Wien – In Ostösterreich hat die letzte Ferienwoche begonnen. Während viele Kinder sich auf den Schulstart freuen, stellt er heuer für außergewöhnlich viele Eltern eine finanzielle Herausforderung dar. Einer aktuellen Studie der Arbeiterkammer zufolge liegen die Kosten für Schulsachen im Vergleich zum Vorjahr um rund zehn Prozent höher.

Rund zehn Prozent mehr kosten Schulartikel im Vergleich zum Vorjahr, belegt eine Studie der Arbeiterkammer.
APA/ROLAND SCHLAGER

Die Caritas bietet ab sofort in ihren Shops Schulsachen zum Sonderpreis – solange der Vorrat reicht. "Die Nachfrage ist deutlich größer als das Angebot“, so Klaus Schwertner, Caritas-Direktor der Erzdiözese Wien, am Montag vor Medienvertretern zum Auftakt der Aktion. Gern können bis auf weiteres gut erhaltene Sachen wie etwa Schultaschen und -tüten, Malkästen, Federpennale, Turnsackerln und Hefte etc. bei den Carla-Standorten (Mittersteig, Nord und Pop-up Mariahilf) abgegeben werden.

Jedes vierte Kind in Wien armutsgefährdet

353.000 Kinder und Jugendliche gelten bundesweit als armutsgefährdet – in Wien jedes vierte Kind. Laut der aktuellen Schulkostenstudie der Arbeiterkammer belaufen sich die Gesamtkosten pro Schuljahr für Kinder in der Volksschule und Unterstufe auf fast 1.500 Euro – schon vor den aktuellen Teuerungen war dies für viele Familien schwer zu stemmen.

In den Secondhand-Drehscheiben der Caritas können gut erhaltene Schulsachen um wenige Euro erstanden werden – einen Rucksack, noch neu mit Etikett, gefüllt mit einem kompletten Starterpack, gibt es etwa ab 35 Euro, Schultaschen ab fünf Euro.

Aber auch Nachhilfe bleibt ein großes Problem: 720 Euro zahlen Eltern im Schnitt pro Schulkind. Die kostenlosen Lerncafés der Caritas, die seit 2007 Förderungen für finanziell benachteiligte Schüler bieten, verzeichnen lange Wartelisten. 354 hoffen allein in Wien auf einen Platz im Lern- und Nachmittagsbetreuungsangebot. Bundesweit werden derzeit rund 1.900 Schüler in 68 Caritas-Lerncafés betreut. Im letzten Schuljahr konnten 95 Prozent die Klasse positiv abschließen.

Schulsachensammelaktion am Donnerstag

"Obwohl es zusätzliche staatliche Unterstützungen gibt, sehen wir, dass die Teuerungen jene noch ärmer machen, die es vorher schon waren – darunter auch beunruhigend viele Kinder und Jugendliche“, mahnte Schwertner.

Auch Gleichaltrige haben angepackt: Im Rahmen der youngCaritas Schulsachensammlung haben 8.500 Schülerinnen und Schüler in Wien und Niederösterreich Schulmaterialien gesammelt. In 54 Schulen kamen mehrere Hundert Schultaschen und Rucksäcke, Malkästen und Buntstiftesets sowie Jausenboxen, Trinkflaschen und tausende Schulhefte zusammen, die Familien in den Mutter-Kind-Häusern und den Sozialberatungsstellen der Caritas zugutekommen und in den Carlas zu günstigen Preisen weitergegeben werden. Am Donnerstag können von 11.30 bis 16 Uhr Schultüten im Caritas-Shop in der Mariahilfer Straße 77 vorbeigebracht werden, die im Anschluss in den Caritas-Einrichtungen befüllt und pünktlich zum Schulstart verteilt werden.

Caritas fordert Gesamtreform der Sozialhilfe

Schwertner zeigte sich überzeugt, dass weitere Reformen im Bildungsbereich notwendig sind. "Um den Familien auch langfristig zu helfen, fordert die Caritas eine Gesamtreform der Sozialhilfe neu mit bundesweit einheitlichen Mindeststandards und bedarfsorientierten Kinderrichtsätze“. Einmalzahlungen wären gut, würden aber rasch verpuffen. Das kostenfreie warme Mittagessen an Wiener Pflichtschulen ab Herbst wirke etwa als treffsichere Maßnahme.

"Wir dürfen uns niemals mit Kinderarmut abfinden – und müssen jedes Kind auf die Bildungsreise mitnehmen!“ so Schwentner. Bildung sei die beste Armutsprävention. (APA, 28.8.2023)