Bregenz – Eine interne Untersuchung von Siemens zieht weite Kreise. In dem Bericht werden schwere Vorwürfe gegen Siemens-Mitarbeiter und Personen aus der Baubranche geäußert: Sie sollen Rechnungen fingiert und Kickbacks erhalten haben. Derzeit gibt es zehn Verdächtige, davon sitzen drei in U-Haft; zudem wurden zwei Selbstanzeigen eingebracht und Geldbeträge als tätige Reue hinterlegt.

Involviert in die mutmaßliche Korruptionscausa sind Mitarbeiter der Vorarlberger Krankenhaus-Betriebsgesellschaft (KHBG), Verdachtsmomente gibt es auch rund um den Automobilzulieferer Hirschmann, der der Industriellenfamilie Rauch zuzurechnen ist, sowie um die Renovierung des Bregenzer Festspielhauses. Die Siemens-Prüfer hegen gemäß Informationen des STANDARD auch den Verdacht, dass es zu Ungereimtheiten "rund um die Neugestaltung des Hallenbads Bregenz" gekommen sein könnte. Das würden E-Mails zwischen dem verdächtigen Siemens-Ex-Manager und dem früheren Baumanager und Bregenzer SPÖ-Stadtrat Wilhelm Muzyczyn nahelegen, wie es in der von Siemens eingebrachten Anzeige heißt.

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Siemens hat nach Hinweisen eines Whistleblowers einen Compliance-Bericht verfasst und Anzeige eingebracht.
EPA

Ein iPhone von Siemens

Gegen Muzyczyn waren auch Vorwürfe rund um das Festspielhaus Bregenz sowie rund um die gemeinnützige Wohnbaugenossenschaft Alpenländische, deren Geschäftsführer er war, geäußert worden. Muzyczyn räumte zwar gegenüber den Vorarlberger Nachrichten (VN) ein, von Siemens ein iPhone erhalten zu haben, weist aber jedweden strafrechtlich relevanten Vorwurf zurück.

Laut Siemens-Bericht taucht Muzyczyn aber auch als damaliger Präsident des Fußballvereins Viktoria 62 Bregenz auf. So ist in der Anzeige zu lesen, dass der verdächtigte Ex-Mitarbeiter dem Fußballklub "mittels fingierter Rechnungen, die wahrscheinlich auf Projekte von Siemens-Österreich-Kunden gebucht wurden (...), Zuwendungen zukommen ließ". Ob es dafür Gegenleistungen durch Muzyczyn gegeben habe, "konnte bislang nicht ermittelt werden".

Gefunden hätten die Siemens-Prüfer etwa eine am 7. Dezember 2022 gestellte Rechnung für Fußbälle in Höhe von rund 2.300 Euro. Muzyczyn habe diese Rechnung mit den Worten "wunschgemäß die Rechnung für die Bälle, die man noch auf einen anderen Adressaten umschreiben kann", an den Siemens-Manager weitergeleitet. Schließlich sei als Rechnungsanschrift eine Baufirma eingetragen worden, die einem der beschuldigten Mitarbeiter der KHBG zuzuordnen sei. Auch andere Rechnungen seien so manipuliert worden, heißt es in dem Siemens-Bericht. Aus dem Verein heißt es, Muzyczyn habe keine Funktion mehr, und man prüfe alle Rechnungen. Der Ex-Baumanager wollte sich auf Anfrage nicht äußern. Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung. (fsc, gra, 29.8.2023)