Drei Bagger räumen den Weg einer Straße frei. 
Die Aufräumarbeiten im Gasteiner Kötschachtal starten.
APA/EXPA/ JFK

Wien – Die Wetterlage in Österreich hat sich in der Nacht auf Dienstag beruhigt, entspannt hat sich die Situation aber noch nicht vollends. In Tirol und Salzburg, wo erste Aufräumarbeiten starten, sinken zwar die Wasserstände, in Oberösterreich wird die Lage aber weiter beobachtet – dort führt vor allem der Inn und die Donau große Wassermengen. Betroffen ist der Westen Österreichs auch weiterhin von zahlreichen Straßensperren. In der Früh teilte die Landespolizeidirektion Salzburg mit, dass die B159 am Pass Lueg komplett gesperrt sei. Auch in Kärnten gibt man noch nicht Entwarnung, dort wird die Lage besonders in Bleiburg (Bezirk Völkermarkt) laufend evaluiert. Die Situation beim Alpenrhein in Vorarlberg hat sich deutlich entspannt.

Nach starken Niederschlägen im Westen ist auch in Niederösterreich der Pegel entlang der Donau angestiegen. Aus Sicht der Feuerwehr wurde die Lage vorerst als ruhig bewertet, großflächige Überschwemmungen seien nicht zu erwarten. An der Messstelle in Kienstock (Bezirk Krems) lag der Pegel der Donau gegen Mittag laut den Wasserstandsnachrichten des Landes bei 6,76 Metern, der Maximalstand wurde für etwa 18 Uhr bei 6,80 Metern erwartet.

Donaupegel steigt an

Im oberösterreichischen Schärding wurde noch am Montagabend der Zivilschutzalarm ausgelöst. Grund sei der Pegel des Inns, der auch am Dienstag weiter steigen soll, wie das Ö1-"Morgenjournal" berichtete. Aktuell liegt der Inn laut Hydrologen bei 6,80 Metern und soll im Lauf des Tages auf den Höchststand von sieben Metern ansteigen. Betroffen sei auch die Donau in Linz, dort wurde am Abend ein mobiler Hochwasserschutz aufgebaut. Die Berufsfeuerwehr appellierte daher vorsorglich an die Besitzer dort geparkter Autos, diese wegzubringen. Ansonsten werde sie die Feuerwehr nötigenfalls entfernen.

Inn-Promenade im oberösterreichischen Schärding
Starke Regenfälle haben unter anderem in Teilen Oberösterreichs für Hochwasser gesorgt. Im Bild die Situation am Dienstag an der Inn-Promenade in Schärding.
APA/Ulrike Elisabeth Innthaler

In der Nacht auf Dienstag waren vor allem Salzburg und Tirol von Überflutungen betroffen. Besonders viel Aufmerksamkeit erregten die Bilder aus Bad Gastein im Pongau: Der weltberühmte Wasserfall in der Innenstadt entwickelte sich zu einer braunen Sturzflut.

In Bad Gastein entwickelte sich der berühmte Wasserfall zu einer Sturzflut

Großarltal und Gasteinertal wieder erreichbar

In Salzburg hat sich die Hochwassersituation am Dienstag aber entspannt. Seit Montagabend sind die Pegelstände stark rückläufig. In der Landeshauptstadt, wo am Montag zur Sicherheit noch die mobilen Hochwasserschutzwände entlang der Salzach aufgebaut wurden, waren am Vormittag nur noch die Fahrrad-Unterführungen gesperrt.

In Hallein war der Pegel der Salzach hoch, der Hochwasserschutz wurde vorsorglich aufgebaut – doch die Stadt kam ohne Überschwemmungen davon. Erst vor zwei Jahren wurde die zweitgrößte Stadt Salzburgs von einem verheerenden Hochwasser heimgesucht. Damals trat der Kothbach über die Ufer. Die Wassermassen durchfluteten in kürzester Zeit etliche Straßen und Gassen in der Altstadt.

Am Dienstag mussten vor allem im Pongau zahlreiche Schäden aufgearbeitet werden, nachdem Flüsse über die Ufer getreten sind. In Bischofshofen strandeten am Montagnachmittag etliche Fahrgäste der ÖBB, nachdem die Strecke zwischen Werfen und Golling am Abend komplett gesperrt werden musste. Ein Schienenersatzverkehr konnte erst am Abend eingesetzt werden. Auch der Fernverkehr über die Tauern zwischen Schwarzach und Spittal in Kärnten sowie nach Graz und etliche Nachtzugverbindungen mussten eingestellt werden.

Die aktuelle Entspannung will die ÖBB nutzen, um die unterbrochenen Strecken wieder instand zu setzen. Alle verfügbaren Technikerinnen und Techniker der ÖBB-Infrastruktur würden mit Hochdruck an der Beseitigung der noch verbliebenen Schäden arbeiten, heißt es in einer Aussendung.

Hochwasserschutz wird rückgebaut

In Tirol hat sich die Hochwasserlage in der Nacht auf Dienstag weiter beruhigt und geht in Richtung Normalität. Die Pegelstände an den meisten Messstellen sanken erneut, es regnete zwar vereinzelt, aber nicht mehr so stark wie am Montag. Indes wurden die Zivilschutzwarnungen für die Unterländer Bezirksstadt Schwaz und die Gemeinde Kramsach aufgehoben. Die Hochwasserschutzeinrichtungen werden nun tirolweit rückgebaut, informierte das Land am Vormittag.

Auch in Innsbruck gingen die Pegelstände über Nacht sukzessive zurück. Die Brückensperren wurden wieder aufgehoben, im Lauf des Tages würden nun Sicherungseinrichtungen im Bereich von Inn und Sill abgebaut, informierte der für Sicherheit zuständige Vizebürgermeister Johannes Anzengruber (ÖVP) per Aussendung. Man sei "mit einem blauen Auge davongekommen".

Eine erste Begutachtung ergab, dass die Schäden an der öffentlichen Infrastruktur rund zwölf Millionen Euro betragen. Das hintere Ötztal war weiterhin nicht erreichbar. Landeshauptmann Anton Mattle und Sicherheitslandesrätin Astrid Mair (beide ÖVP) machten sich am Dienstag bei einem Lokalaugenschein ein Bild der Situation. "Ziel ist es, die Erreichbarkeit des hinteren Ötztals über die Landesstraße schnellstmöglich wiederherzustellen.

Über das Timmelsjoch aber auch über den Luftweg ist die Versorgungssicherheit und die medizinische Notfallversorgung gewährleistet", sagte Mattle im Anschluss. Probleme gab es bei den Gasleitungen: "An vier Stellen im Ötztal wurde die Gasleitung aus ihrer Position gerissen bzw. freigelegt. Die Gasversorgung ist nach wie vor aufrecht. Die Begehungen und Planungen laufen, sodass schnellstmöglich die Ersatzleitungen installiert werden können", hielt Mattle fest.

Weiterhin Verkehrsbehinderungen

Die Hochwasser-Situation hatte auch zu zahlreichen Verkehrsbehinderungen geführt, wobei sich die Lage dahingehend ebenfalls normalisierte. Bis Dienstagabend war laut ÖBB noch die Brennerbahnstrecke gesperrt. Die Sperre der Westbahnstrecke zwischen Schönwies und Imst-Pitztal wurde am Nachmittag aufgehoben, selbiges galt für die Sperre der Mittenwaldbahnstrecke in Innsbruck.

Ein Kraftwerk am Inn mit rauschenden Wassermengen.
Die Lage beim Kraftwerk Ranshofen am Inn in Oberösterreich.
APA/Manfred Fesl

Die Niederthaier Straße (L238) wurde aufgrund eines Böschungsbruches gesperrt. Es gibt eine Umleitung ab dem Gasthof Stuibenfall bis Bichl für Fahrzeuge bis 7,5 Tonnen, informierte das Land. Laut ÖAMTC war außerdem die Brenner Straße (B182) bei Gries am Brenner wegen Erdrutschgefahr gesperrt. Auch die Mieminger Straße (B189) ist zwischen Nassereith und Holzleiten nicht befahrbar.

Hochwassersituation am Alpenrhein entspannt

Die Hochwassersituation am Alpenrhein in Vorarlberg hat sich am Dienstagnachmittag deutlich entspannt. Zwar waren die Abflussmengen des Flusses weiter beeindruckend, sie nahmen über den Tag hin aber ab und befanden sich nicht im bedrohlichen Bereich. Die Rheinvorländer wurden nicht mehr geflutet. Auch die Niederschläge wurden weniger. In den vergangenen 24 Stunden waren für die Feuerwehr über 80 Einsätze zusammengekommen.

Welche enormen Mengen an Wasser der Rhein in den vergangenen Stunden in den Bodensee transportiert hat, zeigte der See-Pegel: Dieser war allein am Montag um etwa 40 Zentimeter angestiegen, am Dienstag kamen noch einmal über 30 Zentimeter dazu - damit der Bodensee um nur einen Zentimeter zulegt, braucht es 5,4 Millionen Kubikmeter Wasser. Durch den großen Sprung übertraf der Pegel erstmals seit Anfang Mai wieder die Vier-Meter-Marke und lag Dienstagmittag mit 413 Zentimetern um 24 Zentimeter über dem langjährigen mittleren Wasserstand. Vom Maximalwert zu dieser Jahreszeit war man freilich noch gut einen Meter entfernt. (ste, ruep, ret, APA, 29.8.2023)