mindestens drei Tage". Das derzeitige Start-Zeitfenster endet demnach am 15. September.

Die Mission Slim soll in einem Krater auf der erdzugewandten Seite des Mondes landen. Mit an Bord hat sie zwei winzige Testrover.
Slim Mission
ISAS/JAXA

Einmal beim Mond angekommen, ist Slim jedenfalls ganz auf Präzision getrimmt: Das Landemodul soll möglichst punktgenau ein Ziel auf der Mondoberfläche erreichen. Hauptziel der Mission ist, Technologien zur Hinderniserkennung und Präzisionslandung zu testen. Slim soll sein Ziel im sogenannten Shioli-Krater auf der erdzugewandten Seite des Mondes auf 100 Meter genau erreichen. Zum Vergleich: Bei Apollo 11 betrug der Abweichungsspielraum rund zwei Kilometer.

XRISM/SLIM Launch Live Streaming
Livestream zum Raketenstart ab 01.55 Uhr MESZ.
JAXA | 宇宙航空研究開発機構

Punktlandung im Krater

Im Shioli-Krater, der sich innerhalb des größeren Cyrillus-Kraters befindet, gibt es keine großräumigen Ausweichmöglichkeiten, sein Durchmesser beträgt 270 Meter. In dem relativ jungen Krater könnte es wissenschaftlich interessantes Material in Oberflächennähe geben. Gesteinsanalysen könnten einige Rückschlüsse auf die Entstehungsgeschichte des Mondes erlauben. Dafür ist Slim auch mit einigen wenigen wissenschaftlichen Instrumenten und zwei winzigen Rovern ausgestattet. Der größere der beiden Miniroboter wiegt 2,6 Kilogramm, soll sich hüpfend fortbewegen und Daten direkt zur Erde senden. Das kleinere Gefährt erinnert noch mehr an ein Spielzeug: Es wiegt nur 250 Gramm und ist kugelförmig, fortbewegen soll es sich, indem es seine Form ändert.

Klein und vor allem leicht ist die ganze Mission. Slim kommt beim Start auf ein Gesamtgewicht von nur 590 Kilogramm, wobei rund zwei Drittel davon Treibstoff sind. Zum Vergleich: Die indische Mondsonde Chandrayaan-3 startete im vergangenen Juli mit rund 3,9 Tonnen ins All, die verunglückte russische Sonde Luna-25 mit 1,8 Tonnen. Das Leichtgewicht ist billiger, hat aber einen anderen Preis: Slim verfügt über weniger wissenschaftliche Instrumente als etwa Chandrayaan-3.

Aufnahmen der japanischen Trägerrakete mit Slim an Bord.

Vierter Landeanflug 

Die Priorität der japanischen Raumfahrtbehörde Jaxa liegt auf der Punktlandung selbst. Präzisionslandungen würden in Zukunft immer wichtiger werden, heißt es von der Jaxa. Die Erkenntnisse der Testmission sollen demnach dabei helfen, künftige Raumfahrtprojekte im Sonnensystem zu verbessern und Projekte wie Probenrückführungen von anderen Himmelskörpern billiger zu machen. Japan hat in diesem Bereich bereits beachtliche Erfolge vorzuweisen: Mit der Mission Hayabusa 2 gelang der Jaxa vor einigen Jahren nicht nur eine Landung auf einem Asteroiden, sondern auch der Rücktransport von Materialproben zur Erde.

Auf dem Mond ist Japan bislang allerdings noch nie gelandet. Im vergangenen April war das japanische Unternehmen Ispace beim Versuch gescheitert, mit dem Lander Hakuto-R die erste kommerzielle Mission auf den Mond zu bringen. Mit der Mission Slim, die von der Jaxa seit acht Jahren vorbereitet wird, steht bald der vierte Mondlandeversuch in diesem Jahr bevor. (David Rennert, 28.8.2023)