Bei Versprechungen ist Elon Musk zweifellos gut, bei deren Einhaltung wird es dann schwieriger. So hat der Tesla-Chef innerhalb des vergangenen Jahrzehnts immer wieder versichert, dass die eigenen Autos schon bald vollständig autonom fahren werden können – eingetreten ist das aber nie. Ob der alte Autopilot oder die neue "Full Self-Driving Beta" – bis heute bleibt all das ein besseres Fahrassistenzsystem, bei dem ein Mensch ständig bereits sein muss einzugreifen.

Eine Demonstration

Einen hervorragenden Beleg für dieses Verdikt liefert nun ausgerechnet Telsa-Boss Musk selbst, wie "404 Media" aufgefallen ist. Via Livestream auf Twitter wollte er die Fähigkeiten der neuesten Beta-Version des selbstfahrenden Tesla-Systems demonstrieren. Tatsächlich absolvierte diese eine – unter optimalen Sichtbedingungen abgehaltene – Fahrt weitgehend fehlerfrei, doch eben nur weitgehend.

Kurz vor der 20-Minuten-Marke entschloss sich das Auto kurzerhand, geradeaus in eine Kreuzung zu beschleunigen, obwohl die Ampel für diese Richtung Rot anzeigte und abbiegende Autos die Kreuzung querten. Eine schnelle Bremsung von Musk verhinderte Schlimmeres. Ein mitfahrender Tesla-Mitarbeiter spekulierte danach, dass die Software durch das Grünlicht für die Abbiegespur irritiert worden sein könnte.

Reaktion

Musk versuchte die Situation in der Folge zu überspielen und verwies darauf, dass es sich dabei noch um ganz neue Software handle, die entsprechend für die breite Öffentlichkeit noch nicht verfügbar sei. Das ist eine durchaus valide Anmerkung, ändert aber nichts daran, dass die Liste ähnlicher Vorfälle mit der Full Self-Driving Beta lang ist. Zudem üben Expertinnen und Experten seit Jahren scharfe Kritik an Tesla, die Versprechungen der Firma seien geradezu fahrlässig, da sie bei den Kundinnen und Kunden falsche Erwartungen entstehen ließen.

Die Kritik richtet sich dabei nicht zuletzt an die von Tesla gewählte Technologie. Denn während Firmen wie Waymo oder Cruise, deren Robotaxis mittlerweile komplett ohne Fahrer die Straßen von San Francisco durchstreifen, dafür Spezialhardware wie Lidar verwenden, beharrt Tesla darauf, dass herkömmliche Kameras und ein paar simple Sensoren ausreichen. Freilich hat das auch finanzielle Gründe, ein Lidar würde die Herstellungskosten eines Tesla deutlich erhöhen.

Vergleiche

Klar ist jedenfalls, dass die Tesla-Software im Vergleich zu echten selbstfahrenden Systemen sehr schlecht abschneidet. So haben etwa die Analysten von Guidehouse Insights vor einigen Monaten die autonomen Fahrsysteme von 16 Firmen verglichen. An der Spitze landete dabei der israelische Hersteller Mobileye, knapp gefolgt von der Googe-Schwester Waymo und dem chinesischen Tech-Unternehmen Baidu. Tesla hingegen findet sich in diesem Ranking mit seiner Full Self-Driving Beta am anderen Ende der Skala – also auf dem letzten Platz. (red, 28.8.2023)