Gerade die US-Techbranche, die globale Prophetenindustrie in Sachen neue Arbeitswelt, hat nach der großen Abbauwelle ein Problem mit Remote Work und schreibt – inklusive Androhung verschiedenster Strafen – wieder Bürodienst vor. Aktuell wird sogar bei Zoom Dienst im Office angeordnet. Im Hintergrund tauchen neueste Studien auf, die nun doch Produktivitätsverluste im Homeoffice nachweisen wollen.

Zustand ex ante

Das wirkt wirklich paradox. Geht's jetzt zurück zum Zustand ex ante – diesmal aber ohne die vielen schönen Versprechen, wie toll so ein Tag im architektonisch angereicherten Großraumbüro sein wird? Jedenfalls ohne die lange Liste der Vorteile des Arbeitens von irgendwo, die von Energieersparnis und Klimaschonung bis zu schönerem Familienleben reichen? Will man der Belegschaft ein "gesundes" Sozialleben verordnen, die Kreativität pushen oder ist das ein neuer Pakt mit der bedrängten Immobilienwirtschaft – was steckt dahinter?

Ein junger Mann sitzt vor seinem Laptop auf die Tischplatte gestützt
Wird beim Arbeiten zu Hause zu viel Zeit verplempert, oder klappt es nicht mit den altbekannten Führungsinstrumenten?
Imago

Oft ist schlimm, wer Schlimmes denkt, aber es drängt sich doch ein Verdacht auf: Unternehmen haben zwar tonnenweise Dogmen zur neuen Führung aus der Beraterbranche eingekauft, konnten sie aber nicht umsetzen, ihre Kulturen nicht wirklich ändern und anpassen.

Die praktischen, geliebten alten Prozesse und die klassische Überwachung der Leistung sind im Transfer auf Remote Work gescheitert. Chefinnen und Chefs wissen weder, wie es den Leuten geht, noch können sie detailliert reporten, was sie jede Minute daheim tun. Statt Vertrauen und Ermöglichung scheint die Angst der Führung zu regieren, die Leute könnten ihren Arbeitgeber um die Leistung betrügen. (Karin Bauer, 31.8.2023)